1. MZ.de
  2. >
  3. Deutschland & Welt
  4. >
  5. Wertstoff-Rückgewinnung: Wertstoff-Rückgewinnung: Dollarspritze macht Weg zu Schätzen frei

Wertstoff-Rückgewinnung Wertstoff-Rückgewinnung: Dollarspritze macht Weg zu Schätzen frei

Von Frank Zimnol 31.07.2002, 14:07

Helbra/MZ. - Die stillgelegte Helbraer Hütte gilt manchen noch immer als Inbegriff für Umweltfrevel, nachdem bekannt wurde, wiefahrlässig dort zu DDR-Zeiten hochgiftige Schwermetalle deponiert worden waren. Inzwischen ist die Gefahr gebannt. Im vorigen Jahr siedelte sich dort sogar ein Unternehmen an, das sich dem ökologischen Umgang mit Ressourcen verschrieben hat.

Die Aura Metallurgie GmbH hat eine Anlage errichtet, mit der Nichteisenmetalle in den Stoffkreislauf zurück geführt werden können. Damit gewinnt der einstmals geschändete Standort im Mansfelder Land wieder an Ausstrahlungskraft.

Geschäftsführer Hans Jocker ließ ein Problem nicht los, als er einst in Diensten des Ölmultis Shell stand. Dem Schiffbauingenieur aus den Niederlanden wollte nicht in den Kopf, dass Katalysatoren - das sind stäbchenförmige Winzlinge, die in der Erdölverarbeitung dazu dienen,Schwefel oder Kohlenstoff heraus zu filtern - nachdem sie verschlissen sind, in irgendwelchen tiefen Schächten entsorgt werden. Jocker dachte daran, dass in diesen Katalysatoren Stoffe wie Kobalt (16000 Euro pro Tonne), Nickel (8000 Euro) oder Molybdän (8000 Euro) stecken.

Der Holländer sann über eine Technologie nach, diese Metalle zurück zu gewinnen. Nach erfolgverheißenden Pilotversuchen an einem Forschungsinstitut kam er 1993 mit seiner Idee ins Mansfelder Land. Eine Handvoll Buntmetallurgen aus dem ehemaligen Bergbau- und Hüttenkombinat und Chemiker aus der Region scharte der Erfinder um sich, erkannte die Chance, mit ihnen einsolches Projekt verwirklichen zu können. Woran es einzig noch fehlte, war das nötige Kapital. Da erfuhr Jocker von der US-Technologie-Gesellschaft Allied Resource Corporation (ARC/Philadelphia), die vom deutschen Spitzenmanager Heinz Schimmelbusch - ehemals Metallgesellschaft AG - geführt wird.

Dieses US-Unternehmen ist bekannt dafür, innovative Projekte zu fördern, die aus dem Forschungsstadium heraus sind, wegen fehlenden Kapitals aber noch nicht praktisch genutzt werden. Zum Imperium kleiner aber feiner High-Tech-Anlagen von ARC gehören weltweit mittlerweile elf Firmen.Eine weitere ist im Industriepark Zeitz im Bau: eine Raffinerie der Firma Puralube zur Altöl-Verwertung. Vom ersten Telefonat mit Schimmelbusch an sei alles "sehr, sehr schnell gegangen", erzählt Jocker. "14 Tage später trafen wir uns in Wien, weitere drei Wochen danach war der Vertrag zum Bau einer solchen Anlage in Helbra perfekt." Keine endlosen Verhandlungen, keine aufwändigen Studien -das nötige Risikokapital aus den USA stand einfach zur Verfügung. Mit den üblichen Fördergeldern und etwas Eigenkapital von Jocker war die Finanzierung des 15 Millionen Euro teuren Aura-Projektes gesichert. Zehn Millionen Euro, darauf legt der Manager Wert, seien über Aufträge an Firmen der Region, wie zum Beispiel dasMerseburger Ingenieurbüro Apro, gegangen.

Inzwischen laufe der Anfahrbetrieb, erläuterte der Geschäftsführer. 2003 solle die Anlage ihre volle Kapazität von jährlich 7000 Tonnen erreichen. Die Alt-Katysatoren durchlaufen bei Aura ein ausgeklügeltes, technologischneuartiges System. Unter anderem werden die Stoffe, die sich auf ihrer Oberfläche abgelagert haben, in speziellen Öfen abgebrannt. Am Ende der komplizierten chemischen Prozedur stehen die Metalle schließlich in Form von Lösungenbereit.

In Deutschland kommen pro Jahr rund 1500 Tonnen solcher Katalysatoren zum Einsatz, in der EU zehnmal so viel. Darin sieht Jocker ein solides Auftragspotenzial. Aber der 53-Jährige ist vorsichtig. Es bleibe noch viel zu tun,bis sich Aura am Markt durchgesetzt habe. Nötig seien zum Beispiel weitere Verträge mit Raffinerien.

Ein Vorhaben gerade erst ins Laufen gebracht, denkt Jocker bereits über ein zweites nach. Der Erfinder plant den Bau einer Anlage, die Erdöl-Rückständen die Metalle Vanadium undNickel entzieht. Das hieße: Zu den jetzt schon 32 Arbeitsplätzen kämen 50 hinzu. Der Standort Helbra würde noch mehr an Ausstrahlungskraft gewinnen.