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ThyssenKrupp ThyssenKrupp: Konzern will sich von 35.000 Mitarbeitern trennen

Von Erich Reimann 06.05.2011, 06:01

Essen/dapd. - Jeder fünfte Mitarbeiter des Konzernswäre davon betroffen. Mit dem radikalen Schnitt will das Unternehmenseinen Schuldenberg abbauen und Spielraum für Wachstum inSchwellenländern gewinnen.

Der Betriebsrat reagierte zunächst zurückhaltend auf dieAnkündigungen der Konzernspitze. «Verkäufe sind nie schön für uns,wir werden die Pläne jetzt mit aller Vernunft prüfen», zitierten dieZeitungen der WAZ-Mediengruppe (Samstagausgabe) denKonzernbetriebsratschef Thomas Schlenz. Wichtig sei vor allemSicherheit für die betroffenen Beschäftigen. Für den BereichEdelstahl könne die Eigenständigkeit aber durchaus auch Chancen mitsich bringen, sagte Schlenz.

Die Edelstahlsparte war in den vergangenen Jahren aufgrund ihrerhohen Verluste das größte Sorgenkind des Konzerns. Sie beschäftigtmehr als 11.000 Mitarbeiter und erwirtschaftete im vergangenenGeschäftsjahr einen Umsatz von 5,9 Milliarden Euro. Allein in denvergangenen beiden Jahren häufte sie Verluste in einer Gesamthöhevon mehr als einer Milliarde Euro an.

ThyssenKrupp werde alle Optionen für eine Weiterführung derGeschäfte außerhalb des Konzerns prüfen, hieß es in der Erklärungdes Unternehmens. Durch die Trennung von ThyssenKrupp soll dasEdelstahlgeschäft die Möglichkeit erhalten, seineWettbewerbsposition mit größerer Flexibilität weiterzuentwickeln -auch mit Blick auf potenzielle strategische Partnerschaften.Außerdem erhalte die Sparte dadurch mehr Spielraum für weiterestrukturelle Verbesserungen und Kosteneinsparungen, erklärte derEssener Konzern.

Auch Bilstein betroffen

Auch von großen Teilen des Autozuliefergeschäfts will sich derKonzern trennen. Auf der Verkaufsliste stehen unter anderem derMarktführer im Bereich Eisenguss in den USA, ThyssenKrupp Waupaca,der Autozulieferer ThyssenKrupp Tailored Blanks und dasbrasilianische Automotive Systems-Geschäft. Für das Fahrwerkgeschäftder Bilstein-Gruppe und Presta Steering werde ebenfalls dasEinbringen in eine strategische Partnerschaft geprüft, hieß es. DasUmsatzvolumen des Konzerns würde durch die Desinvestitionen undweitere bereits angekündigte Firmenverkäufe um rund zehn MilliardenEuro sinken.

Den möglichen Verkaufserlös schätzen Branchenkenner auf fünf bisacht Milliarden Euro. Mit dem Geld will der neue ThyssenKrupp-ChefHeinrich Hiesinger den Schuldenberg des Traditionsunternehmensreduzieren und Spielraum für den Ausbau strategischvielversprechender Geschäfte gewinnen - insbesondere in denSchwellenländern.

Der frühere Siemens-Vorstand steht erst seit wenigen Monaten ander Spitze des Stahlkonzerns. Die Berufung des Ingenieurs galt alsSignal, dass ThyssenKrupp in Zukunft mehr Augenmerk auf seinindustrielles Standbein richten wird. Zuletzt hatte der Konzerndurch den Neubau von Stahlwerken in Brasilien und den USA vor allemseine Stahlsparte gestärkt. Weil dabei die Kosten dramatisch aus demRuder liefen, kamen nach Ansicht von Branchenbeobachtern die anderenKonzernsparten zu kurz.