Waldbrände in Griechenland außer Kontrolle
Athen/dpa. - Sie kämpfen mit Löschflugzeugen, mit Eimern und mit Wasserschläuchen gegen die Flammenwand, doch die Waldbrände im Norden Athens wüten unvermindert weiter. Nach fast 48 Stunden im Einsatz waren die Feuerwehrleute völlig erschöpft.
«Wir können uns den Luxus, mehr als zwei Stunden zu schlafen, nicht leisten. Wir sind unterbesetzt», klagte ein Feuerwehrmann im Fernsehen. Die Rauchschwaden aus Athen wehten bereits bis nach Nordafrika, wie Satellitenbilder zeigten. Bislang sind 20 000 Hektar Fläche verbrannt.
Wegen der dramatischen Lage war am Samstag für die gesamte Region nördlich der Hauptstadt der Notstand ausgerufen worden. Die Feuer bedrohen auch die historische Stadt Marathon. Dagegen schien die Lage in den Ortschaften Penteli, Anoixi und Gerakas rund 15 Kilometer im Norden Athens am Sonntagabend entspannter zu sein. Dort gab es mehrere Stellen, wo die Brände immer wieder aufflammten, doch die Feuerwehr konnte sie schnell unter Kontrolle bringen.
Trotz Evakuierungsbefehlen der Polizei blieben die meisten Einwohner besonders gefährdeter Dörfer in ihren Häusern, um ihr Hab und Gut gegen die Flammen zu verteidigen. «Nur durch ein Wunder haben wir bislang keine Opfer gehabt», sagte ein Feuerwehrmann der dpa. Insgesamt waren seit Samstagmorgen mehr als 140 Waldbrände in Griechenland ausgebrochen. Vor zwei Jahren waren bei verheerenden Feuern 77 Menschen ums Leben gekommen.
Wie die Feuerwehr mitteilte, kommt immer mehr Hilfe aus dem Ausland. «Frankreich schickt morgen (Montag) weitere zwei Löschflugzeuge», sagte ein Sprecher der Feuerwehr am Sonntagabend. Italien und Frankreich hatten insgesamt bereits vier Maschinen geschickt. Zypern setzte 60 Feuerwehrleute und einen Löschhubschrauber in Marsch. Im Einsatz waren am Sonntagabend insgesamt 15 Löschflugzeuge und neun Hubschrauber.
Viele Einwohner versuchten vergeblich, mit Wasserschläuchen und Eimern die Flammen einzudämmen. «Es wird wohl nach Einbruch der Dunkelheit, wenn die Hilfe aus der Luft nicht kommt, eine weitere Inferno-Nacht werden», sagte ein Einwohner aus der Vorstadt Dionyssos am Telefon. Mehrere Menschen wurden mit Atemwegsbeschwerden und leichten Verbrennungen in Krankenhäuser gebracht.
Wegen der Großbrände im Norden Athens hatte die griechische Polizei am Sonntag alle einheimischen Urlauber aufgerufen, möglichst nicht in die Hauptstadt zurückzukehren. Die Zufahrtsstraßen sollten für Löschfahrzeuge und die Fahrzeuge der Behörden frei bleiben. Das Innenministerium genehmigte allen Beamten eine eintägige Verlängerung ihres Urlaubs, berichtete das Staatsfernsehen weiter. Auch Fußballspiele fielen aus.
Unterdessen gab es neue Schätzungen zu den Schäden: «Es sind bislang mehr als 20 000 Hektar Wald, Buschland und landwirtschaftlich genutztes Land verbrannt», sagte der Präfekt von Athen, Giannis Sgouros, am Sonntagabend im Fernsehen. Die Feuerfronten dehnen sich vom Osten bis zum Norden Athens aus und haben Schätzungen von Medien zufolge eine Länge von mehr als 40 Kilometern. Hinter und vor der Feuerfront flammen immer wieder neue Brände auf.
Zu den Ursachen der Brände lagen keine klaren Angaben vor. Es wird jedoch Brandstiftung vermutet. Zudem soll ein kleiner Waldbrand nahe der Ortschaft Grammatiko im Nordwesten Athens am Samstagmorgen zunächst unterschätzt worden sein. «Als starke Winde kamen, war es zu spät», sagte ein Einwohner von Grammatiko.
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