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Wetterextreme 2006 Wetterextreme 2006: Strenger Winter, heißer Sommer, warmer Herbst

Von Ira Schaible 18.12.2006, 13:12
Eine Frau hält in München dicke Hagelkörner in ihren Händen (Archivfoto vom 19.08.2006). Das Jahr 2006 war aus meteorologischer Sicht ein Jahr der Extreme. Ein besonders strenger Winter, ein außergewöhnlich schöner Sommer und der wärmste Herbst seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. (Foto: dpa)
Eine Frau hält in München dicke Hagelkörner in ihren Händen (Archivfoto vom 19.08.2006). Das Jahr 2006 war aus meteorologischer Sicht ein Jahr der Extreme. Ein besonders strenger Winter, ein außergewöhnlich schöner Sommer und der wärmste Herbst seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. (Foto: dpa) dpa

Frankfurt/Main/dpa. - «Es hat uns deutlich vor Augen geführt,welche großen Spannen von kalt und schneereich bis heiß und trockenbeim Wetter in Deutschland in Zeiten der viel zitiertenKlimaerwärmung möglich sind», sagte Manfred Spatzierer vomWetterdienst Meteomedia.

Ein Tief über Osteuropa brachte gleich zu Jahresbeginn massiveSchneefälle im Südosten Bayerns und bescherte dem Alpenraumvielerorts den schneereichsten Winter seit Beginn derWetteraufzeichnungen. Unter der Last von mindestens 180 TonnenNeuschnee stürzte in Bad Reichenhall am 2. Januar das Dach einerEissporthalle ein, 15 Menschen starben bei dem Unglück. Bei Frostbis nahezu minus 25 Grad erfroren im Laufe des Januars mindestensacht Menschen in Deutschland, wie der Deutsche Wetterdienst inOffenbach berichtete.

Schneewehen, Eiszapfen, umgestürzte Bäume und Glätte machtenStraßen und Bahnstrecken nicht nur in Bayern bis März wiederholtunpassierbar. Die Oder fror zeitweise ganz zu. Auf den Flughäfen kames in Folge des Winterwetters zu Verspätungen und Flugausfällen.Mehrere Dächer brachen unter der Schneelast ein, Strom fiel aus undin Teilen Bayerns wurde im Februar Katastrophenalarm ausgerufen.

Gegen Ende des Winters am 4. März fielen in München noch mehr als40 Zentimeter Neuschnee. Bis in den Mai hinein kam es in Folge vonEis und Schnee vereinzelt zu Verkehrsunfällen. MildesFrühlingswetter stellte sich erst Ende März ein, dafür aberschlagartig. Am 27. März fegten mehrere Tornados über Deutschlandhinweg. Ein Wirbelsturm traf den Süden Hamburgs, zerstörteStromleitungen, deckte Dächer ab und stürzte zwei Kräne um. Dabeistarben die Kranführer, zwei weitere Menschen wurden schwerverletzt.

Launisch und wechselhaft kam nicht nur der April daher, sondernauch der Mai. Heftige Stürme verursachten im Wonnemonat großeSchäden, vor allem in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Sachsen-Anhalt und Sachsen. In Hameln wurde ein Mann von einem Asterschlagen und in Rheinland-Pfalz wurden mehrere Weinberge zerstört.Starke Niederschläge führten in Nordostbayern zu Überschwemmungen.

Auf einen sehr unterkühlten Start des meteorologischen Sommers imJuni mit teils niedrigeren Temperaturen als Anfang Dezember folgteeine Hitzeperiode, die bis Ende Juli dauerte. Pünktlich zum Beginnder Fußball-WM am 9. Juni stellte sich das Wetter um und die Sonneblieb während des gesamten Turniers «zu Gast bei Freunden». DieHöchstwerte erreichten vielfach 30 Grad und mehr, so dass es einigenSpielern und Fans viel zu heiß wurde. Außer in Bayern und Baden-Württemberg war es der wärmste und sonnenscheinreichste Juli seitBeginn der Wetteraufzeichnungen, wie Meteomedia errechnete. DerHitzerekord des Sommers wurde in Sachsen-Anhalt gemessen: 38,9 Gradzeigten die Thermometer am 20. Juli in Bernburg/Saale an.

Bis Ende des Monats blieb es hochsommerlich heiß und bis aufeinzelne kräftige Gewitterfronten mit Sturm und Hagel trocken.Allerdings wurden bei Blitzeinschlägen mehrere Menschen getötet undeinige schwer verletzt. Zum Beginn des Urlaubsmonats August stelltesich die Großwetterlage wieder grundlegend um, es folgte einregnerischer und kühler Sommermonat vor allem im Süden Deutschlands.Der Norden lag auf der freundlichen und sonnigeren Seite, so dassauch hier der August etwas wärmer als im Klimamittel ausfiel. Imübrigen Land war es dagegen meist zu kühl und zu nass, vor allem inBayern und zeitweilig in Berlin schüttete es wie aus Kübeln. Am 26.August brachte eine Serie kräftiger Gewitterzellen dem FlughafenTegel in drei Stunden die größte registrierten Niederschlagsmengedes Jahres in Deutschland (126 Liter pro Quadratmeter).

Mit dem September kamen die hochsommerlichen Temperaturen um oderjenseits der 30 Grad wieder nach Deutschland zurück. Mit von derPartie waren aber auch erneut schwere Unwetter, wie beispielsweisein Dillenburg, wo am 17. September in 24 Stunden 103 Liter proQuadratmeter Niederschlag fielen. Generell hatte abersonnenscheinreiches und mildes Wetter im Oktober die Oberhand, erstEnde des Monats zeugten Sturmtiefs vom Einzug des Herbsts.

Anfang November gab der Winter in den Mittelgebirgen und denAlpen ein kurzes Intermezzo. Ein Orkan trieb die Wellen an derNordsee auf eine Höhe von 17 Metern. Schon bald setzte sich aberauch im Nebelmonat wieder außergewöhnlich milde Luft aus Südwestendurch und machte den Herbst 2006 zum wärmsten seit Beginn derMessungen. Mild und in den Alpen föhnig hielt der Advent im DezemberEinzug. Bis zur Monatsmitte war vom Winter kaum eine Spur zu sehen.