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Währungen Währungen: Dollar verbucht ein neues Rekordtief

Von Peter Bauer 07.11.2004, 14:13
Der Dollar hat ein neues Rekordtiefverbucht. (Foto: dpa)
Der Dollar hat ein neues Rekordtiefverbucht. (Foto: dpa) gms

New York/dpa. - Der Dollar hat ein neues Rekordtiefverbucht. Während sich die Wall Street dank guter Arbeitsmarktdatenund dem Wahlsieg von US-Präsident George W. Bush auf Höhenflugbefindet, ist der «Greenback» in New York zum Wochenschluss auf einenneuen Tiefstand von 1,2964 Dollar je Euro abgesackt. Das bisherigeTief war am 18. Februar mit 1,2925 Dollar je Euro erreicht worden.Devisenmarktexperten gehen in den kommenden Wochen von einem Anstiegdes Euro auf über 1,30 Dollar aus. Der Dollar hat seit seinemRekordhoch vom Oktober 2000 gegenüber dem Euro bereits fast 58Prozent an Wert verloren.

Nach überstandener Wahl könnte die Bush-Administration baldsignalisieren, dass sie bereit sei, «den Dollar weiter fallen zulassen», berichtet die «New York Times» am Sonntag. Ein solcherRückgang wäre, falls er ordentlich verlaufe, gar nicht so schlecht.Er würde zwar diejenigen schädigen, die ins Ausland reisen und dieImportgüter kaufen. Ein schwacher Dollar würde jedoch denUS-Exporteuren sowie den Autoherstellern und anderen Firmen helfen,die im Inland mit Importen aus Europa und Asien konkurrieren, hießes.

Das US-Leistungsbilanzdefizit wird in diesem Jahr ein Rekordniveauvon etwa 600 Milliarden Dollar erreichen oder mehr als fünf Prozentdes Bruttoinlandsprodukts. Ein weiter fallender Dollar würde zu einerReduzierung des enormen US-Leistungsbilanzdefizits beitragen.

Der französische Präsident Jacques Chirac zeigt sich besorgt überdie Talfahrt des US-Dollar. Bundeskanzler Gerhard Schröder siehthingegen noch keine ernsthaften Probleme auf die deutscheExportwirtschaft zukommen.

Für die US-Unternehmen ist Europa dank des schwachen Dollar einwahrer Goldsegen. Sie holen sich dort rund die Hälfte ihrer gesamtenAuslandsgewinne. Europa sei während der vergangenen Jahre eine wahreBarmilchkuh für die US-Unternehmen gewesen, schrieb die Bank ofAmerica in einem in der US-Börsenwochenzeitung «Barron's»veröffentlichten Kommentar. Die Gewinne der Auslandstöchter seiendurch den schwächeren Dollar gegenüber dem Euro im vergangenen Jahrum fast 25 Prozent auf ein Hoch von 82 Milliarden Dollar gestiegen.Sie hätten in der ersten Jahreshälfte 2004 um 29,2 Prozent zugelegt.

Die akkumulierten Auslandsschulden der USA betragen 2,7 BillionenDollar. Die US-Investmentbank Goldman Sachs schätzt, dass dieFinanzierung des US-Leistungsbilanzdefizits rund 40 Prozent derweltweiten Nettoersparnisse absorbiert. Deshalb sind die USA aufanhaltende gewaltige Kapitalzuflüsse aus dem Ausland angewiesen.

Die US-Notenbank wird am kommenden Mittwoch angesichts der gutenWirtschaftsdaten wahrscheinlich die Leitzinsen von 1,75 Prozent aufzwei Prozent anheben. Ein weiterer viertelprozentiger Aufschlagdürfte im Dezember folgen. Die US-Leitzinsen könnten bis Ende 2005auf 3,5 Prozent zulegen, schätzen die Wall-Street-Gurus.