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Transitverkehr Transitverkehr: Görlitz kämpft gegen den Stau

04.03.2004, 16:20
Monteure befestigen am Mittwoch (03.03.2004) im ostsächsischen Görlitz über der Neiße das erste Stahlbauteil der neuen deutsch-polnischen Altstadtbrücke. Schon im Herbst sollen hier die ersten Fußgänger über die 82 Meter lange Brücke laufen. Der Bau über den Grenzfluss kostet 1,6 Millionen Euro. (Foto: ddp)
Monteure befestigen am Mittwoch (03.03.2004) im ostsächsischen Görlitz über der Neiße das erste Stahlbauteil der neuen deutsch-polnischen Altstadtbrücke. Schon im Herbst sollen hier die ersten Fußgänger über die 82 Meter lange Brücke laufen. Der Bau über den Grenzfluss kostet 1,6 Millionen Euro. (Foto: ddp) ZB

Görlitz/ddp. - Die Lastwagenschlange auf der Autobahn A 4 bei Görlitz ist in den vergangenen Jahren zu einem gewohnten Bild für Autofahrer geworden. Vor dem deutsch-polnischen Grenzübergang Ludwigsdorf reiht sich in Richtung Polen Woche für Woche Lkw an Lkw. Vor allem vor den Wochenenden blockieren die «Kapitäne der Landstraßen» den Standstreifen und mitunter sogar die rechte Spur. Seit vier Jahren ist deshalb der Bau eines Stauplatzes an der Görlitzer Auffahrt zur A 4 geplant, wohin Lastwagenfahrer ausweichen sollen, wenn sie auf ihre Abfertigung warten. Über eine elektronische Zulaufsteuerung würden sie schließlich zur Grenze gerufen.

Die Straßenverkehrs-Genossenschaft Sachsen/Thüringen hat das Projekt entwickelt und steht längst in den Startlöchern. Das Vorhaben ist soweit vorbereitet, dass nun endlich der Bau beginnen könnte, sagt der Görlitzer Baubürgermeister Stefan Holthaus (SPD). Doch momentan scheint das geplante Areal mit 300 Stellplätzen in Frage gestellt, nachdem der Präsident des Grenzschutzpräsidiums Ost, Udo Hansen, kürzlich die Ansicht vertrat, der Stauplatz werde nach dem EU-Beitritt Polens nicht mehr gebraucht.

Prognose besagen allerdings, dass die Grenzstaus auf der A 4 auch nach dem Wegfall der Zollkontrollen am 1. Mai nicht verschwinden und der grenzüberschreitende Güterverkehr bis 2015 um das Dreifache zunimmt. Tatsächlich haben immer mehr Lastwagen den Grenzübergang in Ludwigsdorf angesteuert, seit im März 1999 der Tunnel durch die Königshainer Berge frei gegeben und damit die Autobahn nach Polen durchgängig befahrbar wurde.

Den Lkw-Fahrern wird allerhand zugemutet, wenn sie auf der Asphaltpiste stundenlang ausharren müssen. Dabei werden die Standzeiten nicht als Ruhezeiten anerkannt, gibt Holthaus zu bedenken. Schon aus hygienischen und sozialen Gründen sei der Stauplatz notwendig. Dort soll nämlich zusätzlich ein Autohof mit Raststätte und Tankstelle entstehen. Hinzu kommt eine «starke Gefährdung» des übrigen Autoverkehrs.

Immerhin reicht der Lkw-Stau zeitweise über mehrere Kilometer bis zur Anschlussstelle in Kodersdorf. Die zulässige Geschwindigkeit auf dem Stück ist inzwischen bis auf 60 Stundenkilometer reduziert worden. Hinweistafeln wurden schon vor Jahren besser sichtbar angebracht. Viele Autofahrer waren schlichtweg an der Abfahrt nach Görlitz vorbei «gerauscht», weil die Lkw-Schlange die Schilder verdeckte.

Lange Zeit war die Finanzierung des Stauplatzes offen. Bund und Land hatten jeweils eine Million Euro an Fördermitteln für das insgesamt 2,8 Millionen Euro teure Projekt in Aussicht gestellt. Im Februar hat nun das Bundesverkehrsministerium zugesichert, seinen Anteil zu zahlen. Der Freistaat hält sich vorerst zurück.

Das Wirtschaftsministerium lässt derzeit Alternativen untersuchen, ob anderswo Stauplatz vorhanden ist. Zoll und Bundesgrenzschutz sollen beispielsweise prüfen, welche Flächen auf der Gemeinschaftszollanlage in Ludwigsdorf nach dem 1. Mai frei werden. «Wenn das klar ist, werden die Gespräche fortgesetzt», kündigt Ministeriumssprecherin Martina Pirk an.

Der Wunsch von Baubürgermeister Holthaus scheint sich daher nur schwer zu erfüllen. Er hatte eigentlich gehofft, dass die Fördermittel noch im März fließen, damit in der ersten Hälfte des Jahres mit dem Bau des Stauplatzes begonnen werden kann. «Eine Zwangspause wäre tödlich», ist Holzhaus überzeugt. Die Stadt will jedenfalls alles daran setzen, dass das lang ersehnte Vorhaben weder behindert noch gestoppt wird.

Ein zweisprachiger Aufkleber der Aktion «grenzenlos schöner einkaufen» hängt Anfang März 2004 im ostsächsischen Görlitz an der Eingangstür eines Schuhladens. Die Einzelhändler der deutsch-polnischen Grenzstadt sind auch auf die Käufer aus Zgorzelec von der anderen Seite der Neiße angewiesen. Knapp zwei Monate vor dem EU-Beitritt Polens und Tschechiens machen im sächsischen Grenzgebiet viele Händler gute Geschäfte mit Kunden aus den Nachbarländern. Zurzeit gibt es noch den Anreiz, bei einem Einkaufsbummel im jeweiligen Nachbarland anschließend die Mehrwertsteuer zurück zu erhalten. Mit dem 1. Mai entfällt diese Regelung. (Foto: dpa)
Ein zweisprachiger Aufkleber der Aktion «grenzenlos schöner einkaufen» hängt Anfang März 2004 im ostsächsischen Görlitz an der Eingangstür eines Schuhladens. Die Einzelhändler der deutsch-polnischen Grenzstadt sind auch auf die Käufer aus Zgorzelec von der anderen Seite der Neiße angewiesen. Knapp zwei Monate vor dem EU-Beitritt Polens und Tschechiens machen im sächsischen Grenzgebiet viele Händler gute Geschäfte mit Kunden aus den Nachbarländern. Zurzeit gibt es noch den Anreiz, bei einem Einkaufsbummel im jeweiligen Nachbarland anschließend die Mehrwertsteuer zurück zu erhalten. Mit dem 1. Mai entfällt diese Regelung. (Foto: dpa)
dpa