Turteltauben vom Aussterben bedroht
London/Buenos Aires/dpa. - Das geht aus einem Bericht des internationalen Vogelschutzbundes Birdlife International hervor, der am Montag in Buenos Aires vorgestellt wurde. Doch nicht nur Turteltauben sind seltener am Himmel zu sehen, ihr Schicksal teilen weltweit zahlreiche weitere Vogelarten: Jede achte ist vom Aussterben bedroht.
Im Himmel über Zentralasien beispielsweise kreisten noch vor 16 Jahren Millionen Bengalgeier (Gyps bengalensis). Mittlerweile ist der Aasfresser fast ausgerottet, der Bestand ist «um 99,9 Prozent eingebrochen». In den mitteleuropäischen Wäldern sind kaum noch Uhus (Bubo bubo) zu beobachten, und von den Ozeanen verschwinden zahlreiche Seevögel. Auf der ganzen Welt sinkt dem Report zufolge die Zahl der Vögel, weil ihr Lebensraum zerstört wird. Zugvögel trifft es besonders hart: In Europa werden sie durch intensive Landwirtschaft bedroht, im Nahen Osten machen die Menschen Jagd auf sie und in Afrika vernichtet Wüstenbildung ihre Winterreviere.
«Vögel sind ein leicht zu lesendes Umweltbarometer, das uns deutlich macht, welchen Druck unsere Lebensgewohnheiten auf die Artenvielfalt der Welt ausüben», betonte Birdlife-Vorstand Mike Rands in einer Mitteilung seiner Organisation. Der Schutz der Artenvielfalt koste vergleichsweise wenig Geld. Eine Milliarde Dollar (rund 700 Millionen Euro) jährlich reiche aus, um 90 Prozent der afrikanischen Flora und Fauna zu bewahren, sagte Rands. Allerdings stelle die Weltgemeinschaft nur rund 300 Millionen Dollar pro Jahr zur Verfügung.
«Die Welt scheitert an ihrem Versprechen, die Verringerung der Artenvielfalt bis 2010 zu stoppen», kritisierte Rands. Die Staatengemeinschaft hatte sich in den Millenniumszielen der Vereinten Nationen verpflichtet, den Verlust der Artenvielfalt bis 2010 «signifikant» zu bremsen.
Der Birdlife-Vorstand verkündete in dem Bericht zur Lage der Vögel der Welt («State of the world's birds») jedoch auch eine erfreuliche Nachricht. Demnach ist es gelungen, 16 Vogelarten zwischen 1994 und 2004 vor dem Aussterben zu retten.
In Europa wurden für die Studie 124 weit verbreitete Vogelarten über ein Vierteljahrhundert beobachtet. Bei 56 Arten (45 Prozent) ging der Bestand zurück. «Da ist keine Trendwende in Sicht», sagte Markus Nipkow vom Naturschutzbund NABU der Deutschen Presse-Agentur dpa. Auch hierzulande sei fast jede achte Vogelart vom Aussterben bedroht. Äußerst dramatisch schätzt Nipkow den Rückgang bei den Rebhühnern (Perdix perdix) ein: In den vergangenen Jahrzehnten sank ihr Bestand um 79 Prozent.