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VW-Sanierung VW-Sanierung: Die Tarifkommission der IG Metall ist nun am Zug

09.09.2006, 15:44

Hannover/dpa. - Bei der Sanierung der ertragsschwachen Traditionsmarke VW ist nun die Tarifkommission der IG Metall am Zug. Sie entscheidet am Montag bei einer Sitzung in Hannover, ob die Gewerkschaft Tarifgespräche bei ungekündigtem Tarifvertrag aufnimmt.

Die Aufnahme von Tarifgesprächen ist Voraussetzung, um Änderungen am geltenden Tarifvertrag herbeizuführen, etwa längere Arbeitszeiten. Am Freitag hatten VW-Management und IG Metall bei Sanierungsgesprächen eine Annäherung erzielt.

Bei der Sitzung der IG-Metall-Tarifkommission am Montag gilt als wahrscheinlich, dass das Gremium dem Vorschlag von Bezirksleiter Hartmut Meine zustimmt, Tarifgespräche bei ungekündigtem Tarifvertrag aufzunehmen. Formal würde es sich nicht um Tarifverhandlungen handeln - diese Bezeichnung gäbe es es erst bei einer Kündigung des Tarifvertrags.

Der IG-Metall-Sprecher sagte, bei Tarifgesprächen sei die Gewerkschaft in einer komfortableren Situation. Die Gespräche könnten jederzeit beendet werden. Nach dem geltenden Tarifvertrag vom Herbst 2004 gilt eine Beschäftigungssicherung für die rund 100 000 Beschäftigten in den sechs westdeutschen VW-Werken. Betriebsbedingte Kündigungen sind bis dahin ausgeschlossen.

Unterdessen wies VW-Gesamtbetriebsratschef Bernd Osterloh am Samstag einen Bericht des «Focus» zurück. Das Nachrichtenmagazin hatte vorab ohne Angabe von Quellen berichtet, Osterloh und die Konzernspitze hätten sich bereits «im Kern» auf neue Arbeitsbedingungen bei VW geeinigt. Demnach werde die Arbeitszeit von 28,8 auf 35 Stunden erhöht, und zwar ohne Lohnausgleich. Im Gegenzug wolle der Vorstand eine langfristige Arbeitsplatz-Garantie aussprechen, die über das im bisherigen Tarifvertrag festgeschriebene Jahr 2011 hinausgehen solle.

Auch VW dementierte den «Focus»-Bericht. «Wir haben am Freitag einen Schritt nach vorne gemacht, aber es gibt keine Einigung im Hintergrund», sagte ein VW-Sprecher.

Osterloh sagte, außer der Tatsache, dass der Bericht falsch sei, sei dem Betriebsrat eine langfristige Arbeitsplatzgarantie im Gegenzug zur Zustimmung einer längeren Arbeitszeit ohne Lohnausgleich «zu wenig». Betriebsrat sowie IG Metall hatten stets konkrete Zusagen für Auslastung und Beschäftigung in den einzelnen Werken, etwa über den Bau neuer Modelle in Deutschland, sowie eine Gewinnbeteiligung gefordert. Ein Sprecher der IG Metall wies am Samstag einen Bericht der «Süddeutschen Zeitung» zurück, demzufolge die Gewerkschaft vorgeschlagen habe, Fahrzeuge der VW-Tochter Audi im VW-Stammwerk Wolfsburg bauen zu lassen.

Die Traditionsmarke VW, Kern des Volkswagen-Konzerns, war 2005 nur knapp an roten Zahlen vorbeigeschrammt. Die sechs westdeutschen VW- Werke hatten einen dreistelligen Millionenverlust verzeichnet. Sie gelten als nicht mehr wettbewerbsfähig. Die VW-Spitze hatte im Februar zur Sanierung der Marke VW mindestens 20 000 Jobs auf den Prüfstand gestellt.

Die Sanierungsgespräche zwischen VW-Management und IG Metall sollen am 18. September fortgesetzt werden. Meine hatte nach dem Gespräch am Freitag gesagt, VW sei «offensichtlich» bereit, verbindliche und nachhaltige Produkt- und Investitionszusagen für die westdeutschen Standorte zu geben. Eine Verlängerung der Arbeitszeit auf 35 Stunden aber werde «ohne jeglichen Lohnausgleich» nicht gehen.

VW-Verhandlungsführer Klaus Dierkes hatte gesagt, Volkswagen habe sehr konkrete Perspektiven zum Thema Beschäftigung auf den Tisch gelegt. Einzelheiten nannte er nicht. VW-Arbeitsdirektor Horst Neumann hatte zuvor durchblicken lassen, dass das Werk Wolfsburg ein weiteres Modell bekommen könnte. Dies hatte die IG Metall gefordert.