1. MZ.de
  2. >
  3. Deutschland & Welt
  4. >
  5. Uni-Bibliotheken: Uni-Bibliotheken: Erste Lücken im Bestand

Uni-Bibliotheken Uni-Bibliotheken: Erste Lücken im Bestand

01.08.2010, 12:12

Dresden/dpa. - Die Universitätsbibliotheken in Sachsenfürchten um die Pflege ihrer Lehrbuchsammlungen. Die Etats für denErwerb von Fachliteratur sinken seit einigen Jahren, mancherortsbeschweren sich Professoren und Studierenden über Lücken. DieZuschüsse für die Universitäten werden bei der geplanten Sparrundezwar nicht gekürzt. «Aber sie bekommen auch nicht mehr Geld», sagteein Sprecher des Wissenschaftsministeriums der Nachrichtenagenturdpa. Während die großen Uni-Bibliotheken schon die Auswirkungenspüren, blicken die kleineren Einrichtungen besorgt in die Zukunft.

Die Universitätsbibliothek Leipzig, mit mehr als 5,5 MillionenBänden die größte, kämpft schon vereinzelt mit dem Mangel. «Es klemmtstark», sagte Direktor Ulrich Johannes Schneider. Betroffen sei vorallem die Forschung, im Bereich der Lehre könne das noch kompensiertwerden. Erste Beschwerden über die Ausstattung gebe es bereits, ineinigen Fächern, Fakultäten und Instituten herrsche Erwerbungsstopp.«Der Etat für 2010 ist schon zur Halbzeit leer.» Er sei von 4,9Millionen Euro 2007 auf 3,8 Millionen Euro 2010 gesunken. «Wenn dasso weitergeht, können wir demnächst zumachen.»

Vor allem die regelmäßig bezogenen Zeitschriften verringertenAnkäufe von Monografien, wenn das Geld knapp werde. «Es ist traurig,wenn eine Stiftung Forschung und Lehre verbessern helfen will, manandererseits aber der Grundausstattung hinterherlaufen muss.» Sokönne wichtige auswärtige Literatur zusätzlich erworben werden, beiden Grundlagen aber gerate man in Bedrängnis. «Bei Bibliotheken gibtes nicht mehr viel zu kürzen ohne Auswirkungen auf Lehre undForschung, wir haben keinen Gestaltungsspielraum mehr.»

So drastisch ist es in Dresden noch nicht. «Wir sind nicht völligunterfinanziert», sagte der stellvertretende Generaldirektor MichaelGolsch. Wartezeiten für Nutzer seien die Ausnahme. Für Erwerbungenwürden Mittel im Haushalt umgeschichtet, das Geld für Lehrbücher aberweniger - 300 000 Euro 2010 statt einer halben Million Euro noch2008. Mit zehn Euro pro Student liege man bundesweit jedoch im oberenMittelfeld. Bisher wurde gezielt in die Lehrbuchsammlung investiert,da sie ein Standortfaktor sei.

«Wir können noch immer überholte Literatur, neue oder erweiterteAuflagen und zerlesene Bücher ersetzen», sagte Golsch. Die Preiseaber stiegen deutlich. «Ein Buch für die Geisteswissenschaften kostetim Schnitt 20 bis 25 Euro, bei Medizin und Naturwissenschaften 60 bis65 Euro», erklärte Golsch. Noch seien die Regale zu Semesterbeginnnicht leer. «Man kann man aber auch erwarten, dass sich Studentenmanchmal Grundlagenwerke selbst besorgen.»

Mit eher weniger Kapital wird auch an der Bibliothek der TUChemnitz gerechnet. «Eigentlich ist Geld da, es gibt nur punktuellEngpässe, und wir sind bemüht, Lücken zu schließen», sagte TU-Sprecher Mario Steinebach. Noch kein Mangel herrscht an der TUBergakademie Freiberg. «Das, was wir dringend benötigen, können wirkaufen», versicherte Bibliotheksdirektorin Katrin Stump. «Wir müssenabwarten, wie es aussieht mit dem Rückgang der Sondermittel.»Innerhalb des Landes werde aber versucht, durch Abbau vonMehrfachexemplaren bei Zeitschriften Ressourcen zu schaffen. Es gebeauch eine Kooperation im Erwerbungssektor zwischen Universitäts- undHochschulbibliotheken im elektronischen Bereich.

Aus dem 1,6-Millionen-Euro-Jahresetat für Fachliteratur werde inden Bereichen neueste Literatur gekauft, die für Wissenschaft undLehre an der spezialisierten Uni wichtig seien. Literatur in allerBreite zur Verfügung zu stellen, hält Stump für unnötig. «Wir müssenuns klar am Bedarf ausrichten und mögliche Einschnitte abwarten»,sagte sie. «Eine Unibibliothek kann nicht die gesamte Literaturvorhalten», sagte auch der Dresdner Vize-Direktor Golsch. JedesExemplar der Lehrbuchsammlung könne auch im Lesesaal gelesen werden.«Dass für jeden jedes Buch da ist, ist unmöglich.»