Versicherungswirtschaft mit mäßigen Wachstumsraten

München/dpa. - «Wir erwarten in der Sachversicherung einBeitragswachstum um etwa ein Prozent und im Leben-Geschäft von einbis zwei Prozent.»
Bereits in diesem Jahr muss die Branche mit einem Beitragsplus von3,5 Prozent (Vorjahr: 4,1 Prozent) auf voraussichtlich rund 152Milliarden Euro einen Gang zurückschalten. Große Unternehmen wie dieAllianz und der weltgrößte Rückversicherer Münchener Rück versuchen,der Entwicklung über ihre Vertriebskooperationen entgegenzusteuern.Über das Angebot von Bankprodukten wie Konten, Kreditkarten undpersönliche Kredite sollen die Allianz-Versicherungsagenten derTochter Dresdner Bank 2005 rund 300 000 neue Kunden zuschanzen - ein«Quantensprung», sagt der Allianz-Vorstand und Chef der AllianzVersicherungs-AG, Reiner Hagemann. Auch die Münchener-Rück-Erstversicherungstochter Ergo und die HypoVereinsbank intensivierenihre Zusammenarbeit.
Nach den Krisenjahren in Folge des 11. September 2001 sind diebeiden großen Versicherer mittlerweile unter neuer Führung wieder aufKurs gekommen und können ordentliche Gewinne vorweisen. «2005 werdenwir wieder ein vollkommen normales Jahr haben», erwartetVersicherungsexperte Carsten Zielke von der WestLB. Allianz-ChefMichael Diekmann und der Münchener-Rück- VorstandsvorsitzendeNikolaus von Bomhard könnten nach der Bewältigung der größtenBaustellen nun daran gehen, die Renditen ihrer Konzerne zu stärken.
So hat die Allianz ihr Sorgenkind Dresdner Bank stabilisiert, 2005soll die lange verlustträchtige Tochter ihre Kapitalkosten verdienen.«Die Dresdner Bank ist aus dem Gröbsten raus, jetzt kommt es auf dieErtragssicherung an», sagt Zielke. Auch für die Münchener Rück sinddie Probleme mit der Erstversicherungstochter Ergo nachExperteneinschätzung mittlerweile bewältigt. Die Restrukturierungzeige bereits Erfolge, sagt Stephan Kalb von Sal. Oppenheim. ImRückversicherungsgeschäft könne der Konzern nochmal auf ein gutesJahr mit stabilen Preisen hoffen. «Wir gehen davon aus, dass dasErgebnis der Münchener Rück deutlich steigt.» Bereits in diesem Jahrpeilt der Branchenprimus mit einem Gewinn von 1,8 bis zwei MilliardenEuro einen Rekordwert an, wenngleich die turbulente Hurrikan-Saisonin den USA die lange fest anvisierte Zielgröße von zwei MilliardenEuro ins Wanken gebracht hatte.
Schon lange sind die Zeiten vorbei, in denen die Kapitalanlagen anden Aktienmärkten die Gewinne der Versicherer teils wie von selbstsprudeln ließen. Das hat die Unternehmen vorsichtig werden lassen:Rund 80 bis 90 Prozent seien heute in festverzinslichen Wertpapiereninvestiert mit Renditen von um die vier Prozent, schätzt Hagemann.«Alle sind gut beraten, sich darauf einzustellen: Dasversicherungstechnische Geschäft muss in sich in Ordnung sein.»
Diekmann und Bomhard, der vor einem Jahr Hans- Jürgen Schinzler ander Spitze der Münchener Rück ablöste, bekommen unterdessen für ihrebisherige Arbeit gute Noten von Experten. Es sei ihnen gelungen, dasVertrauen von Kapitalmärkten und Anlegern zu gewinnen und dieUnternehmen auf dem Weg zu Ertragsstärke voranzubringen, sagt Kalb.
