26 Milliarden Euro für Lebensmittel-Hersteller 26 Milliarden Euro für Lebensmittel-Hersteller: Käpt'n Iglo an Investmentfirma verkauft
Frankfurt - Für viele Kinder nicht nur in Deutschland gehören Fischstäbchen mit der Werbefigur Käpt’n Iglo auf der Packung zu den beliebteren Begegnungen am Essenstisch. Nun erhält der 30 Jahre alte Werbeträger einen neuen Heimathafen – und mit ihm sein ganzer Mutterkonzern Iglo. Das britisch-deutsche Tiefkühlkost-Unternehmen wird von einer Investmentfirma zur nächsten weitergereicht.
Der deutsche Finanzinvestor Permira verkauft die Firma für rund 2,6 Milliarden Euro an die Investmentfirma Nomad, wie die Beteiligten am Montag mitteilten. Diese hat ihren Sitz auf den steuerbegünstigten britischen Jungferninseln und ist bisher ein reines Vehikel zum Kauf von Firmen. Nomad strebt aber nach der Übernahme einen Börsengang an, will sich in „Nomad Foods“ umbenennen und durch weitere Zukäufe ein Schwergewicht im internationalen Lebensmittelmarkt werden. Permira soll daran mit neun Prozent beteiligt werden.
Hinter der Idee stehen die in der Lebensmittelbranche bekannten Investoren Noam Gottesman und Martin Franklin. Sie hatten Nomad vor einem Jahr als leere Unternehmenshülle an die Börse in London gebracht und dafür vor allem aufgrund ihres Rufes 500 Millionen Dollar eingesammelt.
Permira hatte Iglo vor acht Jahren für 1,9 Milliarden Euro aus dem Unilever-Konzern herausgekauft und 2010 den italienischen Rivalen Findus dazu erworben, der wie Iglo mit einem Kapitän („Capitan Findus“) als Werbefigur für seine Fischstäbchen wirbt. In Großbritannien, wo auch die Verwaltung für die 2800 Mitarbeiter sitzt, firmiert Iglo unter der Marke Birds Eye.
500 Millionen Euro Sonderdividende
Für Permira war das Engagement bei Iglo sehr lukrativ. Der Finanzinvestor erwirtschaftete Finanzkreisen zufolge unter dem Strich das 2,4-fache seines Eigenkapitaleinsatzes – etwas mehr als mit dem Modekonzern Hugo Boss, bei dem Permira vor kurzem ausgestiegen war. Große Teile solcher Übernahmen stemmen Finanzinvestoren üblicherweise über Fremdmittel, die sie meist als Schulden dem übernommenen Unternehmen aufhalsen. Deshalb kann die prozentuale Rendite auf die eingesetzten Eigenmittel deutlich höher ausfallen, als es der Verkaufspreis nahelegt.
Zwischenzeitlich hatte sich Permira bei Iglo sogar eine Sonderdividende von 500 Millionen Euro gegönnt. Dennoch ist in diesem Fall die Schuldenlast von Iglo auf 1,2 Milliarden Euro gesunken. Nun zahlt Permira 133 Millionen Euro für neun Prozent an dem neuen Unternehmen Nomad Foods, das die Übernahme unter anderem mit der Platzierung weiterer Aktien im Volumen von 750 Millionen Dollar finanzieren will. Die Nomad-Aktie soll künftig auch an der New Yorker Börse gelistet werden.
Wie lange Permira bei Nomad Foods an Bord bleiben möchte, ist unbekannt. Bei Iglo hatte die Investmentfirma schon länger aussteigen wollen – bis Montag ohne Erfolg. Ein anderer geht zeitnah: Der seit zwei Jahren amtierende Iglo-Chef Elio Sceti nimmt nach der Übernahme seinen Hut. Er wird Vorstandschef beim US-Parfümhersteller Coty, der zum Imperium der deutschen Unternehmerfamilie Reimann gehört. (rtr, dpa)