Verbrauchergeräte Verbrauchergeräte: «digital living» soll neben der CeBIT nach Hannover locken

Hannover/dpa. - Eine «Erlebniswelt mitEventcharakter» wird versprochen, eine herstellerübergreifende Schaumit «Lifestyle»-Produkten der Unterhaltungselektronik. Nur: DieResonanz der Hersteller auf die zeitgleich, aber getrennt zur CeBIT2006 stattfindende Schau ist bisher bescheiden - die erste Auflagedroht ein Flop zu werden.
Seit Jahren bereits diskutieren die Messe-Macher darüber, wie sieauf die zunehmende Vernetzung von klassischer Computerindustrie undUnterhaltungselektronik reagieren sollen. Mit einer «CeBIT Home» fürPrivatkunden hatte die Deutsche Messe AG vor einigen JahrenSchiffbruch erlitten - das Besucherinteresse war schwach. Zwar zeigenviele Unternehmen massenweise Geräte für die digitale Unterhaltung,aber dann eher am eigenen Stand und die CeBIT ist bisher sowieso vorallem eine Fachbesuchermesse. Zwar kommen auch Computer-Kids inScharen, doch Konsolen und anderes High-Tech-Spielzeug etwa warvielfach von den seriösen IT-Dienstleistern in den Messehallen garnicht gern gesehen.
Neuen Druck auf die CeBIT brachte die Entscheidung der MesseBerlin, die Internationale Funkausstellung (IFA) künftig nicht mehrnur alle zwei, sondern jedes Jahr zu veranstalten. Gleich mehrereAussteller mit großen Namen - wie Philips und E-Plus - bleiben derCeBIT in diesem Jahr ganz fern und ein Gigant wie Sony ist nur miteiner kleinen Auswahl seiner VAIO-Geräte wie Notebook oderProjektoren präsent. Die Deutsche Messe AG reagierte - relativkurzfristig - mit der Entscheidung, 2006 die «digital living» zuveranstalten. Auf das von dem Fachverlag CMP WEKA in Poing beiMünchen entwickelte Konzept hatte zuvor auch schon die MesseDüsseldorf ein Auge geworfen. Die Schau ist nun in einer eigenenHalle (Halle 27) untergebracht, die Privatbesucher für zehn EuroEintritt über einen separaten Eingang erreichen. Mit CeBIT-Ticket istder Eintritt kostenlos.
In der Presse wurde die Sonderschau bereits als «Mini-IFA imSchuhkarton» verspottet. Denn viele namhafte CeBIT-Aussteller undpotenzielle Teilnehmer der «digital living» zeigen der neuenSonderschau die kalte Schulter. «Ohne uns», heißt es etwa beimBranchenriesen Deutsche Telekom. Die Telekom fühle sich auf ihremCeBIT-Stand «richtig untergebracht», sagt Sprecher Hans-MartinLichtenthäler. Dort sei das Konzept, alle Geschäftsfelder unter einemDach darzustellen, am besten realisierbar.
Auch Motorola und Samsung nehmen nicht an der «digital living»teil. Der Schwerpunkt der CeBIT liege «wie gehabt» in den BereichenIT und Telekommunikation, sagt Hans Wienands, Business DirectorConsumer Electronics bei Samsung Electronics. Beim ElektronikkonzernSharp heißt es, in diesem Jahr sei die «digital living» für dasUnternehmen zu kurzfristig gekommen. Sharp sei aber grundsätzlichoffen für die Sonderschau, sagt Sprecher Martin Beckmann. «Stillstandist Rückschritt. Man muss mal etwas neues ausprobieren.»
Wie viele und welche Aussteller bereits zugesagt haben, willMesse-Vorstandsmitglied Ernst Raue nicht sagen - und verteidigtzugleich das Konzept der «digital living». Denn für ihn steht dieCeBIT 20 Jahre nach ihrer Premiere als eigenständige Messe vor einerZäsur. «Die Welt hat sich durch die mobile breitbandige Nutzung desInternets völlig verändert», sagte Raue. Die CeBIT werde deshalbneben den klassischen ITK-Lösungen auch weiterhin Anwendungen aus demBereich Home-Entertainment und mobiler Kommunikation zeigen.Allerdings müsse die Messe die immer stärkere Vernetzung dereinzelnen Branchen berücksichtigen, ohne ihren Status alsinternationale Fachbesuchermesse zu verlieren.
Nach Einschätzung des Hauptgeschäftsführers des BranchenverbandesBITKOM, Bernhard Rohleder, müsse man zunächst abwarten, ob die«digital living» ein Erfolg werde oder nicht. «Wir sind derÜberzeugung, dass digitale Consumer Electronics auf die CeBITgehört.» Die «digital living» müsse aber künftig nicht neben derCeBIT stehen, sondern in die CeBIT integriert werden. «Wir müssendafür sorgen, dass die CeBIT keine regionale Privatkundenmesse wird,sondern eine internationale Fachbesuchermesse bleibt», sagt Rohleder.«Wir sind definitiv nicht dafür, dass die CeBIT ein Rummel wird.»