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Textilien Textilien: Toys'R'Us nimmt Baby-Lätzchen aus Regalen

20.08.2007, 14:00

Köln/dpa. - Die Waren seien seit vergangenemFreitag (17. August) aus dem Verkauf entfernt worden, sagte eineSprecherin der deutschen Unternehmenstochter am Montag in Köln.Betroffen seien Produkte des Herstellers Hamco sowie weitere Lätzchenanderer Hersteller. In den USA hatte die Handelskette wegen erhöhten Bleigehalts eine Million in China produzierter Lätzchen aus denRegalen genommen. Kunden könnten bereits gekaufte Ware gegenErstattung des Kaufpreises in den Filialen zurückgeben, hieß es.

Erst vor wenigen Tagen hatte der US-Spielzeugriese Mattelebenfalls in China hergestellte Spielzeuge zurückgerufen. Der Skandalum gesundheitsgefährdende Produkte droht nun die Handelsbeziehungenzwischen Europa und China zu stören. EU-Handelskommissar PeterMandelson wies in Brüssel Vorwürfe aus Peking zurück, das Vorgeheneuropäischer Unternehmen sei politisch motiviert und beruhe aufVorurteilen gegenüber China. «Ich werde europäische Unternehmenentschieden unterstützen, die Ware zurückweisen müssen, diegefährlich für Verbraucher, darunter Kinder, ist. Das ist nicht eineFrage des Handels, sondern der Gesundheit», sagte der EU-Kommissar.

Die Rückrufe zeigten, dass die Selbstkontrollmechanismen derHersteller funktionierten, sagte der Pressereferent des nordrhein-westfälischen Verbraucherschutzministeriums, Wilhelm Deitermann.Auch für den Bundesverband des Spielwaren-Einzelhandels (BVS) inKöln belegen die Rückrufe eine funktionierende Selbstkontrolle. Ergehe davon aus, dass aufgrund der Rückrufe auch die Produktqualitätder in China hergestellten Spielwaren mittelfristig besser werde,sagte der stellvertretende BVS-Geschäftsführer Steffen Kahnt. «DieHersteller dort wollen schließlich weiterhin im Geschäft bleiben.»

Der TÜV Süd, der jährlich rund 20 000 Konsumgüter auf Mängelprüft, warnte vor einer pauschalen Verurteilung. «Mir gefällt esnicht, dass China immer so schlecht gemacht wird», sagte der Leiterdes Produktmanagements beim TÜV Süd Product Service, Andreas Bauer,in München der dpa. Auch in Deutschland gebe es schwarze Schafe. Daein Großteil der Konsumgüter in den Geschäften aber aus China stamme,seien diese Produkte bei den beanstandeten Waren überproportionalvertreten. Insgesamt würden heute wesentlich mehr Waren kontrolliertals früher. «Die Produkte sind sicherer denn je.» Allerdings habe die«Geiz-ist-Geil-Mentalität» der Verbraucher die Hersteller dazugebracht, immer günstiger zu produzieren. Von extrem billigenSpielwaren sollten die Kunden die Finger lassen.

Nach Berichten über giftige Chemikalien in Kinderkleidung ausChina hat unterdessen das neuseeländische Verbraucherministerium einesofortige Untersuchung angekündigt. Es würden Stichproben genommenund getestet, teilte das Ministerium mit. Es riet Eltern, alleKleidungsstücke vor dem ersten Tragen gründlich zu waschen. Einneuseeländisches Fernsehmagazin hatte eine Untersuchung in Auftraggegeben, die hohe Konzentrationen der Krebs erregenden ChemikalieFormaldehyd in T-Shirts und Schlafanzügen aus China nachwies.

Die meisten Handelskonzerne kontrollieren nach Angaben derAußenhandelsvereinigung des Deutschen Einzelhandels (AVE) vor Ort dieQualität ihrer Lieferanten. So setze die METRO-Gruppe (u.a. Kaufhof,real) auf die Kontrolle örtlicher Hersteller durch Organisationen wieetwa den TÜV, sagte METRO-Sprecher Martin Brüning. Auch bei Karstadtmüssen sich nach Angaben von Sprecher Michael Scheibe die Lieferantenaus Asien zur Einhaltung von Qualitätsstandards verpflichten. «Daswird auch kontrolliert», sagte er. Karstadt habe seine Einkaufsbürosnach dem Rückruf von Mattel in Asien angewiesen, die Lieferanten nochintensiver zu überprüfen. Einen Umsatzeinbruch bei Spielwaren habe esbislang nicht gegeben.

Ähnliches gilt für den Modediscounter Takko, der nach eigenerAussage seine Artikel in einem mehrstufigen Prozess intern und externauf etwaige Belastungen kontrolliert. «Unabhängige, akkreditiertePrüfinstitute begleiteten den gesamten Herstellungsprozess undHandelsweg», sagte eine Unternehmenssprecherin. Der VersandhändlerOtto prüft Qualität und Schadstoffbelastung an mehreren Stelleninnerhalb der Herstellungs- und Lieferkette. «Die erste Kontrolle istnoch vor Ort. Dann haben wir außerdem noch ein eigenes Institut fürdie Prüfung», sagte ein Firmensprecher. «Als Handelshaus ist das eineabsolute Notwendigkeit», erklärte er.