Tiere Tiere: Das tierische Jahr 2006
Hamburg/dpa. - Er war der unangefochtene Medienstar des Sommers: Bruno, der erste wilde Bär in Deutschland seit 170 Jahren. Bis zuseinem Abschuss gewann er zahlreiche Fans und hielt Politiker sowieeigens eingeflogene finnische Bärenjäger auf Trab. Fünf Wochen lang streunte Bruno durch Bayern und zog mit seinerDreistigkeit Sympathien, aber auch Ärger auf sich. Während Expertentagten und Pressekonferenzen gaben, ruhte sich der aus Italienstammende Einwanderer seelenruhig vor einer Polizeiwache aus,marschierte durch alpenländische Ferienorte, erschreckte Urlauber,verspeiste Schafe und Hühner und stahl kiloweise Honig. Anfangs mitFreude begrüßt, wurde Bruno zunehmend zum «Problembären» undschließlich zum Abschuss freigegeben.Die Empörungswelle nach seinem Tod gipfelte in Morddrohungen gegenPolitiker und die unbekannten Schützen. Eine Stiftung rief BrunosTodestag zum «Bärengedenktag» aus und noch immer beschäftigen sichJuristen mit der umstrittenen Abschusserlaubnis. An Bruno erinnern Holzkreuze, die an seiner Sterbestätte auf derKümpfl-Alm aufgestellt wurden. Ob der Bär irgendwann auch in einemMuseum ausgestellt wird, ist ungewiss. Noch streiten bayerische unditalienische Behörden um den Kadaver. Das einst gehetzte Tier lässtder Trubel jedoch kalt: Der tote Bruno liegt auf Eis - an einemunbekannten Ort.
Tragisch endete auch das Leben von Schoßhündchen Daisy. DerYorkshire-Terrier des ermordeten Modezaren Rudolph Moshammer starb imOktober - 21 Monate nach seinem Herrchen. Tierärzte diagnostizierteneine Verengung der Luftröhre bei der stets perfekt frisierten undüber deutsche Grenzen hinaus bekannten Hundedame. MoshammersChauffeur, der Daisy aufgenommen hatte, wachte laut «Bild» amKörbchen, reichte schleimlösende Mittel sowie Aufbaukuren und spieltedie von Moshammer besprochene CD «Bekenntnisse einer Hundedame» vor.
Neben Todesfällen ereigneten sich in diesem Jahr auch skurrileLiebesgeschichten in der Tierwelt: So verliebte sich ein Trauerschwanauf dem Münsteraner Aasee in ein Tretboot in Form eines Artgenossenund hielt dem Plastik-Partner über Monate die Treue. Diese Geschichte berührte deutschlandweit die Menschen. Im Novemberwurde das ungleiche Paar mit viel Aufwand zum Überwintern in einenZoo gebracht. Tierpfleger hegen die Hoffnung, dass die schwarzeSchwanendame sich dort lieber «echten» Partnern zuwendet.
Eine deutlich größere Attraktion war der sechs Meter lange Wal,der sich von der Nordsee nach London verirrte und eines Januartagesaus der Themse auftauchte. Trotz eines dramatischen Versuchs, dasgestresste Säugetier zurück ins offene Meer zu bringen, starb es anAustrocknung, Muskelschäden und Nierenversagen. Eine Zeitung titelte«Farewhale», eine Mischung aus Lebewohl (Farewell) und Wal (Whale).Inzwischen ist Wallys Skelett im Londoner Naturkundemuseum zu sehen.
Doch Begegnungen dieser Art verlaufen nicht immer gefahrlos.Dies beweißt die nächste tierische Geschichte. Die Begegnung mit einem wilden Exoten wurde kurze Zeit später demaustralischen Tierfilmer Steve Irwin zum Verhängnis. Der 44-jährige«Krokodiljäger» kam im September bei Dreharbeiten für eine Meeres-Dokumentation ums Leben, als ihn ein Stachelrochen ins Herz stach.
Von einem weitern tierischen Drama berichteten im Juni britische Zeitungen.Seit nunmehr drei Jahren betet ein Pfau die Zapfsäule einerTankstelle im südwestenglischen Ort Brierley an. Dass der Vogel mitseinem farbenprächtigen Schwanzfederrad alle Verführungskünsteanwendet, erklären sich Experten mit dem knackenden Geräusch derZapfsäule. Laut «Times» ist die Tankstelle inzwischen «zu einerechten kleinen Touristenattraktion geworden».