Wankel-Motoren aus Sachsen Wankel-Motoren aus Sachsen: Ein Ingenieur brennt für seine Idee

Kirchberg/dpa. - Mario Häberer aus Kirchberg im Zwickauer Landglaubt fest an die Zukunft von Wankel-Motoren aus Sachsen. DerDiplom-Ingenieur glaubt nicht nur daran, er kämpft auch dafür. ImSommer 2001 hat er die Konkursmasse der insolventen Wankel RotaryGmbH in Korb in der Nähe von Stuttgart erworben - samt aller Patenteund Namensrechte. «Wankels Erfindung ist für viele Antriebsaufgabeneine echte Alternative», sagt Häberer. Der Motor sei leicht,laufruhig, von geringem Bauvolumen und habe etwa 70 Prozent wenigerbewegte Teile als vergleichbare Hubkolbenmotoren.
Im April 1954 war der Tüftler und Erfinder Felix Wankel in seinemLabor in Lindau am Bodensee auf die genial einfache Idee eines Motorsgekommen, der anders als der herkömmliche Hubkolbenmotor praktischohne Ventile auskommt. Ein dreieckförmiger Kolben rotiert in einemBehälter in Form einer Acht.
«Es wird Zeit, dass der Name Wankel wieder ins Gedächtnis gerücktwird», sagt der 44 Jahre alte Sachse, der vor 15 Jahren einenHandwerksbetrieb für Fördertechnik aufbaute und mittlerweile achtMitarbeiter beschäftigt. Er gründete inzwischen die Wankel AG, an dersich bisher einige deutsche Privatiers und Firmen aus dem Auslandbeteiligen.
«Gegenwärtig liefern wir bereits wieder Motoren für Renn-Karts undUltraleichtflugzeuge aus Teilen der Konkursmasse, die wir nachKirchberg gebracht hatten», sagt Häberer. Außerdem werden Motorenrepariert und überholt sowie Ersatzteile gefertigt und weltweitverkauft. «Das eigentliche Ziel ist aber die Fertigung serienreiferMotoren in größeren Stückzahlen. Dazu gehören auch Wankel-Vielstoff-Motoren, zum Beispiel für Diesel und Kerosin, welche bereits 1992 vonder Nato militärisch mit Erfolg erprobt wurden.»
Dafür sucht Häberer Mitstreiter, referiert vor Interessenten imIn- und Ausland, klopft bei Banken an. Denn das Vorhaben braucht dienötige finanzielle Sicherheit. «Mein Handwerksbetrieb konnte nur denersten Schritt machen und sollte nie eine endgültige finanzielleLösung sein», sagt der Diplom-Ingenieur. Eine erforderliche Hausbankhat er in Deutschland dennoch bisher nicht finden können.
Inzwischen bekommt die Wankel AG nach Angaben von HäbererUnterstützung von Firmen aus Norwegen, Frankreich, England und denUSA. Eine kanadische Firma habe ernsthaftes Interesse an einerLizenzfertigung von Motoren. Ehemalige Wankel-Mitarbeiter undZulieferer sind ebenfalls interessiert, sagt Häberer. Denn weltweitgebe es ein wachsendes Interesse an Wankel-Motoren mit seinenvielfältigen Einsatzmöglichkeiten. Als Beleg führt er etlicheBestellungen an, die wegen des Umfangs zur Zeit nur schwerrealisierbar sind.
Fachleute beurteilen die Chancen von Wankel-Motoren zurückhaltend.Professor Cornel Stan von der Westsächsischen Hochschule Zwickau(WHZ) sieht gewisse Vorteile, was Gewicht, Kompaktheit und Laufruheangeht. «Eine entscheidende Prozessoptimierung im Hinblick aufVerbrauch und Emissionen ist allerdings durch starre geometrischeBedingungen im Wankel-Motor begrenzt.»
In den 50 Jahren nach seiner Einführung werde der Wankel-Motor imAutomobilbereich nur in einer Modellpalette von Mazda alsBesonderheit in Serie produziert, so der Wissenschaftler. «Dieungleich größeren Entwicklungspotenziale der Kolbenmotoren lassen demWankel-Motor nur in Nischenanwendungen Einsatzchancen», meint derChef des Forschungs- und Transferzentrums an der WHZ.
Von allen Widrigkeiten lässt sich Häberer jedoch nicht bremsen. Erwolle die weltweiten Interessenten endlich zu Kunden machen, sagt er.«Die Lizenz-Interessenten aus Kanada, Frankreich und Iran bestätigenuns in unseren Bestrebungen. Dabei ist eine Lizenzfertigung nur einerster Schritt ins Ausland. Die Gründung von Firmen in der Schweizund Kanada ist in Vorbereitung.»