Welthandelsorganisation Welthandelsorganisation: China wird WTO-Mitglied
Peking/dpa. - Nach 15 Jahren Verhandlungen wird China an diesem Samstag durchdas Votum der WTO-Ministerrunde in die Welthandelsorganisationaufgenommen. Einen Tag später unterzeichnen Vertreter der WTO undChinas die Papiere. Innerhalb eines Monats ratifiziert dann derVolkskongress den WTO-Beitritt. Die Hoffnungen im Ausland auf eineweitere Öffnung des Marktes mit fast 1,3 Milliarden Menschen sindgroß, auch wenn potenzielle Käufer auf absehbare Zeit nur inBallungszentren und reicheren Küstenregionen zu finden sind.
«China wird seinen eigenen Weg gehen», dämpft auch eineUnternehmerin, die seit zwei Jahrzehnten in China arbeitet, zu großeWunschträume. «Es ist nicht so, als wenn der WTO-Beitritt auf einenSchlag alles revolutionär verändern wird», stimmt ein Vertreter einesgroßen Autoherstellers zu. Die Veränderungen in Chinas Wirtschaftwerden nicht leicht - trotz der Entschlossenheit der Regierung, dieVerpflichtungen einzuhalten, meint der Vorsitzende der DeutschenHandelskammer in Peking, Jürgen Wuttke.
Der Fahrplan steht aber fest. Zölle und Einfuhrbeschränkungenwerden generell sinken, so etwa für Autos von 80 bis 100 auf nur noch25 Prozent bis 2006. Ausländische Unternehmen können in einem Jahr 25Prozent Anteile an Chinas Telekommunikationsfirmen übernehmen und 49Prozent nach drei Jahren. In zwei Jahren dürfen ausländische Bankenmit chinesischer Währung und chinesischen Geschäftskunden handeln, infünf Jahren auch mit Privatkunden. Beschränkungen für den Vertriebvon Waren werden innerhalb von drei Jahren aufgehoben.
Einer der wenigen klaren Gewinner auf chinesischer Seite ist dieTextilindustrie, die von 2005 an ohne die bisher üblichen Quotenexportieren darf. Handelsbarrieren auf dem Weltmärkten für ChinasLederwaren und Nahrungsmittel werden auch fallen. In China selbstwird der neue Wettbewerb kapitalintensive Bereiche unter Drucksetzen, arbeitsintensive aber wegen niedriger Löhne und niedrigerSozialleistungen begünstigen.
Auch die deutsche Wirtschaft in China glaubt nicht, dass dieÖffnung reibungslos von statten gehen wird. 75 Prozent der deutschenUnternehmen beklagen heute schon Handelsbarrieren, die mit Zöllennichts zu tun haben. Nur 44 Prozent glauben, dass WTO dieseverringern würden, ergab eine Umfrage der Handelskammer. Beklagtwerden Importquoten, restriktive Lizenzen, lokaler Protektionismusund ein Mangel an rechtlicher Transparenz. Handelsbarrieren seienregional unterschiedlich und in unterentwickelten Gebieten deutlicheraufgeprägt. Trotz allem wollen 70 Prozent der deutschen Unternehmenihre Geschäfte in China in den nächsten Jahren weiter ausbauen.