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Tödliches Busunglück Tödliches Busunglück bei Eisenach im Wartburgkreis: Einsatzkräfte stammten aus dem Umfeld der Kinder

24.01.2020, 05:37
Bei dem schweren Schulbus-Unfall in Thüringen starben am Donnerstag zwei Kinder.
Bei dem schweren Schulbus-Unfall in Thüringen starben am Donnerstag zwei Kinder. dpa

Berka/Hainich - In der Grundschule in Berka vor dem Hainich bleiben am Donnerstag viele Stühle leer. Dabei war der Bus mit 23 Kindern an Bord kurz vor dem Ziel, als er gegen 7.30 Uhr auf glatter Landstraße verunglückte. Der Unfall riss zwei Achtjährige der zweiten Klasse - ein Junge und ein Mädchen - aus dem Leben, 21 weitere Kinder zwischen acht und elf Jahren wurden nach Polizeiangaben verletzt, zwei von ihnen schwer.

Nicht nur in dem 800-Einwohner-Dorf im Wartburgkreis herrscht seither Bestürzung. „Der ganze Ort ist im Schockzustand“, sagte Innenminister Georg Maier (SPD) auf einer eilig anberaumten Pressekonferenz in Eisenach. „Wenn zwei Kinder ums Leben kommen, dann bleibt die Welt einen Moment stehen“, fasste Landrat Reinhard Krebs (CDU) seine Trauer in Worte.

Tödlicher Schulbusunfall: Keine Hinweise auf einen technischen Defekt

Nach ersten Erkenntnissen der Polizei gibt es keine Hinweise auf einen technischen Defekt oder ein Fehlverhalten des Fahrers. Der Bus sei gegen 7.30 Uhr kurz vor dem Ortseingang auf glattem Kopfsteinpflaster ins Schlittern geraten und rückwärts einen Hang hinuntergerutscht, sagte der Leiter der Landespolizeiinspektion Gotha, Günther Lierhammer. Dabei habe er sich überschlagen und sei auf der Seite zum Liegen gekommen.

Lierhammer betonte, dass es sich bei den Angaben „nur um erste grobe Details“ handle. Die Ursachenforschung sei noch in vollem Gange. Der Bus wurde im Laufe des Tages geborgen und sichergestellt. Er soll jetzt technisch untersucht werden. Der Gesamtschaden wird nach Polizeiangaben auf etwa 130.000 Euro geschätzt. Ob die Kinder im Bus angeschnallt waren, blieb vorerst unklar. Dazu wollten die Ermittler auf Nachfrage nichts sagen. Der Bus war unterwegs von Eisenach zur Grundschule in Berka. Der Fahrer wurde ebenfalls verletzt - er erlitt einen Schock.

Besonders bitter: Die Strecke, die der städtisch betriebene Bus regelmäßig mit den Schülern zurücklege, sei aus Sicherheitsgründen gewählt worden. So werde verhindert, dass die Kinder eine Straße überqueren müssen, hieß es auf der Pressekonferenz.

Einsatzleiter: „Die Situation vor Ort war bedrückend“

Innenminister Maier betonte, es sei kein Tag zum Spekulieren. Die Polizei müsse den Unfall sauber analysieren und gemeinsam mit den Sachverständigen herausfinden, wie es zu dem Unfall kam. Das Gebot der Stunde sei, den Menschen erst einmal zur Seite zu stehen.

„Die Situation vor Ort war bedrückend“, berichtete der diensthabende Einsatzleiter am Unfallort, Christian Grebe. Auch die Einsatzkräfte stammten aus dem Umfeld der Kinder. Sie wurden in umliegende Krankenhäuser gebracht und hatten schon die Unfallstelle verlassen, als am späten Vormittag der Leichenwagen vorfuhr.

Eisenachs Oberbürgermeisterin Katja Wolf (Linke) verwies darauf, dass auch für die Feuerwehr Unfälle mit Kindern das Schlimmste sei, was passieren könne. Es handle sich um ein dörfliches Umfeld, erklärte Meier am Donnerstag. „Jeder kennt jeden.“ Laut Karola Hunstock, der Vorsitzenden der Verwaltungsgemeinschaft, zu der Berka vor dem Hainich gehört, besuchen etwa 85 Kinder die dortige Grundschule.

Ramelow: „Zwei tote Schulkinder sind zu beklagen und ich trauere mit den Eltern und Angehörigen“

Diese wird Bildungsminister Helmut Holter (Linke) zufolge am Freitag geöffnet sein. Dann würden Schulpsychologen mit den Schülern, Lehrern und gegebenenfalls auch den Eltern sprechen. Zusätzliche Lehrer sollen die Pädagogen vor Ort unterstützen. Den Eltern sei es aber freigestellt, die Kinder an dem Tag in die Schule zu schicken oder sie zu Hause zu betreuen, hieß es.

Auch würden alle Schulleiter in Westthüringen über den Unfall informiert, kündigte Holter an. Die anderen Schulen seien teils indirekt von dem Unfall betroffen, da Geschwisterkinder diese besuchten. Das Ministerium schaltete eine Hotline, bei der Angehörige und Betroffene Rat suchen können.

Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) und Vertreter vieler anderer Parteien äußerten sich bestürzt über das Unglück. „Zwei tote Schulkinder sind zu beklagen und ich trauere mit den Eltern und Angehörigen“, schrieb Ramelow auf Twitter. „Den Verletzten wünsche ich eine schnelle Genesung und den Eltern wollen wir beistehen.“ Die Evangelische Kirche kündigte eine Andacht im Heimatort der Kinder an. Landesbischof Friedrich Kramer werde am Freitagabend (18.00 Uhr) einen Gottesdienst in Bischofroda abhalten.

Am Donnerstagmorgen kam es auch in Oberbayern zu einem Unfall mit einem Schulbus, bei dem neun Kinder im Alter von 12 und 16 Jahren leicht bis mittelschwer verletzt wurden. Der Busfahrer sei schwer verletzt worden, sagte ein Polizeisprecher. Als Ursache wurden gesundheitliche Probleme des Busfahrers vermutet. (Marie Frech und Andreas Hummel, dpa)