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VW-Affäre VW-Affäre: Was weiß Ferdinand Piëch über Schmiergelder und Lustreisen?

26.11.2007, 13:27

Braunschweig/dpa. - Ex-Finanzvorstand Bruno Adelt und der heutige Audi-Chef Rupert Stadlersowie Ex-VW-Finanzmanager Rutbert Reisch sollen nun vor Gericht unteranderem dazu befragt werden, ob Piëch von Unregelmäßigkeiten gewussthabe. Der Porsche-Enkel hat eine Verwicklung in den Skandal bisherstets bestritten.

Neuen Informationen zufolge könnte laut Staatsanwaltschaft Adeltals Finanzvorstand den damaligen Vorstandsvorsitzenden Piëch auf eineominöse Kostenstelle hingewiesen haben. Über dieses Sonderkontosollen ohne Kontrolle etwa Lustreisen auf Firmenkosten abgerechnetworden sein. Daraufhin soll Piëch den damaligen Leiter seinesSekretariats, den heutigen Audi-Chef Stadler, angewiesen haben, dieKostenstelle zu überprüfen. Oberstaatsanwalt Ralf Tacke sagte, es sei«lebensnah», wenn Piëch über ein Ergebnis der Überprüfung informiertworden sei. Damit aber hätte Piëch von der Kostenstelle und denLustreisen von Betriebsräten gewusst.

Piëch sei allerdings «derzeit» kein Beschuldigter in der VW-Affäre, sagte Tacke. Sollten sich jedoch aus den Zeugenvernehmungenkonkrete Anhaltspunkte ergeben, käme ein Ermittlungsverfahren gegenPiëch in Betracht. Nach dem jetzigen Terminplan soll Piëch AnfangJanuar als Zeuge vor dem Braunschweiger Landgericht vernommen werden.Am Mittwoch, dem nächsten Verhandlungstag, will die VorsitzendeRichterin Gerstin Dreyer die Termine für die Zeugenvernehmungenabstimmen.

Ex-Personalmanager Gebauer, der die Lustreisen auf Firmenkostenorganisiert hatte, war nach eigenen Angaben davon ausgegangen, dassder komplette VW-Vorstand von dem Konto gewusst haben musste. Vonseinem früheren Chef, dem ebenfalls in die Affäre verwickeltenHelmuth Schuster, habe er erfahren, dass die Revision keinen Zugriffauf das Abrechnungskonto gehabt habe. Nur der Vorstandsvorsitzendehabe die Revision ausschalten können.

Die Verteidiger von Gebauer und Volkert begrüßten den Vorstoß derAnklagebehörde über die weiteren Zeugen. Die Aufklärung desSachverhalts könne sich strafmildernd für Volkert und Gebauerauswirken. Volkerts Verteidiger Johann Schwenn sagte, es scheine sichzu konkretisieren, dass Piëch etwas gewusst habe. Volkert und Gebauersind wegen Untreue und Anstiftung zur Untreue angeklagt. Volkert sollunter anderem Ex-Personalvorstand Peter Hartz dazu angestiftet haben,ihm Sonderboni von knapp zwei Millionen Euro zu zahlen.

Hartz war im Januar im ersten Prozess des Skandals nach einemumstrittenen Justiz-«Deal» zu zwei Jahren Haft auf Bewährung sowierund 576 000 Euro Geldstrafe verurteilt worden. Der ehemalige VW-Betriebsrat Hans-Jürgen Uhl war im Juni im zweiten Prozess zu einerGeldstrafe von 39 200 Euro verurteilt worden. Er hatte gestanden, anSexpartys auf Firmenkosten teilgenommen zu haben.