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Altmaier will Innenstädte retten Altmaier will Innenstädte retten: Welche Konzepte die Zukunft der Läden sichern sollen

Von Frank-Thomas Wenzel 21.10.2020, 04:00
Das wirtschaftliche Leben vieler Innenstädte liegt am Boden.
Das wirtschaftliche Leben vieler Innenstädte liegt am Boden. dpa

Berlin - Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) will eine Kampagne zur Belebung der Innenstädte starten. „Der Erhalt der Innenstädte ist für mich auch eine Frage der kulturellen, der regionalen und der nationalen Identität“, sagte Altmaier am Dienstag nach einem virtuellen „Innenstadtgipfel“, an dem Vertreter des Handels, der Kommunen und Experten teilnahmen. Wichtig sei eine Trendumkehr mit einer Strategie, die dem Verfall der Stadtzentren entgegenwirke. Kurzfristiges Ziel müsse sein, „das Sterben des Einzelhandels schon während der Pandemie deutlich zu verlangsamen, sodass es im Lauf des Jahres 2021 zum Stillstand kommt“.

Klar ist für den Minister: „Wir lassen die Einzelhändler nicht im Stich.“ Im März und April seien an mehr als zwei Millionen Betriebe Soforthilfen gezahlt worden. Zusätzliche Überbrückungshilfe sei bis zum Jahresende sichergestellt.

Onlinehandel soll stützen

Altmaier regte auch an, den Verkauf vor Ort mit dem Onlinehandel zu verknüpfen. Die Vorteile von E-Commerce müssten dem stationären Händler zugute kommen. Der Minister hatte schon vor dem Treffen beschrieben, wie das funktionieren kann: Der Kunde kauft zu Hause im Onlineshop über den Händler seiner Wahl und holt die Bestellung im Laden ab. Es müsse darüber hinaus darum gehen, „attraktive Stadteilkonzepte“ zu entwickeln. Altmaier hofft dabei auf die Unterstützung seiner Kabinettskollegen.

Für eine Flexibilisierung der Ladenöffnungszeiten hat er sich überdies stark gemacht. Ein oder zwei zusätzliche verkaufsoffene Sonntage könnten helfen, Umsatzverluste vom Frühjahr auszugleichen. Zudem seien flexiblere Öffnungszeiten im Kampf gegen das Virus sinnvoll. So könne verhindert werden, dass sich die Menschen vor den Geschäften drängeln. Allerdings lehnt Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) derartige Lockerungen ab. Auch Gewerkschaften und Kirchen sind vehement dagegen.

Bis zu 50.000 Geschäfte gefährdet

Stefan Genth, Geschäftsführer des Handelsverbands HDE, betonte, dass die Kundschaft nach wie vor das Bedürfnis des „analogen Erlebnisses in der Stadt“ habe. Deshalb sei staatliche Hilfe wichtig, um Händlern die Möglichkeit zu geben, ihre Produkte verstärkt über verschiedene Kanäle anzubieten. Die Misere liege nicht an mangelnder Kaufkraft. „Es liegt daran, dass die Menschen weniger in die Städte gehen.“ Die Händler seien unverschuldet in eine Lage geraten, aus der sie allein nicht herauskämen. Aktuell seien besonders in kleinen und mittelgroßen Städten bis zu 50.000 Geschäfte gefährdet.

In den vergangenen Monaten mangelte es nicht an Warnungen vor einer Verödung der Innenstädte. Die Abwärtsspirale ist in vielen Stadtzentren zwar seit Jahren ein Thema. Durch die Pandemie sind die Nöte stationärer Händler aber deutlich gestiegen. Und Genth machte schon vor Wochen darauf aufmerksam, dass viele Händler ihre Miete nicht mehr komplett bezahlen können.

E-Commerce legt kräftig zu

Zu den Verlierern zählen die Warenhäuser, deren Umsätze von April bis Juni um mehr als ein Fünftel einbrachen. Besonders hart trifft es auch die Bekleidungsbranche. Zugleich legt der Onlinehandel kräftig zu. Im zweiten Quartal klettern die Erlöse im E-Commerce um fast ein Drittel. Die Zuwächse haben sich über den Sommer fortgesetzt.

Der HDE hatte die Einrichtung eines 500 Millionen Euro schweren Innenstadtfonds gefordert. Mit dem Geld sollte den Kommunen geholfen werden, Konzepte zu entwickeln. Ferner machte sich der Verband dafür stark, ein Leerstandskataster aufzubauen. Ein Teil des Gelds sollte für „aktive Ansiedlungspolitik“ verwendet werden – inklusive der Möglichkeit eines Vorkaufsrechts für Immobilien, um gezielt bestimmte Nutzungen zu erreichen. (mz)