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Volkswagen Volkswagen: Konzern kündigt hartes Sparpaket für Kernmarke VW an

11.02.2006, 16:57

Wolfsburg/dpa. - Davon könnten in dennächsten drei Jahren bis zu 20 000 Beschäftigte der Marke VolkswagenPkw betroffen sein, kündigte das Unternehmen am Freitag in Wolfsburgan. Um die langfristige Zukunftsfähigkeit des Konzerns zu sichern,müssten die bestehenden Probleme bei der Marke beseitigt werden,sagte VW-Vorstandschef Bernd Pischetsrieder.

Während der Konzern 2005 insgesamt einen Ergebnissprung erzielte,lag das Ergebnis der Marke Volkswagen Pkw nur knapp über der «Null-Linie». Dies sei «völlig unbefriedigend», sagte Pischetsrieder. Ander Börse schnellte die Aktie des Autobauers am Freitagzwischenzeitlich um fast 10 Prozent auf 55,42 Euro nach oben, derhöchste Stand seit Juni 2002.

Der bereits eingeleitete Milliarden-Sparkurs bei VW zeigte 2005konzernweit Wirkung. Das Ergebnis vor Steuern stieg im Vergleich zumVorjahr um 58 Prozent auf 1,72 Milliarden Euro. Das Sparprogramm «ForMotion» trug mit 3,5 Milliarden Euro zur Ergebnisverbesserung bei.Ertragssäulen waren Audi und die Finanzdienstleistungen. Der Umsatzerhöhte sich 2005 um 7 Prozent auf 95,3 Milliarden Euro.

Vor allem die Exportfähigkeit der deutschen VW-Werke sei nichtgewährleistet, begründete Pischetsrieder die angekündigtenEinschnitte. «Im USA-Geschäft werden im Export in Deutschland nachwie vor zu hohe Verluste erwirtschaftet.» In der Vergangenheit sei invielen Bereichen «schlicht und einfach» zu viel Geld investiertworden.

Schwerpunkte des Restrukturierungsprogramms sind laut VWwettbewerbsfähigere Arbeitskosten, eine volle Auslastung der Werkeauch durch eine Kapazitätsanpassung sowie eine Neuordnung derKomponentenfertigung. VW hat Komponentenwerke etwa in Kassel,Salzgitter und Braunschweig. Dort werden zum Beispiel Getriebe,Motoren und Achsen gefertigt. Pischetsrieder sagte, es gehe darum,die Wettbewerbsfähigkeit der Komponentenwerke zu verbessern. EinVerkauf oder eine Schließung stünden nicht an.

Zudem sollten Produktivitätsdefizite insbesondere in denFahrzeugmontagewerken aufgeholt werden, hieß es. Von demRestrukturierungsprogramm «könnten in den nächsten drei Jahren bis zu20 000 Mitarbeiter im direkten und indirekten Bereich der MarkeVolkswagen Pkw» betroffen sein, also in Verwaltung und Produktion.Die Marke Volkswagen Pkw fertigt unter anderem Golf, Passat und Polo.

Der VW-Vorstand stehe zum Haustarifvertrag vom November 2004 fürdie rund 100 000 Beschäftigten der sechs westdeutschen VW-Werke, hießes. Dieser schließt betriebsbedingte Kündigungen bis 2011 aus. Unterden «derzeitigen Rahmenbedingungen» sei die Sicherung derWettbewerbsfähigkeit des Unternehmens und der Arbeitsplätze aber«nicht zu erreichen». Aus diesem Grund würden «zügige Verhandlungen»mit Betriebsrat und IG Metall angestrebt.

IG Metall-Bezirksleiter Hartmut Meine betonte, Grundlage derSicherung von Wettbewerbsfähigkeit und Arbeitsplätzen bei VW seiendie bestehenden Tarifverträge. Generell gebe es noch viele offeneFragen. VW-Gesamtbetriebsratschef Bernd Osterloh sagte, dieBelegschaft sei Willens, sich für die nachhaltigeWettbewerbsfähigkeit von VW einzusetzen. Der Vorstand müsse dabei dieStandort- und Beschäftigungssicherung aber genauso ernst nehmen wiedie Rendite.

Der Präsident des Verbandes der Automobilindustrie, BerndGottschalk, sprach von einem «schmerzlichen, aber im Interesse derlangfristigen Sicherung traditioneller Standorte und Werke inDeutschland notwendigen Schritt».

Niedersachsens Ministerpräsident und VW-Aufsichtsrat ChristianWulff (CDU) sagte, nur «fitte Unternehmen» könnten dauerhaftArbeitsplätze sichern und neue schaffen. Volkswagen müsse in fünfJahren «neu aufgestellt sein». Das Land Niedersachsen ist nachPorsche zweitgrößter VW-Aktionär. Wulffs Vorgänger, der jetzigeBundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD), verlangte von VW dieVermeidung eines weitgehenden Personalabbaus. Bundeskanzlerin AngelaMerkel (CDU) und Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU) solltensich in die Beratungen aktiv einschalten.

Volkswagen hatte bereits im vergangenen Jahr von einem«Personalüberhang» von mehreren tausend Stellen in den deutschenWerken gesprochen. Der Stellenabbau solle über Altersteilzeit undAbfindungen bewerkstelligt werden. Dazu hat VW inzwischen seinAltersteilzeit-Modell ausgeweitet.

VW-Standorte in Deutschland (Grafik: dpa)
VW-Standorte in Deutschland (Grafik: dpa)
dpa