Altersvorsorge Altersvorsorge: Über 90 Millionen Lebensversicherungen existieren

München/Stuttgart/dpa. - Die Lebensversicherung. Mehr als 90 Millionen Verträge gibt es in Deutschland. Die meisten Deutschen nutzen diese Versicherung zur Altersvorsorge. Verbraucherschützer warnen jedoch: Sparen fürs Alter und Risikoabsicherung sollten sauber getrennt werden. Besonders für junge Menschen ist zudem der Schutz gegen Berufsunfähigkeit wichtig.
Für Gabriele Hoffmann, Sprecherin des Gesamtverbandes derDeutschen Versicherungswirtschaft (GDV) in Berlin genügt ein Blick auf die Entwicklung auf dem Aktienmarkt in den vergangenen dreiJahren, um die Vorteile der Lebensversicherung darzustellen: «DieLebensversicherer haben die Aktienmarktkrise relativ glimpflichüberwunden. Es handelt sich um eine sehr sichere und ausgewogeneAnlage, bei der der Kunde nichts verlieren kann», sagt Hoffmann.
Daran ändert ihrer Meinung nach auch die derzeitige Branchenkrise nichts: «Falls ein Versicherer nicht mehr zahlungsfähig sein sollte, springt das Gemeinschaftunternehmen Protektor und damit die gesamte Branche ein.» Der gesetzliche Garantiezins sei zwar auf 2,75 Prozent gesenkt worden. Aber es gebe noch immer Überschussbeteiligungen vonderzeit 4,4 bis 4,5 Prozent.
91,5 Millionen Lebensversicherungsverträge gab es nach GDV-Angaben im vergangenen Jahr. Zwei Drittel der 25- bis 64-jährigen Deutschen besitzen laut einer Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach im Auftrag der cash.life AG eine Lebensversicherung. 69 Prozent davonhaben die Versicherung zur Altersvorsorge abgeschlossen.
Verbraucherschützer raten jedoch eher davon ab, mit einerKapitallebensversicherung fürs Alter vorzusorgen. «Das Hauptproblem bei der Kapitallebensversicherung ist, dass sie so unflexibel ist», sagt Karin Roller, Versicherungsexpertin bei der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg in Stuttgart. Wenn sich die Lebensumstände ändern, etwa durch Arbeitslosigkeit, komme man oft nur mit Verlusten aus dem Vertrag.
«Außerdem ist die Kombination von Altersvorsorge undRisikoabsicherung nicht sinnvoll», sagt die Verbraucherschützerin.Der gesetzlich garantierte Zinssatz werde nur teilweise für dasAnsparen verwendet, ein Teil der Beiträge gehe für die Risikovorsorgedrauf: «Das senkt die tatsächliche Rendite.»
Expertin Roller empfiehlt die Lebensversicherung daher nur fürganz bestimmte Personengruppen: «Wenn die persönliche Lebensplanung weitgehend abgeschlossen und der Hausbau kein Thema mehr ist, kann eine Lebensversicherung interessant werden», sagt Roller. Besondersdie Steuerbefreiung mache sie in diesen Fällen attraktiv.
Eine reine Risikolebensversicherung hingegen ist für alle wichtig, die die Familie für den Fall des eigenen Todes absichern wollen. «Dabei sollte man darauf achten, nicht nur den Hauptverdiener zu versichern», rät Roller. Auch der Tod des Partners könne oft große finanzielle Schwierigkeiten nach sich ziehen.
Laut Verbraucherschützerin Roller ist es sinnvoll, zwei getrennte Verträge abschließen. Das ist zwar teurer als ein gemeinsamer Vertrag, hat aber einen entscheidenden Vorteil: Sterben beideEheleute gleichzeitig, erhalten die Hinterbliebenen zweiVersicherungssummen ausgezahlt. Bei einer gemeinsamenLebensversicherung gibt es nur einmal Geld.
Bei der Auswahl der geeigneten Risikolebensversicherung zählt vor allem der Preis. Dabei ist hier der Versicherungsschutz recht günstig. Laut einer Untersuchung der Stiftung Warentest ist bei dem günstigsten Anbieter Asstel in Köln der Versicherungsschutz für einen 30-jährigen Nichtraucher bei 20-jähriger Laufzeit schon für 119,90Euro Jahresbeitrag zu bekommen. Den günstigsten Rauchertarif bietet demnach CosmosDirekt mit Sitz in Saarbrücken für 171,87 Euro.
Unverzichtbar ist nach Expertenmeinung vor allem für jungeMenschen eine Berufsunfähigkeitsversicherung. Alle nach dem 1. Januar1961 Geborenen haben nämlich nur sehr eingeschränkt Anspruch auf die gesetzliche Erwerbsminderungsrente.
Eine Berufsunfähigkeitsversicherung sollte man aber auf keinenFall mit einer Kapitallebensversicherung koppeln, sagtVerbraucherschützerin Roller: «Wenn man die Kapitallebensversicherungkündigen muss, kann man auch die Berufsunfähigkeitsversicherung nichthalten. Oft bekommt man dann aber wegen des fortgeschrittenen Altersoder inzwischen eingetretener Vorerkrankungen keine neue Versicherungmehr.»