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Urlaub für 15 Euro Urlaub für 15 Euro: Vom Militärgeheimnis zur Attraktion

Von Christian Schafmeister 26.07.2002, 20:10

Kossa/MZ. - Parkplätze ausgebucht

So strömten rund 850 Besucher auf dasehemalige Militär-Gelände, um eine der Führungenmit zu machen. Dorn und seine Mitarbeiterwaren auf einiges gefasst. Doch was sich inder Dübener Heide abspielte, übertraf allihre kühnsten Erwartungen. "Jetzt sind bereitsdie Parkplätze voll", trieb es Dorn eine Stundenach Beginn der Aktion die Schweißperlen aufdie Stirn. Und wer sich gegen 11 Uhr nochfür eine Führung anmelden wollte, der musstevorher eine längere Wartezeiten in Kauf nehmen.

"Man weiß doch überhaupt nicht, wo man damalsgelebt hat", sagte eine ältere Frau, als sieim Führungsbunker direkt vor dem Platz desGeneralmajors stand, der im Kriegsfall vondort eine komplette Armee kommandiert hätte.Mit Humor nahm es dagegen ein anderer Besucher."Möchte hier gerade jemand mit Putin telefonieren,das rote Telefon geht direkt bis nach Moskau",schmunzelte er.

Vorbereitet war die NVA mit dem Bunker, derzwischen 1976 und 1979 errichtet wurde unddanach auch nie umfassend von der Nato aufgeklärtwerden konnte, auf beinahe alles - auch denBeschuss. Druckwellen hätten aufgrund der"schwimmenden Bauweise" kompensiert werdenkönnen, erläuterte Peter Heinemann. "Die ovalenAnlagen stehen deshalb extra auf mehrerenKiesschichten, und hätten sich so bis zu 40Zentimetern bewegen können", berichtete derMann vom Eurocenter.

Komfortabel war es dagegen nicht unbedingt.Alles entsprach der so genannten U-Boot-Norm,heißt im Klartext: Ein Waschbecken sowie eineToilette für je 25 Mann. Dafür war auch dieEnergie-Versorgung für einen längeren Zeitraumgesichert. "Hier gab es einen Schiffsdieselund 20000 Liter Treibstoff. Das hätte imErnstfall für vier Wochen gereicht", sagteHeinemann. Doch zum Ernstfall ist es glücklicherweisenicht gekommen.

Weitere Besuche folgen

"Das ist alles hoch interessant, ich schauemir hier demnächst auch die anderen Bunkernoch an", erklärte Christa Scheffel gesternnach einer Führung. "Allein schon weil hierfrüher mein Schwiegersohn gedient hat."

Mit seinen ganz persönlichen Erinnerungenin Verbindung gebracht hat auch der WittenbergerBurghard Kewitsch den gestrigen Besuch. "Dennschließlich war ich in der Zeit von 1968 bis1970 selbst Funker", erzählte er nach derFührung durch den ehemaligen Nachrichten-Bunker.Und auch Dieter Fichtner aus dem benachbartenBad Düben will die Anlage "auf jeden Fallweiter empfehlen".