Thüringen Thüringen: Kali-Bergbau wird wiederbelebt

Roßleben/ddp. - Eine quadratische, etwa vier mal vier Meter große Betonplatte gehört zu den wenigen Überbleibseln des 1991 geschlossenen Kali-Bergwerks in Roßleben. Sie verschließt das Mundloch des Schachtes, durch den ab 1903 jahrzehntelang Bergleutehinunter in die Stollen gefahren waren und dort Steinsalz abgebauthatten. 741 Meter ging es in Tiefe, wie eine Tafel auf derBetonplatte verkündet. «1997 ist der Schacht versiegelt worden»,erzählt Roßlebens Bürgermeister Rainer Heuchel (SPD). Das sei, sodachte man vor zehn Jahren, der endgültige Schlusspunkt unter denBergbau hier gewesen.
Vom Kali-Werk sind noch einige Werkhallen sowie zwei große Haldenübriggeblieben, auf denen das unbrauchbare Gestein abgekippt wurde.Die Halden werden heute als Deponie genutzt. Deren Betreiberfirma hatsich im sanierten einstigen Verwaltungsgebäude des Bergwerkesniedergelassen. Ansonsten gleicht das etwa 20 Hektar großeBergwerksgelände den Gewerbegebieten, die es überall im Land gibt.Einige Firmen haben sich hier niedergelassen, auf den unbelegtenFreiflächen wuchert das Unkraut.
Doch mit der Ruhe könnte es bald vorbei sein. Die bundeseigeneGesellschaft zur Verwahrung und Verwertung von stillgelegtenBergwerksbetrieben (GVV) hat das ihr gehörende Bergwerksfeld Roßlebenzum Verkauf ausgeschrieben. Bis zum 31. Januar 2008 können InvestorenInteressenbekundungen zur Ausbeutung der noch rund 200 MillionenTonnen Steinsalz umfassenden Lagerstätte abgeben. Und es gibt bereitsInteressenten. So prüft die Kasseler Kali+Salz AG nach Angaben ihresSprechers Ulrich Goebel derzeit die Beschaffenheit der Lagerstätteund «ob das Ganze wirtschaftlich vertretbar ist». Auch aus Kanada,Weißrussland und von einem Düngelmittel-Hersteller aus China ist nachAngaben von GVV-Geschäftsführer Hans-Joachim Hartwig bereitsInteresse signalisiert worden.
Für die 6000-Einwohner-Stadt Roßleben wäre die Wiederaufnahme desBergbaus «ein Glücksfall», sagt Bürgermeister Heuchel. Schließlichwürde ein Bergwerk mehreren Hundert Menschen Arbeit geben und weitereUnternehmen anlocken. «Wir sind hier eine der strukturschwächstenGegenden Deutschlands», erklärt er. Dass es überhaupt zurNeuausschreibung der Lagerstätte gekommen sei, sei der Stadt zuverdanken: Gemeinsam mit dem Kyffhäuserkreis und den beidenbenachbarten Landkreisen in Sachsen-Anhalt hat Roßleben eine ArtMachbarkeitsstudie für den Kali-Abbau anfertigen lassen. «Wir wissen,wie viel Salz noch vorhanden ist und haben auch mitbekommen, dass derWeltmarkt wegen der gestiegenen Nachfrage leergefegt ist», sagtHeuchel, der früher selbst im Kali-Werk beschäftigt war.
Die Studie schlägt vor, in Roßleben die Neuerschließung derLagerstätte zu beginnen und die hier vorhandene Infrastruktur zunutzen. Da ein Großteil des Vorkommens in Sachsen-Anhalt liege, seiperspektivisch der Bau weiterer Förderanlagen im Nachbarland denkbar,sagt Heuchel.
Noch ist das aber Zukunftsmusik. «Wenn konkreteInteressenbekundungen vorliegen, werden wir von den möglichenInvestoren Konzepte einfordern», erläutert GVV-Chef Hartwig. Immerhinseien umfangreiche Investitionen für die Wiedererrichtung desKali-Werks zu tätigen. Eine Entscheidung über den Verkauf desBergwerkseigentums sei daher wohl erst Ende 2008 zu erwarten.