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Wernigerode Wernigerode: Businessplan mit Knet-Kuh

Von JULIA KLABUHN 31.08.2010, 17:05

WERNIGERODE/MZ. - Mandy Häusler formt Kühe aus Knete, Jan-Niklas Fiebelkorn plant ein Labyrinth, Carsten Oska klebt ein Spielbrett aus Pappe zusammen. Vielleicht werden die drei Schüler sich einmal an die erste halbe Stunde ihres Businessplan-Workshops erinnern. Etwa dann, wenn sie ihren ersten Kunden anwerben, wenn sie die erste Rechnung schreiben oder wenn sie die erste Steuererklärung für ihr Unternehmen abgeben.

Denn Häusler, Oska und Fiebelkorn sind Teilnehmer der zehnten "ego"-Sommerakademie an der Hochschule Harz in Wernigerode. Am vergangenen Wochenende waren rund 150 Schüler aus ganz Sachsen-Anhalt zu Workshops und Seminaren zum Thema Selbstständigkeit auf den Campus eingeladen. Das Ziel: den Unternehmergeist der Jugendlichen wecken. Die jährliche Sommerakademie gehört zur "ego"-Initiative des Landeswirtschaftsministeriums, die das Gründungsgeschehen in Sachsen-Anhalt beleben soll. Denn im Land herrsche Nachholbedarf, sagt Thomas Pleye, Staatssekretär im Wirtschaftsministerium, bei der Eröffnung der Akademie. Während im Bundesdurchschnitt zehn Prozent aller Beschäftigten selbstständig arbeiteten, seien in Sachsen-Anhalt nur acht Prozent ihr eigener Chef.

Die Akademie-Teilnehmer sind Schüler der zehnten bis zwölften Klasse. Zu jung für den Gedanken an eine Unternehmensgründung seien sie aber nicht, finden viele der Schüler. "Ich möchte später gern mein eigener Chef sein und meine Arbeit selbst einteilen", sagt etwa Melanie Hermansa aus Weißenfels. Die 17-Jährige sitzt in einem Seminarraum, in dem gleich der Workshop "Von der Produktidee zum Produktkonzept" beginnen soll. Selbstständig würde sie sich jedoch lieber mit einer Dienstleistung machen, als Bandmanagerin, sagt Hermansa.

Zwei Räume weiter, im Seminar "Businessplan", sind die Vorstellungen schon ähnlich konkret. "Ich spiele mit dem Gedanken, einen Imbiss aufzumachen", sagt Carsten Oska. Derzeit ist der 17-Jährige Schüler am Wirtschaftsgymnasium in Wernigerode. Die Akademie sei eine schöne Gelegenheit, das Projekt Selbstständigkeit schon mal anzuschieben.

Der Gründergeist auf dem Campus der Hochschule Harz erklärt sich an dem Wochenende allerdings auch aus der Auswahl der Schüler. Während einer Tour durch 35 Schulen hat die "ego"-Initiative mit mehr als 1 000 Schülern Businessplanspiele veranstaltet. In einem Wettbewerb konnten sich jeweils die besten drei Teilnehmer einer Schule für die Sommerakademie qualifizieren.

Man wolle Perspektiven der Selbstständigkeit aufzeigen, sagt Staatssekretär Pleye. Etwa die weiterführenden Angebote der "ego"-Initiative, bei denen junge Unternehmer bei Gründungsvorhaben beraten werden. Seit 2004 sind nach Angaben des Wirtschaftsministeriums mit Hilfe dieser Angebote 8 000 Unternehmen im Land gegründet worden. Davon seien 94 Prozent auch heute noch am Markt.

Dass die Akademie auf einem Hochschul-Campus stattfindet, ist kein Zufall. Gründungen aus Hochschulen sollen in den kommenden Jahren verstärkt eine Thema sein. In den Instituten entwickelte Produkte und Dienstleistungen sollen den Grundstein für neue Firmen und damit Arbeitsplätze legen. Für manche Teilnehmer ist die Unternehmensgründung indes auch eine Alternative, wenn nach dem Studium kein Job in Aussicht sein sollte. "Ich will Meeresbiologie studieren. Wenn es danach nicht mit einem Job klappt, mache ich mich mit einem Tattoo-Studio selbstständig", sagt Melina Loof. Die 17-Jährige ist eine von zwei Schülern aus Niedersachsen, die an der "ego"-Akademie teilnehmen. Loof ist begeistert von der Akademie. "Es ist wahnsinnig gut, dass so etwas angeboten wird, in Niedersachsen gibt es das, soviel ich weiß, nicht."

Im Businessplan-Workshop müssen die Gründer von morgen indes zunächst an ihrem Zeitmanagement arbeiten. Genaue Regeln für die Brettspiele mit Knet-Kühen und Labyrinth sollen jetzt nicht erstellt werden, mahnt die Seminarleiterin Sabrina Möller. Schließlich sollen die Spiele nur als Produkt-Beispiel dienen, zu dem ein Businessplan erstellt wird. Um eigene Gründungs-Ideen zur Marktreife zu bringen, haben die Schüler noch ein paar Jahre Zeit.