Unesco-Weltkulturerbe Unesco-Weltkulturerbe: Trauriger Denkmal-Alltag jenseits der Roten Liste
Dresden/MZ. - Kölnund jetzt Dresden haben gezeigt, dass selbstmillionenschwere Bauprojekte in der Versenkungverschwinden, wenn die Rote Liste der gefährdetenWelterbestätten droht. Und mag in Dresdendie Lobby der Elbtal-Brückenbefürworter nochso toben, gebaut wird die Brücke so wenigwie die Hochhäuser am Kölner Dom.
Denn die Rote Liste ist ein Druckmittel vonsolcher Schlagkraft, dass man wünschte, dieUNO hätte ähnliches in ihrem Ringen um Weltfriedenaufzubieten. Die Liste trifft Köln und Dresden,darüber hinaus aber den Kulturstaat Deutschlandbei der Ehre. Man würde vor der Welt dastehenwie kriegszerrüttete Balkanstaaten oder verarmteLänder Afrikas, wenn nicht gar wie die Taliban:unfähig, nationales Kulturgut zu bewahren,oder sogar entschlossen, es zugrunde zu richten.
Es spielt dabei auch keine Rolle, wie staunenswertparadox das Unesco-Konzept längst gewordenist - den Kölner Dom etwa als Welterbe zuakzeptieren, wo er doch schon in den 70erJahren auf jene schändliche Betonplatte gestelltwurde, die es an sensibler Planung mit derWaldschlösschen-Brücke aufnehmen könnte.
Wirklich paradox ist etwas ganz anderes. DasGezerre um das Weltkulturerbe unterscheidetsich nur graduell vom alltäglichen Kampf umBau- und Kulturdenkmäler. Denn diese werdenzwar in Sonntagsreden gerne beschworen, undihr Schutzbrief ist die Denkmalliste. Dochwo sie teuer, unbequem, lästig, unbrauchbarwerden, sind sie im Namen des Wirtschaftswachstumsnirgends in Europa so schnell entstellt, verbaut,und zuletzt abgerissen wie in Deutschland.
Dieses Denken hat eine Lobby überall, ohneRespekt vor der Denkmal- und ohne Scham vorder Roten Liste. Selbst in Dresden, wo eswieder werden soll wie auf Canalettos Bildern.Es braucht aber solche Nostalgie nicht, umsinnvoll und kreativ mit Kulturerbe umzugehen.Das könnte man dann der Welt zeigen.