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Thalheim Thalheim: Guardian macht sein Glück mit Glas

Von CHRISTINE KRÜGER 12.05.2010, 17:26

BITTERFELD-WOLFEN/MZ. - Der Volksmund ist rigoros: "Glück und Glas - wie schnell bricht das." Doch davon hält Ralf Greiner gar nichts. Der Marketing-Chef des Flachglasherstellers Guardian in Thalheim (Landkreis Anhalt-Bitterfeld) ist darauf bedacht, dass eben nichts kaputt geht.

Viele Aufträge des Unternehmens, dessen Stammhaus in Detroit steht und das weltweit agiert, kommen aus dem Architektur-Bereich, und man kann sie durchaus als spektakulär bezeichnen. Die Sonne an Dubais Himmel zum Beispiel spiegelt sich in Thalheimer Glas. Die Sonnenschutzgläser der Fassade des Burj Chalifa, das mit 828 Metern höchste Bauwerk der Welt, kommen komplett aus den Guardian-Fertigungslinien. Derzeit arbeiten die Thalheimer für ein neues Highlight: Die Elbphilharmonie am Hamburger Hafen wird ihre Handschrift tragen. Sie stellen das Glas für die eigenwillige Fassade her - 21 500 Quadratmeter. Für rund zwölf Millionen Euro entsteht hier die teuerste Glasfassade, die Deutschland je gesehen hat.

Gebogene Scheiben

Die Anforderungen, erklärt Greiner, sind extrem hoch. Die Scheiben sind gebogen, dreidimensional und mit speziellen Beschichtungen und verschiedenen Drucken versehen. Funktionsgläser herzustellen, die diesen Anforderungen an Verarbeitung und Anwendung genügen, so der Experte, "das konnten nur wir. Das kann nicht jeder sofort kopieren." Die Gläser, wie sie für die Philharmonie verwendet werden, gab es bis dato nicht. Sie wurden dafür hier entwickelt. Vor drei Jahren kam der Kontakt zwischen Architekt, Bauherr und Produzent zustande. Jetzt werden die Spezialgläser bereits eingebaut.

Forschung und Entwicklung spielen für den Guardian-Standort Thalheim eine wichtige Rolle. "Forschungszentren hat Guardian in Detroit (USA) und Luxemburg. Wir arbeiten eng mit ihnen zusammen, um flexibel auf die lokalen Anforderungen reagieren zu können", erklärt Greiner. "Wir haben Produkte, die sehr hoch entwickelt sind, die sehr viel Know-how brauchen. Forschung und Entwicklung sind zwingend notwendig, damit die Produktion auch hier bleibt."

Neues Geschäftsfeld Solar

Innovatives Herzstück des Betriebes ist die Beschichtungsanlage. Wer hier die Nase vorn hat, hat sie auch anderswo vorn. Die Konkurrenz ist groß. Allein in Sachsen-Anhalt gibt es vier Flachglaswerke, hinzu kommt das Werk im sächsischen Torgau in der Nähe von Bitterfeld-Wolfen. "Fünf Glashütten - das ist die größte Dichte Europas", sagt der Experte.

So haben sich die Thalheimer jetzt eine neue Nische erschlossen: die Produktion von Glas für die Solarindustrie. Das sei zwar technisch anspruchsvoll, so Greiner, die Arbeit für den Architekturbereich aber sei natürlich spektakulärer. "Allein die Hamburger Philharmonie: Das ist sehr aufwendig. Aber es sieht eben auch ein bisschen anders aus - es kommen ganz eigentümliche Reflexionen zustande", schwärmt er.

Seit 1996 produziert der amerikanische Konzern Guardian in Thalheim Flachglas, wo 310 Mitarbeiter beschäftigt sind. Am Tag werden in ununterbrochenem Prozess circa 600 Tonnen hergestellt.