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US-Chirurgen transplantieren komplettes Gesicht

18.12.2008, 12:13

New York/Cleveland/dpa. - Eine Amerikanerin, der als erster Mensch der Welt ein fast komplettes Gesicht transplantiert wurde, verträgt das fremde Gewebe bisher ohne Komplikationen.

Ein Team um die Chirurgin Maria Siemionow von der Cleveland Clinic in den USA hatte im Dezember 80 Prozent ihres entstellten Gesichts mit dem Gewebe einer gestorbenen Frau ersetzt. Die Ärzte der Klinik in Cleveland (US-Staat Ohio) beschrieben den Eingriff auf einer Pressekonferenz am Mittwochabend als die komplizierteste und weitgehendste der weltweit bisher vier Gesichtstransplantationen. Sie dauerte 22 Stunden.

Die Patientin hatte wegen ihrer Verletzungen keine Nahrung mehr zu sich nehmen können und atmete durch ein Loch in ihrer Luftröhre. Die Chirurgen ersetzten fast alle Knochenstrukturen, Muskeln, Blutgefäße, Nerven und das Hautgewebe in ihrem Gesicht. Ausgenommen blieben allein die Stirn, Augendeckel, die Unterlippe und das Kinn. Nach Angaben von Siemionow soll die Patientin in etwa sechs Monaten wieder Gefühl im Gesicht entwickeln und im Laufe der Zeit essen, sprechen und normal atmen können. Allerdings muss sie den Rest ihres Lebens Medikamente einnehmen, die die Abstoßung des Fremdgewebes verhindern sollen.

Einzelheiten über die Patientin und die Ursache ihrer Entstellung sowie über die Gewebespenderin blieben auf Wunsch der Angehörigen geheim. Sieminonow hatte als erste Ärztin in Amerika die Erlaubnis erhalten hatte, ein komplettes Gesicht zu transplantieren. «Menschen mit einem entstellten Gesicht haben es besonders schwer in der Gesellschaft», erläuterte sie vor Journalisten. «Unsere Patientin wurde beschimpft. (...) Kinder liefen vor ihr davon».

Die weltweit erste Frau mit einer Gesichtstransplantation war die Französin Isabelle Dinoire im Jahr 2005. Die damals 38-Jährige war von ihrem Hund angefallen und im Gesicht schwer entstellt worden. Bei der Operation erhielt sie das Unterteil des Gesichtes - ein Dreieck aus Nase, Mund und Kinnpartie - von einer hirntoten Organspenderin. Zehn Monate nach der Operation konnte Dinoire ihre Lippen ganz schließen, nach 18 Monaten wieder normal lächeln.

Als zweiter bekam der damals 30-jährige Chinese Li Guoxing nach einem Kampf mit einem Bären 2006 zwei Drittel des Gesichtes erneuert - eine neue Wange, eine Oberlippe, eine Nase und eine Augenbraue. Als dritter Mensch erhielt ein damals 27-jähriger Franzose mit «Elefantenmann-Syndrom» 2007 ein Dreieck aus Nase, Mund, Kinn und Wangenteilen übertragen.