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Volkswagen Volkswagen: Spekulationen über Rückzug von Markenchef Bernhard

17.11.2006, 13:38
Martin Winterkorn, der neue VW-Chef, und Wolfgang Bernhard, Markenvorstand von VW, stehen 1. März bei einer Veranstaltung in Genf zusammen. (Foto: dpa)
Martin Winterkorn, der neue VW-Chef, und Wolfgang Bernhard, Markenvorstand von VW, stehen 1. März bei einer Veranstaltung in Genf zusammen. (Foto: dpa) dpa

Wolfsburg/dpa. - In der offiziellen Mitteilung nach den Beratungen fiel Bernhards Name nicht. Die Aufsichtsräte beriefen den bisherigen Audi-Chef Martin Winterkorn wie erwartet zum 1. Januar an die Konzernspitze. Sein Vorgänger Bernd Pischetsrieder verlässt denVorstand, soll aber «Aufgaben im Interesse des Konzerns wahrnehmen».Die Kontrolleure segneten auch einen milliardenschwerenInvestitionsplan und den Bau eines Werks in Indien ab.

Über einen Nachfolger für Winterkorn bei Audi werde derAufsichtsrat der VW-Tochter später entscheiden, hieß es. Audi wolltesich auf Anfrage nicht zur Nachfolgeregelung äußern. Die nächstereguläre Aufsichtsratssitzung steht bei den Ingolstädtern am 6.Dezember bevor.

Zu Bernhard, der als Schlüsselfigur für die Sanierung derertragsschwachen Kernmarke gilt, hatte es in Medienberichten seitTagen geheißen, er werde angesichts des Chefwechsels seinen Postenaufgeben. DaimlerChrysler-Chef Dieter Zetsche äußerte sich am Freitagbei Deutsche Welle-TV zurückhaltend zu Spekulationen geäußert,Bernhard könnte zu seinem alten Arbeitgeber zurückkehren. «Es ist zufrüh, um zu solchen Spekulationen Stellung zu nehmen», sagte er. «Wirhaben früher gut zusammengearbeitet und zum jetzigen Zeitpunkt keinenGrund zu kommentieren, was bei Volkswagen passiert. Wir werden sehen,was die Zukunft bringt.» Zetsche hatte gemeinsam mit Bernhard den US-Autobauer Chrysler saniert.

Pischetsrieder scheidet aus dem Vorstand zum 31. Dezember 2006aus, werde aber weiterhin für VW tätig sein und Aufgaben im Interessedes Konzerns wahrnehmen, hieß es. Nach Informationen ausUnternehmenskreisen soll Pischetsrieder die geplante Lkw-Ehe von MANund Scania vorantreiben, in die VW sein brasilianisches Lkw-Geschäfteinbringen will.

In der Übernahmeschlacht um den schwedischen Lkw-Bauer Scaniabefürwortet der Aufsichtsrat weiterhin die Zusammenführung mit MAN.Es werde nach wie vor eine einvernehmliche Lösung angestrebt, derAufsichtsrat sei aber «erforderlichenfalls anderen Wegen gegenüberoffen», hieß es in der Mitteilung von VW. Und weiter: «Im Falle eineserkennbaren erfolglosen Verlaufs des Angebots behält sich Volkswagenalle alternativen Möglichkeiten vor.» Dazu dürfte auch einefeindliche Übernahme zählen. Erwähnt wurde diese Alternative in derMitteilung jedoch nicht.

MAN sah sich durch den VW-Aufsichtsrat bei seinen Übernahmeplänenfür Scania bestärkt. «Wir sehen eine Unterstützung für unser Angebotdurch Volkswagen», sagte ein MAN-Sprecher. Es gebe «keine neueSituation», das VW-Kontrollgremium habe die bisher geltendenBeschlüsse bestätigt. Scania wehrt sich bisher hartnäckig gegen alleOfferten von MAN. Der Deal ist völlig festgefahren. MAN-Chef HakanSamuelsson hatte sich zuletzt dennoch zuversichtlich gezeigt.

Der VW-Aufsichtsrat segnete die Vorstandspläne für ein Engagementin Indien ab. Volkswagen wird im Bundesstaat Maharashtra einFertigungswerk errichten. Dort sollen rund 2500 Arbeiter beschäftigtwerden. Ab der zweiten Hälfte 2009 soll dort ein Kleinwagenmodellgebaut werden. Indien gehört zu den am schnellsten wachsendenAutomobilmärkten weltweit. Angesichts hoher Einfuhrzölle aufImportfahrzeuge könne eine nennenswerte Präsenz auf dem Markt nur miteiner eigenen Fertigung in Indien erreicht werden.

Der Aufsichtsrat erörterte die aktuelle Finanz- undInvestitionsplanung des Konzerns bis 2009. Investitionen von 24,7Milliarden Euro sind geplant. Auf Sachinvestitionen entfallen davon17,7 Milliarden Euro - 10,7 Milliarden allein in Deutschland. Mit11,8 Milliarden Euro solle der wesentliche Anteil derSachinvestitionen in die Modernisierung und Erweiterung derProduktpalette fließen.