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Tierzucht Tierzucht: Straußenfleisch kommt auch aus dem Saalekreis

01.11.2010, 07:17
Straußenküken schauen neugierig in die Kamera auf dem Straußenhof von Sabine Scholz in Stichelsdorf bei Peißen (FOTO: DPA)
Straußenküken schauen neugierig in die Kamera auf dem Straußenhof von Sabine Scholz in Stichelsdorf bei Peißen (FOTO: DPA) dpa-Zentralbild

Halle (Saale)/Stichelsdorf/dpa. - Auf dem Straußenhof Scholz inStichelsdorf (Saalekreis) fühlen sich rund 50 Strauße wohl. Dergrößte, flugunfähige Vogel der Welt weidet hier und bestaunt Besuchermit seinen großen Augen. «Die Tiere sind das ganze Jahr auf der Weideund kommen mühelos mit unserem Klima zurecht», sagt Besitzerin SabineScholz, die vor fünf Jahren mit der Zucht der großen Tiere begann.«Damals suchte ich nach einem beruflichen Neuanfang», sagt diestudierte Landwirtin.

Wenn Straußenküken zur Welt kommen sind sie zwischen einem undeineinhalb Kilo schwer und etwa 25 Zentimeter groß. Rund 15 Monatespäter haben sie es auf eine beachtliche Größe von mehr als zweiMetern gebracht und bringen stolze 90 Kilogramm auf die Waage. Dannsind sie reif für den Schlachter. «Straußenfleisch ist cholesterinarmund hat einen ganz eigenen Geschmack, der am ehesten mit Rindfleischzu vergleichen ist», sagt Scholz.

In ihrem Hofladen gibt es 20 Produkte, vom Steak, über Rouladenbis hin zu Rostbratwürsten, Leberwurst und Straußenfett. Zudem werdedie Ware auf Wochenmärkten verkauft und einmal im Monat ist Hoftag.900 Kilogramm Straußenfleisch produziert Scholz jährlich, ihr Zielist es, diese Menge in den nächsten fünf Jahren zu verdoppeln. AuchEier finden für 25 Euro ihre Abnehmer. Ein Straußenei entspricht etwa20 bis 24 Hühnereiern. «Genug, um ganze Familien mit Omelett zuversorgen», sagt Scholz.

Weil die Nachfrage nach Straußenfleisch zunimmt, will Scholz ihreFarm vergrößern. Aber weiteres Weideland zu pachten sei schwierig.Das bestätigt der Berufsverband Deutsche Straußenzucht(Rülzheim/Rheinland-Pfalz). Die Flächen in Deutschland seien knapp,weil Ackerland von der EU subventioniert werde und die Bauern deshalbnur zögerlich ihre Böden als Weideland verpachten, sagt PräsidentChristoph Kistner. «Viele Straußenhalter würden gerne vergrößern,aber das Problem ist, dass wir zu wenig Platz haben.»

Nach Angaben des Landesbauernverbandes Sachsen-Anhalt gab es zwarnach BSE und Geflügelpest einen Anstieg bei der Straußenhaltung.Dennoch seien die Laufvögel in Sachsen-Anhalt nur sehr geringvertreten. Weil sich die Halter selten organisieren, gebe es keinesicheren Zahlen.

Kritisch sieht der Deutsche Tierschutzbund (Bonn) die Haltung derStrauße. Auch wenn einige Halter versuchen, ihren Tieren gerecht zuwerden, sei eine tierschutzgerechte Straußenhaltung in Deutschlandnicht möglich. Die Vögel seien Lauftiere mit einem hohenBewegungsdrang. Außerdem lehnt der Bund die nutztierartige Haltungvon Wildtieren generell ab, weil seiner Meinung nach keinewirtschaftliche Notwendigkeit besteht, diese Tiere alternativ zuHühnern, Schweinen und Rindern als Schlachttiere zu halten.

In Südafrika dagegen ist die Farmhaltung dieser Wildvögel nichtungewöhnlich. Strauße werden dort seit etwa 1820 in großen Farmengezüchtet. Seit 1907 gibt es Strauße in Deutschland in zoologischenGärten. Die ersten Straußenfarmen hierzulande kamen vor rund 20Jahren auf.