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Übersicht: Aktuelle Lieferausfälle in Europa

06.01.2009, 19:27

Hamburg/dpa. - Seit Dienstag kommt in zahlreichen europäischen Ländern kein russisches Gas mehr an. Grund ist der seit Neujahr schwelende Gas-Streit zwischen Russland und der Ukraine. Die deutsche Gasbranche sieht aber keinen Grund zur Panik.

Nach Angaben des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft verfügt Deutschland mit seinen 46 Speichern über die höchste Erdgas-Speicherkapazität in Europa. Die Kapazitäten entsprechen laut den Angaben fast einem Viertel des Jahresverbrauchs 2007. Die Auswirkungen im Überblick:

DEUTSCHLAND: Der wichtigste Gas-Importeur E.ON Ruhrgas stellte massive Einschränkungen bei der Belieferung fest. An der deutschen Grenzstation Waidhaus in Bayern, wo das Gas nach Deutschland gelangt, könne in Kürze die über die Ukraine transportierte Menge vollständig ausfallen. Russland ist der wichtigste Erdgaslieferant für deutsche Haushalte und Unternehmen mit einem Anteil von 37 Prozent.

ÖSTERREICH: In Österreich fielen nach Angaben des Erdgaskonzern OMV 90 Prozent der russischen Gaslieferungen aus. Der Ausfall könne durch Reserven von 1,7 Milliarden Kubikmetern ausgeglichen werden. In Österreich werden pro Jahr laut OMV rund 8 Milliarden Kubikmeter Gas verbraucht, die Hälfte davon kommt aus Russland.

ITALIEN: Am Dienstagmorgen kamen nur noch rund 10 Prozent der gewöhnlichen Erdgaslieferungen aus Russland in Italien an, sagte ein Sprecher des Energieriesen Eni. Der Konzern sei in «ständigem Kontakt mit der italienischen Regierung, um die Situation zu beobachten».

UNGARN: Ungarn bekam am Dienstag kein Erdgas aus Russland. Die Lieferung sei gestoppt worden, sagte Energieminister Csaba Molnar. Mehr als 90 Prozent des Erdgases kommen aus Russland. Über die Haupt- Pipeline, die aus der Ukraine quer durch Ungarn führt, kommen normalerweise 30 Millionen Kubikmeter Gas pro Tag. Zudem verringerte Österreich aufgrund eigener Engpässe die Zufuhr von Gas nach Ungarn.

BULGARIEN: Nach Angaben des bulgarischen Versorgers Bulgargas erhielt das Land kein Gas mehr. Vom Lieferstopp an der ukrainisch- rumänischen Grenze seien auch Bulgariens Nachbarstaaten Griechenland, Mazedonien und die Türkei betroffen. Diese Staaten erhalten laut Bulgargas russisches Gas über bulgarische Pipelines.

RUMÄNIEN: Rumänien erhielt am Dienstag zwei Drittel weniger Gas aus Russland. Demnach fallen für Rumänien von den täglichen 6,5 Millionen Kubikmetern Gas 4,1 Millionen Kubikmeter weg. Die restliche Menge importiert Rumänien aus Russland via Ukraine über eine zweite Pipeline im Nordwesten des Landes.

KROATIEN und SERBIEN: Kroatien und Serbien sind von russischen Lieferungen weitgehend abgeschnitten - in Serbien kommt der Großteil des Gases über ungarische Pipelines ins Land. Der kroatische Gasversorger Ina rief die Verbraucher zum Sparen auf, da die Lage «ernst und ungewiss» sei. Kroatien verbraucht jährlich 3,2 Milliarden Kubikmeter Gas. Rund 60 Prozent davon werden aus eigenen Feldern gedeckt, 40 Prozent mit Lieferungen aus Russland.

TSCHECHIEN: Der größte tschechische Gasversorger RWE Transgas, eine Tochter des deutschen Energieversorger RWE, berichtete, dass drei Viertel weniger Gas geliefert wurde als vereinbart. Transgas wollte das mit Reserven und Lieferungen aus Norwegen ausgleichen. Bis zu vierzig Tage reichten die Reserven.

SLOWAKEI: Nach einem Einbruch der Lieferungen um 70 Prozent rief die slowakische Regierung den «Notstand» aus. Laut Regierung sind alle nationalen Lieferverpflichtungen außer Kraft gesetzt. Die Versorgung der Haushalte sowie Krankenhäuser und anderer wichtiger Einrichtungen soll garantiert werden. Einzelne Großabnehmer könnten vorübergehend komplett von der Gaszufuhr abgeschaltet werden.

TÜRKEI: Die Türkei erhält derzeit kein Gas mehr aus ukrainischen Transitpipelines. Die Türkei bezieht russisches Gas auch über die Bluestream-Pipeline, die direkt aus Russland in die Türkei führt. Diese Pipeline wird aber erst 2010 ihre volle Kapazität erreichen.