Verbandstagung Verbandstagung: Viele sparen auch am Spaß
Magdeburg/Eisleben/MZ. - Wegen der geringeren Kaufkraft im Osten seien hier viele Volksfeste besonders betroffen, so Ritter. Auch die Eisleber Wiese, das mit jährlich rund 500 000 Besuchern größte Volksfest Mitteldeutschlands, müsse Rückgänge verkraften.
Laut Ritter befinden sich die Schausteller in einem Dilemma aus stetig steigenden Kosten und anhaltender Konjunkturflaute, die sich im Portmonee der Besucher niederschlage. "Die Leute drehen den Euro dreimal um." 2001 habe der Umsatz bundesweit noch 3,5 Milliarden Euro betragen, seitdem sei er etwa um die Hälfte gesunken.
Karl Welte fährt seit 50 Jahren zur Eisleber Wiese, seine Familie ist seit fünf Generationen im Schaustellergeschäft. Zuletzt war er mit der "Sound Machine" auf dem "Oktoberfest des Ostens" in der Lutherstadt: Bei seinem Karussell dreht sich eine große Scheibe auf der an großen Stahlarmen Gondeln befestigt sind. Die Gondeln wiederum drehen sich um die eigene Achse und auch kopfüber. Das spektakuläre Fahrgeschäft gehört stets zu den Besuchermagneten. Aber auch Welte merkt Zurückhaltung. "Machen wir uns nichts vor, Karussellfahren ist teuer", sagte er. Drei Euro koste bei ihm ein Ticket, und das sei knapp kalkuliert. "Für uns wird alles teurer." Er müsse gestiegene Kosten für vier Lkw, vier Mitarbeiter, Standmieten und Energiekosten zahlen. Allein die Standmiete in Eisleben schlage mit 1 000 Euro pro Tag zu Buche. Er schätzt, dass der Umsatz der Schausteller auf der Wiese zuletzt jährlich um drei Prozent zurückgegangen ist.
Auf der Schausteller-Tagung in Magdeburg wurden auch Strategien diskutiert, um die Umsatzentwicklung zu stabilisieren. Ein Konzept enthält die stärkere Konzentration auf über 50-jährige, kaufkräftigere Besucher, sagte Ritter. Bei einem Pilotprojekt in Nürnberg habe es auf einem Volksfest etwa eine "Romantik-Nacht" mit Lampions statt Neonlicht gegeben und einen Tag, an dem die Fahrgeschäfte keine Techno-Musik, sondern Schlager spielten. "Das ist gut gelaufen", sagte Ritter. Er fordert deshalb eine Trendwende auf den Volksfesten. "Die Ballermannisierung muss aufhören. Wir müssen zurück zu den kulturellen Wurzeln der Volksfeste", sagte Ritter.