1. MZ.de
  2. >
  3. Deutschland & Welt
  4. >
  5. Tierseuche: Tierseuche: Vogelgrippe-Schutzmaßnahmen ausgeweitet

Tierseuche Tierseuche: Vogelgrippe-Schutzmaßnahmen ausgeweitet

20.02.2006, 14:01

Schwerin/Brüssel/dpa. - Auf Rügen stockt die Bundeswehr nach dem Ausrufen desKatastrophenfalls ihre Kräfte auf. Die Agrarminister der 25 EU-Staaten beraten in Brüssel über die Gefahren der Vogelgrippe. Dabeisollen die Frage der Entschädigung betroffener Landwirte undImpfprogramme zur Sprache kommen. Beschlüsse stehen aber nicht an.

Im Laufe des Tages werden 250 weitere Soldaten nach Rügen verlegt,die beim Einsammeln toter Vögel helfen sollen. Die Kadaver mit demprinzipiell auch für Menschen gefährlichen Virus H5N1 gelten alsInfektionsherde für andere Tiere. Einen entsprechenden Beschluss habedie Bundesregierung in der Nacht zum Montag gefasst, sagteBundeslandwirtschaftsminister Horst Seehofer (CSU) in Brüssel. «Daswichtigste ist, dass wir die Lage auf Rügen wieder in den Griffbekommen», betonte der Minister. Er befürchtet, dass sonstDrittstaaten ihren Handel mit Deutschland einschränken könnten.

In Jagel (Schleswig-Holstein) stehen Aufklärungstornados derBundeswehr bereit, die mit Spezialkameras bei der Ortung der Kadaverhelfen sollen. «Wegen des Eises an einigen Küstenabschnitten ist dasvon Land aus mitunter noch recht schwierig», erklärte derPresseoffizier beim Wehrbereichskommando I in Kiel, OberstleutnantHartmuth Weyhe.

Rund um den Fundort des infizierten Bussards in Netzeband beiWolgast (Ostvorpommern) begannen Jäger in einer Drei-Kilometer-Zonemit der Suche nach weiteren toten Tieren. Der Nachweis desgefährlichen Virus H5N1 bei Wolgast sowie in Nordvorpommern war amSonntagabend bekannt geworden. Damit erhöhte sich die Zahl derbekannten Infektionen auf 81. Bei etwa jedem dritten der rund 250 imnationalen Referenzlabor auf der Ostsee-Insel Riems getesteten totenTiere hatte sich der Verdacht auf H5N1 bestätigt.

Nach den Pannen bei der Seuchenbekämpfung auf Rügen berätMecklenburg-Vorpommerns Agrarminister Till Backhaus (SPD) amMontagnachmittag in Schwerin mit Landräten über Schutzmaßnahmen. AmRügendamm, der einzigen Straßenverbindung zum Festland, sorgten amMontag die Maßnahmen zur Desinfektion der Autos für kilometerlangeStaus. Die Fahrer mussten laut Polizei bei einer Staulänge von rundfünf Kilometern mit etwa einer Stunde Wartezeit rechnen.

Experten sprachen sich am Montag erneut gegen prophylaktischeImpfungen von Nutzvogelbeständen aus. Nach einer Impfung könntenerkrankte und geimpfte Tiere nicht mehr unterschieden werden, weilbeide Antikörper gegen das Virus ausbilden, sagte der Präsident desFriedrich-Loeffler-Instituts, Thomas C. Mettenleiter. Außerdem seidie Logistik für eine massenhafte Impfung äußerst schwierig.

Die Ausbreitung der Vogelgrippe bei Wildvögeln lässt sich nachEinschätzung des Bundesinstitutes für Tiergesundheit kaum verhindern.«Wildvögel kann man nicht reglementieren», sagte die Sprecherin desLoeffler-Instituts, Elke Reinking. Prognosen, wie weit sich das Virusin das Festland hinein ausbreiten wird, kann das Institut aber nichtgeben. «Wir stehen vor einer Situation, die wir noch nie gehabthaben.»

Vor dem Rügendamm fährt am Sonntag (19.02.2006) ein Pkw über Seuchenschutzmatten, die von einer ABC-Spezialeinheit der Bundeswehr aus Prenzlau ausgelegt werden. Die Seuchenschutzmatten sollen die Weiterverbreitung des gefährlichen Vogelgrippevirus verhindern helfen. (Foto: dpa)
Vor dem Rügendamm fährt am Sonntag (19.02.2006) ein Pkw über Seuchenschutzmatten, die von einer ABC-Spezialeinheit der Bundeswehr aus Prenzlau ausgelegt werden. Die Seuchenschutzmatten sollen die Weiterverbreitung des gefährlichen Vogelgrippevirus verhindern helfen. (Foto: dpa)
dpa-Zentralbild
Impfung gegen die Vogelgrippe - wie sie funktioniert (Grafik: dpa)
Impfung gegen die Vogelgrippe - wie sie funktioniert (Grafik: dpa)
dpa
Geflügelbestand in Deutschland (Grafik: dpa)
Geflügelbestand in Deutschland (Grafik: dpa)
dpa