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Abgabe für Überproduktion Abgabe für Überproduktion: NRW-Milchbauern befürchten hohe Strafe

Von Evelyn Binder 07.01.2015, 17:58

Krefeld - Angesichts der Rekordauszahlungspreise von 37,50 Cent für ein Kilo Milch sind viele Milchbauern 2014 volles Risiko gegangen – und müssen nun teuer dafür bezahlen: Bundesweit haben sie bislang 4,5 Prozent mehr Milch abgeliefert als im Vorjahr und rechnen nun mit einer Rekordstrafe für das im Frühjahr ablaufende Wirtschaftsjahr. Die so genannte Superabgabe, die für Produktion oberhalb der erlaubten Quote an die EU fließt, könnte weit über der Strafe von 163 Millionen Euro aus dem vergangenen Jahr liegen.

30 Cent pro Kilogramm

„Das wird viele Landwirte hart treffen, viele werden an ihre Liquiditätsgrenze kommen“, sagt Hans Stöcker, Vorstand der Landesvereinigung der Milchwirtschaft NRW. Verschärfend kommt hinzu, dass der durchschnittliche Auszahlungspreis auf 30 Cent gesunken ist. Betrachtet man nur den Januar, liegt der Wert sogar zehn Cent unter dem Vorjahr. Das ist aber immer noch deutlich mehr als der Tiefstpreis aus dem Jahr 2009, als 25 Cent gezahlt wurden.

In NRW lieferten die Betriebe mit 3,3 Millionen Tonnen 2014/2015 bislang 4,2 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Viele Betriebe schlachten laut LV Milch derzeit mehr Vieh als sonst, um die Milchmengen noch zu begrenzen. Das bringt aber auch die Fleischpreise unter Druck.

Einziger Trost: Es wird die letzte Superabgabe sein. Im März endet die EU-Quotenregelung, die die Mengen regulierte. Experten der LV Milch erwarten nicht, dass die Mengen danach sprunghaft steigen. Wer seinen Bestand erweitern wollte, habe es bereits getan. Zudem begrenzten viele Faktoren auch künftig die Menge: Vorgaben zum Einsatz von Dünger, Regelungen zum Viehbesatz, der Rückgang landwirtschaftlicher Flächen und steigende Futterkosten etwa. Viel höhere Mengen Gülle, die bei einer Steigerung der Kuhzahl anfielen, könnten die Landwirte gar nicht auf vorhandenen Flächen ausbringen, sagte LV-Milch-Geschäftsführer Rudolf Schmidt.

In NRW gibt es derzeit noch 7056 Milchkuhhalter. Das sind 4,3 Prozent weniger als im Jahr zuvor. Vor 30 Jahren gab es noch 35 000 Milchkuhhalter. Die Zahl der Milchkühe stieg binnen Jahresfrist leicht auf 420 000. 1985 waren es noch mehr als eine halbe Million. Die Leistung pro Kuh erhöhte sich seit 1985 deutlich auf 7906 Kilogramm im Jahr (1985: 5000).

Im Inland hat der Lebensmitteleinzelhandel zuletzt deutliche Preisreduzierungen durchsetzen können. Auf höhere Preise hoffen Landwirte und Molkereien deshalb erst in der zweiten Jahreshälfte. Viele Molkereien suchen ihr Glück im Ausland, auch wenn es zuletzt nicht überall gut lief.

Die Hälfte der NRW-Milch geht ins Ausland, der größte Teil allerdings in die EU. 15 Prozent fließen in Drittländer. Das russische Importembargo belastete zuletzt ebenso wie der Nachfragerückgang in China – auch wenn Milchpulver aus Deutschland in Asien immer noch so gefragt ist, dass viele Drogerien hierzulande aus Furcht vor Hamsterkäufen von Zwischenhändlern die Abgabemengen beschränken. Seit 2008 in China Babys durch Gift in chinesischer Babynahrung starben, kaufen viele Eltern dort nur noch Importware aus Europa.