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Übernahme Übernahme: Deutsche Bank braucht 9,8 Milliarden für Postbank-Kauf

12.09.2010, 16:12

Frankfurt/Main/dpa. - Das ist eine in Deutschland nie gesehene Summe und mehr noch als zuletzt spekuliert wurde. «Mit dieser Kapitalerhöhung wollen wir uns das notwendige Eigenkapital für eine geplante Konsolidierung der Postbank sichern», sagte Bankchef Josef Ackermann am Sonntag in Frankfurt. «Außerdem stärken wir mit der Kapitalerhöhung das Eigenkapital der Bank mit Blick auf regulatorische Änderungen und künftiges Wachstum.»

Damit weicht Ackermann von seinem früheren Kurs ab. Zuletzt hatte der Bank-Chef immer betont, dass er den Kapitalmarkt nur wegen möglicher Übernahmen anzapfen wolle. Allerdings wurde in den vergangenen Wochen immer klarer, dass die künftigen Kapitalanforderungen an die Finanzbranche strenger ausfallen werden, als von den Banken lange Zeit erwartet. Die Offerte an die Aktionäre der Postbank, an der die Deutsche Bank derzeit knapp 30 Prozent und die Deutsche Post immer noch fast 40 Prozent hält, begründete Ackermann damit, dass die Gesamtkosten für die Übernahme durch das bestehende günstige Zeitfenster sinken.

Wegen des deutlich gesunkenen Aktienkurses seit der Ankündigung der Übernahme belastet die aktuelle Offerte allerdings das Ergebnis der größten deutschen Bank im dritten Quartal mit rund 2,4 Milliarden Euro. Die Deutsche Bank steht bei der Postbank unter Druck, da sie wegen der Verträge mit der früheren Mutter - der Deutschen Post - im Februar 2012 allen Aktionären 45 Euro je Aktie bieten muss. Aktuell wollen die Frankfurter mit 24 bis 25 Euro deutlich weniger zahlen. Derzeit befinden sich etwas mehr als 30 Prozent der Postbank im Streubesitz. An der Börse legte das Papier in den vergangenen Wochen wegen der Spekulationen auf ein Gebot der Deutschen Bank bereits deutlich zu - die Aktie kostete am Freitag etwas mehr als 30 Euro.

Die Deutsche Bank will mindestens zwei Drittel dieser Aktionäre von ihrem Gebot überzeugen, da sie gern noch in diesem Jahr die Mehrheit an der Postbank übernehmen will. Die größte deutsche Bank hatte sich im Spätsommer 2008 - kurz vor der Pleite der US- Investmentbank Lehman Brothers - mit der Post auf den Kauf der Postbank verständigt. Wegen der Finanzkrise wurde die Transaktion teilweise neu aufgerollt. Dabei wurde vereinbart, dass die Deutsche Bank spätestens im Februar 2012 weitere 60 Millionen Postbank-Aktien oder rund 27 Prozent der Anteile übernimmt. Der Preis wurde dabei auf 45 Euro je Aktie festgelegt.

Die Post hält dann noch rund 12 Prozent der Postbank. Aber auch über diesen Anteil gibt es bereits komplexe Finanztransaktionen mit der Deutschen Bank, so dass auch diese letztendlich nach Frankfurt gehen werden. Die Vereinbarungen mit der Post sind von der aktuellen Offerte nicht betroffen. Sollten das aktuelle Gebot alle Aktionäre - außer der Post - annehmen, würde dies die Deutschen Bank rund 1,7 Milliarden Euro kosten. Da das auf Privatkunden spezialisierte Institut aus Bonn vergleichsweise schlecht mit Kapital ausgestattet ist, müssten die Frankfurter die Bilanz dort schnell stärken. Dies würde weitere Milliarden kosten.

Um all das zu finanzieren, bittet die Deutsche Bank die Aktionäre kräftig zur Kasse. Das Grundkapital der Deutschen Bank AG soll um fast die Hälfte erhöht werden. Dazu will die Bank bis zu knapp 309 Millionen neue Aktien ausgeben. Den Aktionären der Deutschen Bank wird das gesetzliche Bezugsrecht eingeräumt. Bei vollständiger Ausnutzung des genehmigten Kapitals würden die Aktionäre für zwei von ihnen gehaltene Aktien eine neue Aktie erwerben können, so der Grundsatzbeschluss des Deutschen-Bank-Vorstandes. Endgültig will die Bank die Kapitalerhöhung einschließlich des endgültigen Volumens und des Bezugsverhältnisses zusammen mit weiteren Details voraussichtlich am 20. September beschließen.

Die Frankfurter haben sich bei dem Schritt den Rückhalt zahlreicher großer Banken gesichert. Das Bankenkonsortium habe die neuen Aktien zum vorläufigen Bezugspreis von 31,80 Euro zu marktüblichen Bedingungen fest übernommen, hieß es. Dies garantiere einen Bruttoemissionserlös von mindestens 9,8 Milliarden Euro. Der endgültige Bezugspreis wird in Abhängigkeit von der weiteren Marktentwicklung voraussichtlich am 20. September festgelegt und veröffentlicht.