US-Automobilzulieferer US-Automobilzulieferer: «Der Deal ist perfekt»

Nürnberg/ddp. - Die Autoradio-Sparte von Grundig gehört seit Montag zum amerikanischen Unternehmen Delphi. Wie Grundig-Insolvenzverwalter Siegfried Beck in Nürnberg mitteilte, werden die rund 1000 betroffenen Grundig-Mitarbeiter in Nürnberg und im portugiesischen Braga von dem US-Automobilzulieferer übernommen. Die Verwaltung in Nürnberg-Langwasser sowie die Produktion im portugiesischen Braga seien langfristig gesichert. Man sei im Interesse aller Beteiligten «einen großen Schritt vorangekommen». Der Kaufpreis beträgt rund 58 Millionen Euro. Beck betonte: «Der Deal ist perfekt.» Delphi-Europachef Rainer Hermeling betonte, dass Delphi den «Namen der Marke Grundig sehr zu schätzen» wisse.
Das Geld ist nach Angaben Becks bereits auf dem Treuhand-Konto des insolventen fränkischen Traditionsunternehmens eingegangen. Er bezeichnete die Vertragsverhandlungen als hart, aber «sehr fair». Einen langfristig abgeschlossenen Mietvertrag über das Firmengelände in Nürnberg-Langwasser wertete er als «Beleg» für die «Standortsicherheit». Denkbar sei, dass in Nürnberg weitere Arbeitsplätze aufgebaut würden.
Bis Mitte nächsten Jahres sollen außerdem die Bereiche Personal, Finanzen und Verwaltung weiterhin von der insolventen Grundig AG betreut werden. Die betroffenen Mitarbeiter wurden bereits am Montag auf einer Betriebsversammlung informiert.
Hermeling betonte, Delphi werde gemeinsam mit der Marke Grundig auf dem Gebiet «Infotainment» in Verbindung mit mobiler Kommunikationstechnik im Auto «einen Schlüsselmarkt» in Europa besetzen. Wegen eines stetig steigenden Anteils von Elektronik im Auto erwarteten die Automobilzulieferer in den nächsten 15 Jahren die «höchsten Wachstumsraten» in den Sektoren Hard- und Software sowie bei der Vernetzung der einzelnen Komponenten.
Nürnberg solle unter dem Namen «Delphi Mobil MultiMedia Systems Europe» zur Europa-Zentrale für Infotainment ausgebaut werden. Zum neuen Direktor wurde der ehemalige CIS-Geschäftsführer Udo Krauss ernannt. Management und Produktionsentwicklung bleiben in Franken. Die Produktion im portugiesischen Braga werde «in die langfristige Fertigungsstrategie in Europa und in den globalen Fertigungsverbund» eingebunden.
CIS ist Anbieter von Audiosystemen, Telematiklösungen und Unterhaltungselektronik im Fahrzeugbereich. Es beliefert namhafte Autohersteller und den Zubehörhandel in Europa. Das Unternehmen beschäftigt 1000 Mitarbeiter und erzielte im vergangenen Jahr einen Umsatz von rund 180 Millionen Euro. CIS ist nach der Sparte Home InterMedia Systems der zweitgrößte Bereich der insolventen Grundig AG.
Delphi ist eigenen Angaben zufolge eines der führenden Unternehmen in der Automobilindustrie. Das Produktportfolie umfasst Fahrdynamik, Antrieb, Wärmesysteme, Elektrik, Elektronik, Sicherheit und Innenraum. 2002 erzielten rund 188 000 Mitarbeiter an 167 Produktionsstandorten weltweit einen Umsatz von 27,4 Milliarden US-Dollar. Der Firmenstammsitz ist in Troy im US-Bundesstaat Michigan. Die Europazentrale hat ihren Sitz in Paris.