Universität Halle Universität Halle: Stiftungsprofessur international ausgeschrieben
Halle/MZ. - In Kürze wird es an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg eine Stiftungsprofessur für den Bereich Wirtschaftsethik geben. Damit gehört die hallesche Alma mater auf diesem Gebiet zu den Vorreitern in Deutschland, denn bisher kann man die Anzahl derartiger Lehrstühle an einer Hand abzählen: "Neben München und Witten-Herdecke haben nur noch Eich stätt und Kassel einen solchen aufzubieten", erklärt Prof. Heinz Peter Galler von der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät.
Dennoch ist die Wirtschaftsethik weder eine kurzlebige Modeerscheinung noch ein exotisches Randgebiet, sondern vielmehr eine Wissenschaftsdisziplin, die zunehmend an Bedeutung gewinnt. Bester Beweis: die Verleihung des Nobelpreises für Wirtschaftswissenschaft an den britisch-indischen Wirtschaftsethiker Amartya Sen im Jahr 1998.
Und was ist nun eigentlich Wirtschaftsethik? "Die Moralphilosophie des Wirtschaftens, bei der es darum geht, den normativen Rahmen für wirtschaftliches Verhalten zu klären", sagt Galler, der gemeinsam mit seinem Kollegen Prof. Gunter Steinmann in der Berufungskommission für den neuen Lehrstuhl sitzt. Wirtschaftsethische Fragen resultieren seiner Meinung nach "aus der Kluft zwischen moralischen Ansprüchen und wahrgenommener Wirklichkeit", die Probleme wie Schulden, soziale Konflikte, Kriminalität und Korruption zunehmend in das Bewusstsein rückt.
Antworten auf diese Fragen umfassten daher sowohl neue Normen und Prinzipien als auch die Notwendigkeit einer objektiven Analyse aller möglichen Konsequenzen, so Grundmann. Mittlerweile ist die neue Professur international ausgeschrieben worden. Nach vorläufigen Schätzungen geht man an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät davon aus, dass der neue Professor für Wirtschaftsethik bereits zu Beginn des Wintersemesters sein Amt übernehmen kann. Damit gäbe es dann an der Martin-Luther-Universität bereits vier Stiftungsprofessuren: nach Japanologie eine weitere für betriebliches Umweltmanagement sowie die erst kürzlich bestätigte Professur für Rehabilitationsmedizin.
Bis zum Jahr 2006 stehen für den neuen Lehrstuhl jährlich 330 000 Mark zur Verfügung. Sie sollen zur Finanzierung der Professorenbezüge, für wissenschaftliche und nichtwissenschaftliche Mitarbeiter sowie für Sachmittel genutzt werden. Die Gelder stammen aus Mitteln des Stifterverbandes sowie der Dieter-Schwarz-Stiftung, die sich aus Erträgen der Lidl-Unternehmensgruppe finanziert.