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Verbraucherschutz Verbraucherschutz: Dioxinbelastete Lebensmittel entdeckt

02.01.2011, 15:03

Düsseldorf/Hannover/Kiel/dapd. - Die als krebserregend geltendechemische Substanz war vermutlich durch verunreinigte Fette in dasFuttermittel der betroffenen Betriebe gelangt.

NRW-Verbraucherminister Johannes Remmel (Grüne) kündigte amWochenende weitere und kurzfristige Überprüfungen von bis zu 25Ställen im Land an. Sie sollen von einem Futterhersteller beliefertworden sein, in dessen Hühnerfutter mit Dioxin belastete Fetteverarbeitetet wurden. Dies gehe aus einer Lieferliste desniedersächsischen Agrarministeriums hervor, sagte Remmel. Diebetroffenen Betriebe liegen den Angaben zufolge in den KreisenSteinfurt, Minden, Warendorf und Gütersloh. Bei den Firmen handelees sich um Legehennen- und Putenmastbetriebe sowie um fünf weiterelandwirtschaftliche Betriebe. 14 Betriebe wurden den Angaben zufolgebereits vorsorglich gesperrt.

Laut Ministerium sind mittel- und langfristig gesundheitlicheSchäden durch den Verzehr dioxinbelasteter Lebensmittel nichtausgeschlossen. Bei geringem Verzehr belasteter Produkte besteheaber keine akute Gesundheitsgefahr, hieß es.

Zwtl: Ergebnis der Proben steht noch aus

Verantwortlich soll eine Firma aus Schleswig-Holstein sein. NachAngaben des niedersächsischen Landwirtschaftsministeriums sollen indem Unternehmen pflanzliche Fette, die Futtermitteln zugemischtwerden, mit mechanischen Fetten vermischt und dadurch verunreinigtworden sein. Derzeit werde geprüft, wohin die verunreinigten Fettegeliefert wurden. Nach Ministeriumsangaben sind nebenNordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein auch Niedersachsen,Hamburg und Sachsen-Anhalt betroffen. Bis Mitte Dezember könntendort Futtermittelhersteller mit den Fetten versorgt worden seien.

Der Schleswig-Holsteinische Regierungsprecher Knut Peters sagte,das wegen der verunreinigten Fette in Futtermitteln ins Blickfeldgeratene Unternehmen aus Uetersen habe im vergangenen Monat von sichaus den Zwischenfall an das Verbraucherschutzministerium gemeldet.Daraufhin habe das Verbraucherschutzministerium eine Schnellmeldungan alle Bundesländer herausgegeben. Das schlewig-holsteinischeLandeslabor habe daraufhin in dem Unternehmen Proben genommen, dienoch untersucht würden. Ein Ergebnis stehe noch aus.  «Es gibt ausunserer Sicht keinen Hinweis darauf, dass zwischen denDioxinbelastungen in Eiern und dem Unternehmen einen ursächlichenZusammenhang gibt», sagte Peters.      

Zwtl: Grüne kritisieren «schwere Versäumnisse»

Die niedersächsischen Landtags-Grünen warfen der Landesregierungin Hannover derweil «fahrlässigen Umgang» mit dem Verbraucherschutzvor. «Die hiesigen Behörden haben das Problem tagelang verharmlost»,sagte der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Christian Meyer amSonntag in Hannover. Noch vor wenigen Tagen habe dasAgrarministerium den von den Grünen erhobenen Vorwurf, dass nichtnur das Futter, sondern auch die täglich verkauften 400.000 Eier ausden 20 damit belieferten Betrieben über dem Grenzwert belastet seienkönnten, als «Quatsch» ausgeschlossen. Jetzt zeichne sich einbundesweiter Giftskandal in Lebensmitteln ab. In Niedersachsen seienein Handelsverbot und eine Rückrufaktion der potenziell belastetenEier-Chargen seit Weihnachten überfällig.

Meyer nannte es «unverantwortlich», dass trotz des vorbeugendenLieferstopps in Nordrhein-Westfalen in Hannover nicht reagiertworden sei. Über eine Woche seien Eier der betroffenen Betriebeweiterhin ungeprüft in den Handel gelangt. Gesundheitsgefährdungendurch krebserregendes Dioxin seien so in Kauf genommen worden.

Der Grünen-Politiker forderte die Übernahme der «hohenpräventiven Verbraucherschutzstandards» aus Nordrhein-Westfalen fürNiedersachsen. Es dürfe nicht abgewartet werden, bis es zuzusätzlichen Krebserkrankungen durch die Dioxin-Eier komme, sagteMeyer. Er kündigte eine parlamentarische Initiative seiner Fraktionan, mit der aufgeklärt werden soll, warum Niedersachsens Behörden sospät reagieren.