Weihnachten 2.0 Weihnachten 2.0: Online-Händler freuen sich über Rekordumsätze

Neumünster/dpa. - 700Pakete gehen hier jeden Tag auf die Reise quer durch die Republik -gekauft per Mausklick. Der 45-Jährige und seine Kollegen bei derFirma Limal sind sogenannte Powerseller, die in Internet-PortalenKameras, Handys und Fotoapparate verkaufen. «Wir hatten Ware bisunters Dach und haben uns jetzt bis auf Kniehöhe heruntergearbeitet.»Der Verband des bundesdeutschen Onlinehandels (vdbo) geht von 4,8Milliarden Euro Umsatz im Online- Weihnachtsgeschäft aus, rund 500Millionen Euro mehr als noch 2006.
«Das Weihnachtsgeschäft macht gut die Hälfte des diesjährigenJahresumsatzes von knapp zehn Milliarden Euro aus», sagte vdbo-Präsident Ole Damm. Der Deutsche Einzelhandelsverband bestätigt denBoom: «Der Online-Handel läuft wie verrückt und das auch anWeihnachten», sagt Hauptverbands-Sprecher Hubertus Pellengahr. Rund50 000 Einzelhändler mischen im Online-Handel mit. Der Kauf vonWeihnachtsgeschäften im Internet boomt dabei nicht nur beiAuktionsportalen, großen Buchhändlern und Versandhäusern - auchPrivatleute und kleine Onlinehändler melden Zuwachsraten von 20 bis100 Prozent im Vergleich zu 2006.
Das Internet-Auktionshaus ebay hat seit 2004 den weltweiten Umsatzim Weihnachtsgeschäft fast verdoppelt. Bei dem amerikanischenUnternehmen schnellen im vierten Quartal seit Jahren die Umsätze indie Höhe. Von Oktober bis Dezember 2006 machte ebay weltweit 1,7Milliarden US-Dollar (1,1 Milliarden Euro) Umsatz. Neben Klassikernwie Harry Potter-Büchern und Handys sind 2007 bei ebay Deutschlandauch Wellness-Wochenenden, Tanzkurse und Bierbrausets alsWeihnachtsgeschenk heiß begehrt, sagt Sprecherin Daphne Rauch.
Klagen wie im Einzelhandel über schleppende Geschäfte sind hiernicht zu hören. Die Vorteile liegen darin, dass mit Suchmaschinen undAuktionsportalen ganz schnell das passende Präsent gefunden ist, sagtKatrin Reinhardt vom vdbo. Preise können sofort verglichen undGeschenke direkt bestellt werden. «Wegstrecken und Zeitverlustegehören der Vergangenheit an», sagt Reinhardt.
Carrera-Bahn, Kaufmannsladen, Kindergitarre, Lego und Playmobil:Was früher von der Oma im Kaufhaus gekauft und mit schönen Schleifenund rotem Weihnachtspapier eingepackt wurde, wird heute direkt in dieWohnstuben versandt. «Keine Zeit», sagen die Menschen dieser Tageoft, wenn sie gefragt werden, ob sie schon Geschenke eingekaufthaben. Bis zum 21. Dezember können diese Menschen im weltweiten Netzin der Regel bestellen - Lieferung bis Heiligabend garantiert. Aufden allerletzten Drücker kann bei einem Buchgroßhändler auch bis zum23. Dezember geordert werden, die Bücher kommen per Nachtexpress.
«Trotz der rasanten Zunahme des Onlinehandels gibt es aber keinAussterben des klassischen Weihnachtskauferlebnisses», sagt derGeschäftsführer der Hamburger BAT-Stiftung für Zukunftsfragen, UlrichReinhardt. «So wie das Internet nicht die Zeitung ersetzen wird,werden Online-Käufe nie das Einkaufserlebnis in der Vorweihnachtszeitersetzen», sagt der 36-Jährige. «Den Weihnachtsmarkt gibt es auchnoch in fünf Jahren.»