Warnstreik in Magdeburg Warnstreik in Magdeburg: Ärger auf den Bahnsteigen

Magdeburg/dpa. - Den Start in die neue Arbeitswoche haben sich viele Pendler auf dem Magdeburger Hauptbahnhof anders vorgestellt. Rund ein halbes dutzend Fern- und Nahverkehrszüge stehen Montagmorgen ab 7.00 Uhr bei tristem Wetter eine Stunde und länger an den Bahnsteigen. "Wir bitten um Verständnis, dass es wegen eines Warnstreiks zu Beeinträchtigungen im Zugverkehr kommt", hallt es aus Lautsprechern. Doch das Verständnis bei den Reisenden für die Protestaktion der Bahngewerkschaften Transnet und GDBA hält sich in Grenzen. "Unerhört, Frechheit, Sauerei", schimpfen viele.
"Ich muss nach Berlin, niemand hat über den drohenden Warnstreik informiert", sagt Annette Müller aus Braunschweig. Genervt hantiert die junge Frau mit ihrem Handy, um Geschäftspartner von der Verspätung zu informieren. "Auf unbestimmte Zeit", hatte der Zugbegleiter verkündet.
Auch Werner Kranz auf Bahnsteig acht ist wütend. "Wenn ich eine so gesicherte Position wie die Mitarbeiter bei der Bahn AG hätte, wäre ich froh und würde nicht streiken", sagt er. Stellen sie sich vor, die fordern fünf Prozent mehr Lohn und eine sofortige Angleichung der Ostbezüge, erklärt er Mitreisenden an der offenen Tür eines Zuges nach Frankfurt (Oder). "Fragen sie mal die Millionen Arbeitslosen, wie sie das finden." Rosemarie Exner aus Schönebeck fordert eine finanzielle Entschädigung vom Zugbegleiter. "Da kann ich nichts machen", antwortet er. "Und wann geht es weiter", fragt sie. Schulterzucken bei dem Eisenbahner. Vor der Bahnhofshalle haben Gewerkschaftsfunktionäre ihre Streikmontur, weiße Kunststoffwesten, übergezogen. "Wir haben in den letzten zehn Jahren Reallohn-Verluste hinnehmen müssen", sagt einer. "Jetzt sind wir mal dran."
Der Vorsitzende der Gewerkschaft Transnet, Norbert Hansen, spricht im Licht der zahlreichen Kameras vom "Ende der Fahnenstange", die im Tarifpoker nun erreicht sei. Für die 160000 Bahner müsse deutlich mehr Geld her. Und er ist sich sicher, dass er die Reisenden auf seiner Seite hat. "Auch viele der Bahnkunden müssen mit oft zu geringem Einkommen ihren Lebensunterhalt bestreiten."
