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US-Regierung prüft Banken-Verstaatlichung

09.10.2008, 08:19

New York/dpa. - Die US-Regierung erwägt nach einem Pressebericht Beteiligungen an amerikanischen Banken. Mit einem solchen Schritt könnte das Vertrauen in die Finanzbranche gestärkt werden, berichtete die «New York Times» unter Berufung auf die Regierung.

Ein Einstieg könnte Teil des geplanten Rettungspakets sein, das ein Volumen von 700 Milliarden Dollar haben soll. Die US-Regierung würde bei einer Teilübernahme von Bankhäusern dem Vorbild Großbritanniens folgen. Die Regierung in London hatte am Mittwoch einen Plan vorgestellt, der eine Beteiligung an britischen Banken bei Bedarf ermöglichen würde.

Die konkreten Details für den US-Rettungsplan sollen in den kommenden Tagen vorgestellt werde, wie die «New York Times» schreibt. Viele US-Banken sind durch die Finanzkrise an den Rand der Pleite geraten oder mussten sich unter das Dach von Konkurrenten retten.

US-Präsident George W. Bush hat in einem Telefongespräch mit Brasiliens Staatspräsident Luiz Inácio Lula da Silva versichert, dass die Maßnahmen des US-Bankenrettungsplans in zweieinhalb Wochen erste Wirkungen zeigen werden.

Bush sprach auch mit Bundeskanzlerin Angela Merkel über die Finanzkrise. Er erörterte nach US-Angaben mit Merkel unterschiedliche amerikanischen Maßnahmen zur Stabilisierung der Märkte und betonte, die Wichtigkeit eines gemeinsamen Vorgehens aller Staaten bei der Eindämmung der Finanzkrise.

US-Finanzminister Henry Paulson Paulson sprach sich für eine enge Abstimmung der betroffenen Staaten aus. Er habe zu diesem Zweck eine Sonderkonferenz der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer (G20) am Samstag vorgeschlagen, sagte Paulson. Dabei sollen sich die Teilnehmer untereinander koordinieren, um die Folgen der Krise und die Abschwächung der Konjunktur in den jeweiligen Ländern zu verringern.

Laut Paulson ist ein baldiges Ende der Finanzkrise in den USA nicht absehbar. «Es ist Geduld gefragt, weil diese Turbulenzen kein schnelles Ende finden werden und noch bedeutsame Herausforderungen zu meistern sind.» Er sei aber überzeugt, dass die Probleme überwunden werden können. Er warnte aber auch, dass es weitere Zusammenbrüche von US-Banken geben könne, solange die US-Wirtschaft in schwierigem Fahrwasser sei.

Unterdessen hat die Börse in Tokio nach anfänglichen Verlusten fest tendiert. Der Nikkei verzeichnete zur Handelsmitte ein Plus 1,25 Prozent bei 9318,40 Punkten. Die japanische Zentralbank hatte dem Geldmarkt angesichts der Finanzkrise weitere Liquidität in Rekordhöhe zur Verfügung gestellt.

Händlern zufolge wird der Aufwärtstrend jedoch durch die weiter bestehende Sorge über die Folgen der Finanzkrise gebremst, obgleich sechs der großen Zentralbanken der Welt überraschend die Leitzinsen gesenkt hatten. Am Vortag war der Nikkei um über neun Prozent auf den tiefsten Stand seit mehr als fünf Jahren gestürzt.

Am 17. Handelstag in Folge pumpte die Bank of Japan (BoJ) erneut in zwei Schritten 4,0 Billionen Yen (29,2 Milliarden Euro) in den Markt, um für Stabilität zu sorgen. Das war die bislang größte Tagesoperation zur Bereitstellung zusätzlicher Liquidität. Auf diese Weise versucht die Zentralbank die Kosten für kurzfristige Kredite im Interbankengeschäft zu drücken, um die Banken des Landes dazu zu bewegen, sich gegenseitig mehr Mittel zu leihen.

Am Mittwoch hatten die Europäische Zentralbank (EZB) sowie die Notenbanken der USA (Fed), Großbritanniens, Kanada, Schwedens und der Schweiz den jeweiligen Leitzins gesenkt. Die EZB kappte den Zins für die Länder mit dem Euro um 0,5 Prozentpunkte auf 3,75 Prozent. Auch die Fed und die Bank of England verringerten den Leitzins jeweils um 0,5 Prozentpunkte auf 1,5 beziehungsweise 4,5 Prozent. Die japanische Notenbank begrüßte den Schritt, hielt ihr Zinsniveau von 0,5 Prozent aber konstant.

Um einen Kollaps zu verhindern, steigt der britische Staat mit 50 Milliarden Pfund (65 Mrd Euro) bei acht großen Banken ein und bekommt dafür Vorzugsaktien. Außerdem will die Zentralbank mit 200 Milliarden Pfund die Banken flüssig halten.