Unikino Unikino: Hollywooderfolge und Klassiker im großen Hörsaal
HALLE/MZ-web. - Man muss schon gezielt danach suchen, um Unikino im Online-Vorlesungsverzeichnis der MLU zu finden. Beim genaueren Betrachten des Eintrags wird klar, dass es sich nicht um eine reguläre Lehrveranstaltung handelt. Vielmehr ist man auf ein besonderes Feld studentischen Engagements gestoßen.
Das Unikino gibt es seit fünf Jahren in Halle. Regelmäßig werden Kinofilme im Audimax der MLU zu studentenfreundlichen Preisen gezeigt. Auf die Beine gestellt wurde die Veranstaltung von ein paar Enthusiasten. Sie hatten die Idee, die technischen Möglichkeiten der neuen Universitätsgebäude und ihre eigene Begeisterung für das Kino zu verbinden. Anfangs vom Studierendenrat noch mit der Auflage versehen, sich an Nischen wie Queer- und Independentfilme zu halten, ist das Unikino heute eine weniger programmatische Veranstaltung. Die Praxis zeigte schnell, dass sich das Publikum eine weniger nischenorientierte Auswahl der Filme wünschte. Jetzt finden große Hollywoodfilme genauso ihren Platz im Programm wie Genreklassiker.
Das Team hinter dem Unikino sieht sich als Netzwerk von Studenten und Alumni, vor allem aber Begeisterten für Filme und Kino. Rechtlich abgesichert sind die Macher über die Unifilm-Agentur Göttingen, die mehr als 40 weitere Unikinos in Deutschland betreut und den Verleih der Filme absichert.
Und so kommt es jedes Semester im Audimax der MLU wieder zu Veranstaltungen mit Titeln wie Death Proof, Feuerzangenbowle oder Keinohrhasen. Das Unikino bietet die Möglichkeit, die Filme im besonderen Ambiente des großen Hörsaales noch einmal etwas imposanter als auf dem heimischen DVD-Player zu genießen.
Wie Sex and the City und Papierflieger in den Hörsaal kommen
Randolf Kipke, einer der Verantwortlichen vom halleschen Unikino, sieht die Veranstaltung jedoch nicht als Konkurrenz zu den vorhandenen Kinos: "Wir sehen uns als anderer Teil der Kinolandschaft - mit studentischem Charme und ein wenig Event-Charakter." Was er damit meint, wird klar, wenn man sich das Programm einer Unikino-Saison genauer anschaut. Von Verkleidungsaktionen über Tee- oder Sektabende bis zu einem Papierfliegerwettbewerb wurde 2008 zu vielen Filmen ein passendes Rahmenprogramm geboten.
Daher ist auch die Filmauswahl für das Unikino nicht nur am Kassenerfolg orientiert: "Wir achten schon auf die Möglichkeiten, die ein Film bietet. Besonders gut laufen oft Klassiker und Frauenfilme, Dirty Dancing zum Beispiel", verrät Kipke dazu. Es gehe dabei nicht nur darum, ein großes Publikum, sondern auch immer wieder neue Leute anzulocken. Das versuchten die Unikino-Macher zum Beispiel über einen besonderen Rahmen für den "Frauenfilm" Sex and the City – The Movie. Frauengruppen, die sich passend zum Film stylten, wurden mit Sekt empfangen. Und jeder neugierige Mann, der sich zu dieser Ladiesnight wagte, sparte sich das Eintrittsgeld für das Abenteuer.
Die Filmauswahl für die nächste Saison läuft übrigens bereits. In einer Gruppe auf der Internet-Plattform StudiVZ können Vorschläge an die Veranstalter gerichtet werden.
Studentische Preise für Jedermann
Die besondere Mühe der Verantwortlichen, mehr als "nur Kino" zu bieten, wird vom Publikum auch belohnt. "Zwar sind wir immer noch ziemlich klein, aber unser Publikumsstamm hat sich mit den Jahren immer vergrößert", so Kipke. Mittlerweile könne man im Durchsschnitt mit mehr als 100 Besuchern pro Film rechnen. Spricht man die Zuschauer eines Unikino-Films an, versteht man, warum. Bernhard Klappauf, ein Physik-Student aus Halle, sagt nach der Weihnachtsvorführung der Feuerzangenbowle: "So kann ich gute Filme noch einmal sehen, die im Fernsehen halt nicht so gut rüberkommen, und der Preis ist auch ok." Dabei betonte Randolf Kipke noch einmal, dass Unikino zwar in der Uni stattfinde, aber jedem Interessenten offenstehe. Die Preise seien studentenfreundlich, aber gleich für jeden Interessierten.
Laola im Audimax?
Für die Zukunft erhoffen sich die Macher hinter Unikino, noch mehr Zuschauer begeistern zu können und auch über den kleinen universitären Rahmen hinaus bekannt zu werden. Helfen soll dabei natürlich weiterhin eine interessante Filmauswahl, die zu mehr als "nur" Kino einlädt. Und wen würde nach Sektempfängen und Papierfliegern schon eine Laola während einer möglichen Übertragung der Fifa Fußball-WM 2010 im Audimax überraschen?