Währungsumstellung Währungsumstellung: Bare Münze aus alten Scheinen
Halberstadt/MZ. - Da passte es gut, dass sich bei Halberstadtein unterirdisches Stollensystem fand, dasals unbezwingbar galt. Errichtet in den Jahren1944 und 1945, hat das Depot eine wechselvolleGeschichte. Während die Nazis hier 7000 KZ-Häftlingein den Tod schickten - sie starben beim Baueiner unterirdischen Flugzeugfabrik -, avanciertendie zu DDR-Zeiten auf fast 15Kilometer Längeausgebauten Stollen zu einer als atomsichergeltenden Anlage für die Nationale Volksarmee.Ein idealer Platz, um 77 Milliarden Mark zuvergraben.
Doch so sicher, wie der Ruf der Anlage esversprach, sind die Stollen in den Thekenbergenbei Halberstadt offenbar nicht. Erst jetzt,elf Jahre nach der Währungsunion, kam heraus:Aus der als unbezwingbar geltenden Anlagesind große Mengen DDR-Mark gestohlen worden."Wir gehen davon aus, dass es sich nicht umeine einzelne Tat handelt", so Christine Volkvon der Frankfurter Kreditanstalt für Wiederaufbau(KfW), die das finanzielle Erbe des untergegangenenStaates verwaltet.
Auf die Spur des Verbrechens kamen die Sicherheitsbehörden,als Mitarbeiter einer Wachfirma am spätenNachmittag des 28. Juli zwei junge Männerstellten, die - ausgestattet mit prallen Rucksäcken- offensichtlich über Senkungstrichter indie tief liegenden Stollen eingedrungen waren."Bei ihnen wurden 200-Mark- und 500-Mark-Scheinesichergestellt", bestätigt auf Anfrage derSprecher der Halberstädter Polizeidirektion,Peter Pogunke. Mehr will er nicht sagen. Ausgutem Grund: Die Meldung, wie das im sprödenBeamtendeutsch genannt wird, ist nämlich nicht"pressefrei".
Jedenfalls hat der Halberstädter OberstaatsanwaltHelmut Windweh bereits Anklage gegen die zweiMänner erhoben. Doch Marko K. und KarstenH., einer der beiden ist bereits polizeibekannt,schweigen hartnäckig zu möglichen Hintermännern.Die sucht nun die Polizei. Brisant an dem"Diebstahl in besonders schwerem Fall", soder Tatvorwurf, ist nämlich die Tatsache,dass es solche Scheine in der DDR zwar gab,diese aber niemals in Umlauf gelangten. Obwohlsämtliche Scheine, verpackt in 28900 Säcke,verrotten sollten und dafür eigens mit Buttersäureversetzt worden sind, ist ihre Qualität offensichtlichnoch hervorragend.
So könnte der Diebstahl von Thekenberg vorallem den Sammlermarkt der Numismatiker nachhaltigbeeinflussen und dort zu Einbrüchen führen.Inzwischen gehen Sammler davon aus, dass derWert der Scheine abnimmt. Der Betreiber einerBuchhandlung in der Region zum Beispiel, derauch eine Münzabteilung hat, bietet die Scheineals Pärchen an. Kostenpunkt: rund 200 Mark."Die kann man ganz normal beim Großhandelbeziehen", sagt er.
Die Frankfurter KfW hat deshalb in einem Rundschreibenalle Numismatiker und Händler "vor verdächtigenAngeboten und dem Aufkauf gestohlener Banknoten"gewarnt.