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Vermisster Einjähriger in Bad Salzungen Vermisster Einjähriger in Bad Salzungen: Hat Mutter ihr Baby in den Fluss geworfen?

07.11.2016, 23:00
Feuerwehrleute und Rettungssanitäter stehen während der Suche nach einem vermissten einjährigen Jungen an der Werra bei Bad Salzungen.
Feuerwehrleute und Rettungssanitäter stehen während der Suche nach einem vermissten einjährigen Jungen an der Werra bei Bad Salzungen. dpa-Zentralbild

Bad Salzungen - Die Werra ist kalt und trüb: Im Schneeregen halten am Dienstag Männer in roten und blauen Schlauchbooten Ausschau nach einem vermissten Kleinkind. Seit mehr als 24 Stunden wird nach dem Einjährigen aus dem südthüringischen Bad Salzungen in den Fluten gesucht - bislang vergeblich. Polizei und Feuerwehr haben nur noch wenig Hoffnung, den Jungen lebend zu finden. Selbst ein Erwachsener könne bei diesen Wasser- und Außentemperaturen nicht lange im Fluss überleben, sagt eine Polizeisprecherin.

Die Mutter ist bei der Suche nicht dabei - sie wurde in eine psychiatrische Klinik gebracht. Es gibt den schwerwiegenden Verdacht, dass die 35-Jährige am möglichen Tod ihres Kindes schuld sein und es in den Fluss geworfen haben könnte.

Polizei und Feuerwehr sind mit 80 Einsatzkräften auf dem Fluss und an seinen Ufern unterwegs. Zwischen Bad Salzungen und einem Wehr in Tiefenort (Wartburgkreis) suchen sie jeden Winkel ab. Auch Leichenspürhunden sind auf Booten dabei, die gegen die Strömung kämpfen. Seit dem Verschwinden des Jungen am Montagnachmittag haben die Retter ihre Aktion nur kurzzeitig unterbrochen - die Akkus der Suchscheinwerfer der eingesetzten Boot waren leer.

Was anfangs nach einem Unglück aussah, ist nach gegenwärtiger Einschätzung der Polizei wohl doch ein Verbrechen. Die 35-jährige Mutter sei noch in der Nacht auf Dienstag vorläufig festgenommen worden, berichtet die Sprecherin der Polizei. Ein Richter entschied dann, dass die Frau für mehrere Wochen in eine Klinik kommt. Zu den Hintergründen hüllen sich die Ermittler in Schweigen.

Ein Sprecher der zuständigen Staatsanwaltschaft Meiningen sagt nur, auch für seine Behörde gelte die Frau als Tatverdächtige. Dass es bisher noch keinen Haftbefehl gegen sie gibt, habe unter anderem mit den schwierigen Ermittlungen in dem Fall zu tun. Beim Vater des Kindes dagegen liegen laut Polizei bislang keine Hinweise vor, dass er etwas mit dem mutmaßlichen Tod des Kindes zu tun haben könnte.

In der Kurstadt im westlichen Thüringer Wald gibt es an dem Tag nur ein Thema, fast stündlich wird in den Regionalnachrichten über den Jungen aus der Kreisstadt berichtet. Knapp 16 000 Menschen leben dort. Die Werra fließt direkt durch das Städtchen weiter in Richtung hessische Landesgrenze. Nach dem Regen der vergangenen Tage ist der Wasserstand hoch. Es ist nicht die erste Tragödie an dem hessisch-thüringischen Grenzfluss.

Bereits im April dieses Jahres war dort nach einem Jungen gesucht worden: Seit dem 4. April wird Aref aus einer Flüchtlingsunterkunft im nordhessischen Wanfried vermisst. Der Fünjährige wurde damals zuletzt an Spielgeräten am Ufer der Werra gesehen. Für die Suche nach ihm wurde auch der Wasserstand eines Teils des Flusses abgesenkt - ohne Erfolg. Die Polizei ermittelt in diesem Fall in alle Richtungen. Möglich sei auch, dass Aref einer Straftat zum Opfer gefallen ist oder entführt wurde, sagte ein Polizeisprecher im Juni. Bis heute ist das Kind verschwunden.

Im April 2011 kam ein Dreijähriger ums Leben, als in der Werra ein Schlauchboot kenterte. Trotz einer groß angelegten Suche von rund 100 Rettungskräften entlang dem Flussufer bei Hannoversch Münden (Niedersachsen) wurde der Junge nicht gefunden. Das aus Süddeutschland stammende Kind war mit einem 52 Jahre alten Bekannten seiner Eltern von einem Gartengrundstück am Werraufer aus mit einem Schlauchboot gestartet. Kurz darauf kenterte das Boot in der starken Strömung rund 700 Meter vor dem Wehr eines Kraftwerks. (dpa)