Wikana Wittenberg Wikana Wittenberg: «Wickie und die starken Kekse» für den Westen
Wittenberg/MZ. - An den Keksen in den rot-goldenen Verpackungen kommt kaum jemand vorbei: Othello, Wikinger, Winner - die Gebäcke von der Wikana Keks- und Nahrungsmittel GmbH Wittenberg sind in allen Supermärkten zu finden - zumindest im Osten.
Insgesamt werden 27 Produkte zurzeit in der Lutherstadt produziert. Zwei neue kommen in jedem Jahr dazu. Mit gutem Grund, so der geschäftsführende Gesellschafter Wolfgang Fischer: "Innovation ist für uns die wichtigste Triebfeder." Neuerung bedeutet aber nicht immer ein neues Gebäck. Manchmal macht es auch die Verpackung. Zum Beispiel jetzt, da sich Wikana aufmacht, einen neuen Markt zu erobern: die alten Bundesländer. "Im Westen ist Wikana nicht bekannt", so Fischer.
Um das zu ändern, wird der Wikinger-Keks, ein Doppelkeks mit Kakaocremefüllung, dort unter einem populäreren Namen angeboten: "Wickie und die starken Kekse" heißt das Produkt dort. Auf der Verpackung ist, in Lizenz, Wickie, der kleine Wikingerjunge aus der ZDF-Zeichentrickserie "Wickie und die starken Männer" abgebildet. Was die Kinder aus dem Fernsehen kennen, sollen sie auf der Kekspackung wieder sehen - und kaufen.
Auch der Winner-Keks, der Doppelkeks mit Haselnussnougatcreme, wird jetzt in einer weiteren Verpackungsvariante angeboten. Bisher nur in der Rolle zu haben, ist er nun auch im Multipack mit 15 einzeln verpackten Keksen im Angebot. Und da der Doppelkeks einem Jojo ähnelt und jeder Packung ein Spielzeug-Jojo beiliegt, heißt er auch so: Jojo. Das neue Konzept zeigt erste Erfolge: "Die nationalen Listungen laufen an", sagt Fischer.
Das wichtigste Standbein von Wikana sind aber nach wie vor die neuen Bundesländer. "Hier haben wir einen hohen Bekanntheitsgrad und treue Käufer". Die Produkte kennen die Kunden meist seit Jahrzehnten. Denn Wikana war der zweitgrößte Kekshersteller der DDR. 400 Mitarbeiter arbeiteten hier in Schichten rund um die Uhr.
Nach der Wende sah es umso düsterer aus. Wikana schrieb rote Zahlen, aus der Privatisierung wurde nichts. Bis Fischer kam, der heute alleiniger Gesellschafter ist. 1992 übernahm er zusammen mit einem Kollegen, mit dem er eine Handelsvertretung betrieb, die Firma von der Treuhand. Wikana und die Keks-Produkte kannte er gut, denn Fischer hatte vorher lange im Kombinat Nahrungsmittel und Kaffee in Halle gearbeitet.
Der Anfang jedoch war schwer. Mit 15 Mitarbeitern und acht Produkten startete Wikana in die neue Zeit. Nur zäh ging es mit Listungen bei den großen Handelketten voran. Zwar stieg der Umsatz stetig, doch der Durchbruch kam erst mit einem alten, neuen Produkt, das Wikana 2001 wieder auflegte: dem Othello-Keks. "Das drehte die Verhältnisse um. Plötzlich riefen die Händler bei uns an", erinnert sich Fischer. Seitdem ist der Schokokeks der Verkaufsschlager und das Zugpferd für die anderen Sorten.
Der gesteigerte Umsatz floss in die Modernisierung der Produktionsanlagen. 47 Mitarbeiter können zurzeit beschäftigt werden. Doch sie stellen nicht nur Kekse her, sondern auch das traditionelle "Lutherbrodt", eine süße Gebäckspezialität. So genannte Handelsmarken sieht man im Werk aber nicht: "Wir wollen die Marke Wikana pflegen." Bei der Doppelkeksproduktion ist man nun wieder auf Platz zwei. Nur Griesson-de Beukelaer verkauft in Ostdeutschland mit der Prinzenrolle mehr davon.
Industriekooperationen pflegt Fischer neben dem Hauptgeschäft allerdings auch. So bäckt Wikana als so genannter "Co-Bäcker" mit Biozertifizierung auch Kekse für Abnehmer aus dem Naturkost- und Reformhausbereich. Als so genannter "Co-Packer" wiederum kooperiert Wikana eng mit der Kathi Rainer Thiele GmbH Halle: "Wir füllen die kleinen Beipacks für die Backmischungen."