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Thüringer Traditionsfirma Thüringer Traditionsfirma: Kein Nougat von der Stange

Von Heiko Stolzke 12.01.2003, 15:03
Viba Sweets. (Foto: dpa)
Viba Sweets. (Foto: dpa) ZB

Floh-Seligenthal/dpa. - Nougatstangen von Viba aus Südthüringen waren eine heiß begehrte Süßigkeit in der DDR. Inzwischen hat sich der Riegel erfolgreich gegen Twix, Snickers und andere Westprodukte behauptet. "Unser Kerngeschäft liegt zwar immer noch in den neuen Ländern. Aber wir wachsen stetig", beschreibt Viba-Sweets-Geschäftsführer Holger Storch die Marktentwicklung. Im vergangenen Jahr erzielte das Unternehmen einen Umsatz von sieben Millionen Euro.

Es herrscht Hochbetrieb in den Produktionshallen in Floh-Seligenthal. Nüsse rutschen säckeweise in den Röster. Auf einem Förderband wandert kalorienreiche Nougatmasse zur Walzstraße. Geschnitten und gewogen kommen Stangen und Riegel zur Qualitätskontrolle. Trotz ständigen, beruflichen Naschens hat keiner der Mitarbeiter Figurprobleme. "Das Rezept ist seit den 20er Jahren unverändert", sagt Storch. Das habe auch zu DDR-Zeiten den Erfolg der Stangen garantiert. "Viele Hersteller haben damals mit zweifelhaften Zusätzen gearbeitet. Das hat der Kunde aber geschmeckt."

Nougat aus dem Thüringer Wald war nicht nur als Snack für zwischendurch beliebt. Als Kuchenzusatz wurden Viba-Stangen ebenso verarbeitet. Mit Kondensmilch und Zucker aufgekocht, ließ sich aus den Stangen auch hausgemachter Nutella-Ersatz herstellen. Ein spezielles Kochbuch verrät entsprechende Rezepte. An dieser Tradition hält das Unternehmen auch heute noch fest: Für Hobbyköche gibt es Broschüren mit Backtipps. Auf der Internet-Seite des Unternehmens findet sich ein Rezeptforum. Bäckereien und Restaurants beziehen Nougat als Rohmasse für ihre Tortenproduktion. Bei einer Umfrage unter den Küchenchefs und Patissiers von Großhotels errang Nougat aus dem Kreis Schmalkalden-Meiningen 2001 Bestnoten und verwies vier Konkurrenzprodukte auf die Plätze.

Historische Wurzeln des Thüringer Nougatriegels reichen bis ins Jahr 1893 zurück. Damals begannen Willi Viebahn und Anna Reim mit der Süßwarenproduktion in ihrer Bäckerei in Schmalkalden. Der Name Viebahn stand auch Pate für die Produktbenennung. 1919 startete die Nougatherstellung. Eine erste große Blüte erlebten die Riegel Anfang und Mitte der 30er Jahre. 350Mitarbeiter produzierten in drei Schichten rund um die Uhr Naschwaren in Thüringen. Nach dem Zweiten Weltkrieg liefen die Nougatriegel unter staatlicher Regie vom Band. 1992 übernahmen Holger Storch und Karl Heinz Einhäuser als Geschäftsführer den Betrieb von der Treuhand. Heute beschäftigt die Firma rund 70Mitarbeiter. Überregionales Aufsehen erregte sie im Jahr 2000. Damals entstand die größte Nougatstange der Welt mit einer Länge von drei Metern und einer Masse von 750Kilogramm.

Bei der Zukunftssicherung setzt das Unternehmen auf hausinterne Nachwuchsförderung. "Wir bilden selbst aus. Sonst lässt sich die Qualität nicht halten", erklärt der Geschäftsführer. Bis sich ein Lehrling zum "Nougatmeister" qualifiziert hat, vergehen aber Jahrzehnte. Inzwischen hat die klassische Nougatstange Konkurrenz aus dem eigenen Haus bekommen. "Frucht- und Fitnessriegel werden immer beliebter", beschreibt Storch ein weiteres Geschäftsfeld. Zuletzt in der Weihnachtszeit machte aber wie stets zum Fest in der Produktpalette der Klassiker das Rennen.