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Umfrage Umfrage: Jeder zweite will Billig-Fluglinien nutzen

14.09.2002, 16:46
Boeing 737 der Billig-Fluglinie «Ryanair» (Foto: dpa)
Boeing 737 der Billig-Fluglinie «Ryanair» (Foto: dpa) dpa

Hamburg/dpa. - DerPräsident des Deutschen Reisebüro- und Reiseveranstalterverbandes(DRV), Klaus Laepple, befürchtet erhebliche Gefahren für diePauschalreise-Branche.

In der Umfrage unter 1003 Bundesbürgern über 14 Jahren gaben fastzwei Drittel der Unter-35-Jährigen an, Billigflüge buchen zu wollen.22 Prozent wollen wegen der preisgünstigen Angebote das Flugzeug alsVerkehrsmittel häufiger nutzen als bisher. Vor allem bei Befragtenmit Abitur oder Hochschulabschluss treffen die Angebote von teilweisedeutlich unter 50 Euro auf starkes Interesse. 58 Prozent der höherGebildeten wollen die Angebote nutzen, mehr als ein Viertel willdeshalb häufiger fliegen.

Trotz einer hohen Bereitschaft, die künftigen Angebote auch zunutzen, haben rund 40 Prozent der Befragten die Befürchtung, diegünstigen Anbieter könnten bei der Sicherheit sparen. Besondersmisstrauisch sind vor allem Ostdeutsche (47 Prozent), Frauen (44Prozent) und Befragte mit geringerer Schulbildung (43 Prozent).

DRV-Präsident Laepple sagte in einem dpa-Gespräch: «Es wird fürdie ganze Branche gefährlich, wenn die Menschen in Deutschland zu 20Millionen Eigenveranstaltern werden.» Es sei zu befürchten, dassimmer mehr Kunden die Organisation ihrer Reise komplett selbst in dieHand nehmen werde. «Sie buchen ihren Billigflug, buchen das Hoteldirekt und dabei sind die Reisebüros und die Veranstalter außen vor.»

Die Erfahrungen aus dem britischen Markt, in dem schon seitgeraumer Zeit Billigflüge angeboten werden, könnten nicht direkt aufden deutschen Markt übertragen werden. «Dort bieten die Charter-Flieger kein Einzelplatzgeschäft an. Hier zu Lande ist das aber einbedeutender Faktor für die Chartergesellschaften. Also war die Lücke,die in Großbritannien aufgestoßen wurde, deutlich größer als hier inDeutschland.»

Die Charter-Gesellschaften in Deutschland gerieten durch dieAngebote auch in ihrer Kalkulation unter Druck. «Bislang nutzen siedas Einzelplatzgeschäft als eine Art Puffer, um die Auslastung ihrerMaschinen hoch zu halten. Diese Kunden werden künftig aber zu denBilligfliegern gehen.» Dramatisch werde die Situation für den Markt,wenn die Billigflieger auch direkt touristische Ziele in Spanien oderanderen Mittelmeerländern anböten. «Dann bekommen wir eineKannibalisierung vom feinsten.»

Ein erhebliches Problem der Tourismus-Industrie sei auch, «dassdie Wertigkeit eines Fluges von den Kunden erheblich in Zweifelgezogen wird». «Wenn jeder denkt, Fliegen kostet fast nichts mehr,bekommen die Kunden, die eine normale Pauschalreise buchen wollen,das Gefühl, wir würden sie über den Tisch ziehen.» Die Kunden würdeneine Erwartungshaltung entwickeln, der weder Veranstalter noch dieMitarbeiter in den Reisebüros nachkommen könnten.

Zahlreiche Fluggesellschaften wollen in dieses stark wachsendeGeschäft mit den so genannten No-Frills-Carriern («ohneSchnickschnack») einsteigen. Neben Ryanair, der Deutschen BA, VirginExpress und Buzz bieten auch die deutschen Unternehmen Air Berlin,germanwings und Hapag-Lloyd Express als Tochter des weltgrößtenReisekonzerns TUI preiswerte Angebote. Im Mittelpunkt stehen bislangvor allem Städteverbindungen.

Ergebnisse der dpa-Umfrage zu Billigfliegern
Ergebnisse der dpa-Umfrage zu Billigfliegern
dpa