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Thüringen Thüringen: Eisenacher Autozulieferer verklagt Ford-Konzern

Von Uwe Frost 15.01.2009, 19:31
Der Vorstandsvorsitzende der Mitec AG, Michael Militzer. Der Automobilzulieferer Mitec hat nach eigenen Angaben Klage gegen den Ford-Konzern wegen Vertragsbruchs eingereicht. (FOTO: DPA)
Der Vorstandsvorsitzende der Mitec AG, Michael Militzer. Der Automobilzulieferer Mitec hat nach eigenen Angaben Klage gegen den Ford-Konzern wegen Vertragsbruchs eingereicht. (FOTO: DPA) dpa-Zentralbild

Eisenach/ddp. - Zum einen meint er das aus seiner Sicht unüblichejuristische Vorgehen eines kleinen Mittelständlers gegen einen großeninternationalen Autokonzern. Vor allem aber meint der Chef desFamilienbetriebs das Vorgehen des Konzerns selbst. Es geht um Fordund eine Schadenersatzklage wegen Vertragsbruchs, die Militzer beimLandgericht Meiningen eingereicht hat.

Militzer lässt sich Zeit, als er am Donnerstag in seinem Werk inEisenach den Journalisten die Hintergründe des Rechtsstreitserläutert. Ihren Anfang nahm die Geschichte 2001, als Ford demEisenacher Familienunternehmen den Auftrag erteilte, jährlich 450 000der «Balancer» genannten Getriebe zu liefern. Militzer baute dafürextra ein neues Werk in der Nähe von Eisenach und investierte knapp18 Millionen Euro. 2005 wurden noch einmal elf Millionen Euroinvestiert - im Einvernehmen mit Ford, wie Militzer sagt.

Der Konzern begleitete die Fertigung von Anfang an und nahmEinsicht in alle Konstruktionsunterlagen. Das sei in der Brancheüblich, schließlich seien beide Seiten daran interessiert, dass dieQualität der Erzeugnisse garantiert wird.

Durch Zufall sei Mitec 2006 darauf aufmerksam geworden, dass Fordoffenbar einen billigeren Hersteller für die Getriebe suchte und inMexiko fand. Dort würden die Getriebe nach den Originalplänennachgebaut, und zwar einschließlich der technischen Veränderungen,die Mitec zur Kostenreduzierung vorgeschlagen und die Ford auchbezahlt, deren praktische Umsetzung der Konzern aber abgelehnt hatte.Stattdessen teilte Ford den Eisenachern Anfang 2007 mit, dass mankünftig keine Getriebe mehr abnehmen werde.

Der Vertrag selbst aber wurde nach Darstellung Militzers niegekündigt, ist nach seiner Auffassung mindestens bis 2009, eventuellsogar bis 2011 gültig. Genau das will er jetzt vom Gericht klärenlassen. Verhandelt werden soll zunächst nur eine Teilklage über einehalbe Million Euro. Den Gesamtschaden bezifferte er für 2008 auf 20Millionen Euro.

Militzer nennt das Vorgehen von Ford beispiellos. Üblich sei,einem Zulieferer eine etwa einjährige Ausstiegsfrist einzuräumen,wenn dieser Preise anderer Zulieferer nicht mehr unterbieten könneoder wolle. Ein Vergleichsangebot von Ford über eine Million Eurolehnte Militzer als inakzeptabel ab.

Statt dessen hat der Chef des Familienbetriebs Ford verklagt. Ersieht sich dabei durchaus als Vorreiter. »Alle in der Branche denkendasselbe, nur getraut sich keiner, es auch auszusprechen«, sagtMilitzer mit Blick auf den Kostendruck, den die Autohersteller aufdie Zulieferer ausübten.

Der Streit hat nach Angaben Militzers dazu geführt, dass Mitec2008 erstmals einen Verlust einfuhr. Dennoch sieht Militzer denBestand des Unternehmens mit derzeit etwa 850 Mitarbeitern nichtgefährdet. Es biete ein breites Sortiment an Zulieferteilen an undzähle fast alle anderen großen Autohersteller zu seinen Kunden. »Aberdas Ganze kostet uns mindestens drei Jahre Entwicklungszeit«, sagtMilitzer.

Die derzeitige weltweite Absatzkrise der Automobilindustrie treffedas Unternehmen ungleich härter. Auch andere Firmen reduziertenderzeit ihre Bezüge. Militzer hofft, dass die Krise nicht nur zumAbbau der Überkapazitäten führt, sondern auch die Beziehungenzwischen Autoherstellern und Zulieferern normalisiert.