Tödlicher Unfall überschattet Olympia-Eröffnung
Vancouver/dpa. - Im Zeichen der Trauer um den tödlich verunglückten georgischen Rodler Nodar Kumaritaschwili haben am Freitag die Olympischen Winterspiele begonnen.
Um 20.31 Uhr Ortszeit gab Generalgouverneurin Michaelle Jean das Startsignal für das zweite Weltfest des Wintersports in Kanada nach Calgary 1988. 29 Minuten später entzündeten vier kanadische Sportlegenden am Ende des über 45 000 Kilometer führenden Fackellaufs trotz einer kleinen technischen Panne das olympische Feuer.
Die erste Rodel-Entscheidung der Spiele wird wie geplant an diesem Samstag mit den Läufen eins und zwei im Herren-Einsitzer beginnen. Dies entschied der Weltverband FIL am Freitagabend. Dagegen wurde die erste alpine Entscheidung der Winterspiele verschoben aus: Das Rennen der Ski-Herren am Samstag (20.45 Uhr MEZ) musste wegen des schlechten Zustands der Piste in Whistler abgesagt werden. Zuvor war schon die für Sonntag geplante Super-Kombination der alpinen Ski-Damen ausgefallen.
Die Eröffnungszeremonie vor 55 000 Zuschauern im BC Place Stadium und bis zu drei Milliarden weltweit vor den Fernsehgeräten war von den Organisatoren dem wenige Stunden zuvor gestorbenen Rodler gewidmet worden. «In größter und tiefster Traurigkeit nehmen wir zur Kenntnis, dass Nodar Kumaritaschwili heute beim Training in Whistler ums Leben gekommen ist. Unser Mitleid gilt seiner Familie, seinen Freunden und Landsleuten», versicherte Jacques Rogge, der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC). Die kanadische und die georgische Fahne sanken auf halbmast.
«Tragt seinen olympischen Traum auf euren Schultern und kämpft mit seinem Geist in euren Herzen», sagte John Furlong, der Präsident des Organisationskomitees VANOC, an die Athleten gewandt. «Unsere Welt braucht heute Frieden, Toleranz und Brüderlichkeit. Mögen die Spiele von Vancouver 2010 in Frieden ablaufen», sagte Rogge und forderte die Sportler auf: «Sagt Nein zu Doping und Betrug!» Mit der Eröffnungszeremonie erlebten die von starken Sicherheitsmaßnahmen begleiteten Spiele in der frühlingshaft anmutenden 600 000-Einwohner- Stadt einen friedlichen Auftakt.
Als 29. Land war das vom dreifachen Bob-Olympiasieger André Lange angeführte deutsche Team ins Stadion eingezogen. Die rund 150 Funktionäre und Sportler, darunter Alpin-Star Maria Riesch und Eisschnellläuferin Anni Friesinger, wurden mit freundlichem Applaus bedacht. Als die Sportler aus Georgien unmittelbar davor mit schwarzen Schals und Trauerflor in die Arena einmarschiert waren, hatten sich die Zuschauer von ihren Plätzen erhoben. «Ich hoffe, dass das keinen Schatten auf diese Spiele wirft. Es ist eine Tragödie», sagte der 36 Jahre alte Lange über den tödlichen Unfall im Eiskanal von Whistler.
Trotz des tragischen Ereignisses geht die erste Rodel-Entscheidung der Vancouver-Spiele wie geplant über die Bühne. «Ich bin froh, dass für die Athleten jetzt endlich eine Entscheidung da ist», sagte Sportdirektor Thomas Schwab vom Bob- und Schlittenverband für Deutschland (BSD). Als Konsequenz aus dem furchtbaren Unfall sollen im Zielbereich die Banden an der Eisrinne erhöht werden. Außerdem wurden vor den ersten beiden Läufen (Sonntag, 02.00 Uhr) zwei Trainingsdurchgänge angesetzt. Nach Angaben des Rodel-Weltverbandes FIL wurden bei ersten Untersuchungen keine Mängel an der Hochgeschwindigkeits-Bahn festgestellt.
Der erste Höhepunkt der Spiele musste erst einmal abgesagt werden. Regen- und Schnellfälle hatten die Piste in Whistler aufgeweicht, so dass die Ski-Herren nicht zur Abfahrt am Samstag antreten konnten. Nach der Absage der Super-Kombination muss die deutsche Medaillen- Hoffnung Maria Riesch auf ihren ersten Olympia-Start warten. Die Organisatoren setzten für Montag die erste alpine Damen-Entscheidung neu an. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass am Sonntag ein Trainingslauf auf der Abfahrtsstrecke stattfinden kann. Doch das ist angesichts der Wetterlage fraglich. Somit sind die Nachholtermine für die ersten beiden alpinen Medaillen-Entscheidungen noch offen.