Waggonbau Ammendorf Waggonbau Ammendorf: Hochmodernes Werk im Standort-Gerangel
Halle/MZ/vda. - Schon vor der Wende war der Waggonbau Ammendorfnach Regierungsbeschluss der Investitionsschwerpunktund der größte Betrieb des DDR-Schienenfahrzeugbausund der Stadt Halle mit maximal 4900 Beschäftigten.
Die Ausrichtung auf den russischen Markt zeigteschon 1993 seine Schattenseiten. Die Exporteliefen über Hermes-Bürgschaften der BundesrepublikDeutschland. Die Russen zeigten sich allerdingstrotz oft wiederholter Auftragsversprechenbei der Bezahlung und bei Zins und Tilgungder Kredite säumig. Der deutsche Steuerzahlerbeglich die russische Rechnung. Als die Bundesregierungweitere Exportgarantien nur bewilligen wollte,wenn sich die Zahlungsmoral im Osten deutlichbessern sollte, wurde die Stimmung unter dennoch 2700 Beschäftigten ohne Aufträge explosiv.Der damalige Vorstand des größten ostdeutschenKonzerns Deutsche Waggonbau AG, Peter Witt,warf den Regierenden eine "Mentalität vonBuchhaltern" vor.
Der Konzern entwickelte ein Strategiekonzept,das für Ammendorf die Kernkompetenz für denBau von S-Bahn-Fahrzeugen und Fahrzeugen fürden Fern- und Nahverkehr vorsah. Das ersteS-Bahn-Waggonpaar für Berlin verließ im Oktober1995 die Werkhallen, als die Belegschaft schonweiter auf 1217 Mitarbeiter geschrumpft warund ein weiterer Abbau auf 920 bevorstand.
Die Ammendorfer haben inzwischen ICE-Zügegebaut und immer gehofft, an der versprochenenAufträgen für den ICE III beteiligt zu werden.Nach der Privatisierung an Adventis und dannan Bombardier geraten sie nun nach der FusionBombardier-Adtranz in der Standortkonkurrenzins Hintertreffen. Aber "stirbt dieser Standort,stirbt die Region", hieß es schon 1993.