USA setzen Bombardierung von Tora Bora fort USA setzen Bombardierung von Tora Bora fort: Montag, 17.Dezember

Washington/Islamabad/dpa. - Nach Berichten über den Fall der afghanischen El-Kaida-Festung vonTora Bora warnten die USA am Sonntag vor verfrühter Siegeszuversicht.Befehlshaber von Taliban-feindlichen Stammeskämpfern hatten zuvorgesagt, die letzten Stellungen der Terrororganisation in denostafghanischen Bergen seien eingenommen und die Kämpfe beendetworden.
Der Oberbefehlshaber der US-Streitkräfte im Afghanistan-Krieg,Tommy Franks, sagte, es werde noch eine Weile dauern, bis Tora Boravöllig unter Kontrolle sei. Es gehe praktisch darum, sich Zentimeterum Zentimeter die Schluchten hinaufzuarbeiten und in jeden einzelnender Bunker, Höhlen und Tunnel zu gehen, sagte Franks am Sonntag ineinem Interview der US-Fernsehgesellschaft ABC.
Die nationale Sicherheitsberaterin der US-Regierung, CondoleezzaRice, räumte in einem CNN-Interview ein, es könne zutreffen, dass dieTerrororganisation El Kaida in der Region von Tora Bora geschlagenworden sei. «Aber es wäre sehr voreilig, von einem Sieg zu sprechen»,warnte sie. Das Gebiet sei sehr unübersichtlich. Insgesamt gebe es inAfghanistan noch viele Widerstandsnester, und viel Arbeit sei zu tun,«bis sichergestellt ist, dass die El Kaida wirklich vernichtet wordenist».
Nach der Eroberung der letzten El-Kaida-Stellungen seien dieKämpfe in den Bergen von Tora Bora eingestellt worden, hatte HadschiMohammed Saman, ein Kommandeur der Anti-Taliban-Truppen, zuvor der inPakistan ansässigen afghanischen Nachrichtenagentur AIP gesagt. DasGebiet werde nun «gesäubert». Über den Aufenthaltsort vonEl-Kaida-Chef Bin Laden sei nichts bekannt, sagte Saman. Diebritische BBC berichtete, rund 500 El-Kaida-Mitglieder seien RichtungPakistan geflüchtet. Pakistan verstärkte seine Truppen an der Grenze.
US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld traf am Sonntag zu einemüberraschenden Kurzbesuch in Afghanistan ein. Nach CNN-Angaben sprachRumsfeld auf dem Luftwaffenstützpunkt Bagram nördlich von Kabul mitHamid Karsai, der ab Samstag die neue Übergangsregierung in Kabulführen soll. Vor US-Truppen bekräftigte Rumsfeld in Bagram, für einenAngriff auf die USA müsse es eine Strafe geben. Ihre Aufgabe sei nochlange nicht erfüllt, sagte er den Soldaten. Bei der Suche nach BinLaden mahnte Rumsfeld zur Geduld. «Wir müssen abwarten und sehen, woer steckt.» Der Pentagon-Chef wollte nach neuen Angaben weiter nachPakistan reisen.
Unterdessen war weiter unklar, wann und in welchem Umfang diegeplante internationale Schutztruppe in Afghanistan stationiert wird.Der britische Leiter eines Planungsteams, dem auch Vertreter ausFrankreich, Kanada und Italien angehören, hielt sich am Sonntag inKabul auf. Generalmajor John McColl, sagte in der britischenBotschaft, es seien noch keine Entscheidungen über die Stationierungder Truppe getroffen worden. McColl traf in Bagram auch kurz mitRumsfeld zusammen.
Die Entscheidung des Bundestages über einen Bundeswehr-Einsatz inAfghanistan fällt möglicherweise nicht mehr in der kommenden Woche.Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) verwies am Abend im ZDF zurBegründung darauf, dass es «nicht sicher ist, ob derWeltsicherheitsrat mit seinen Beratungen zu Ende kommt».